Ein wechselvolles Schicksal – 100 Jahre Gartenstadt Staaken

Ein Jahrhundert erfolgreiches genossenschaftliches Engagement

Grundschule in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)
Grundschule in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)

Auf sein hundertjähriges Bestehen blickte im vergangenen Monat die Gartenstadt Staaken zurück – ein Jubiläum, auf das die Gartenstädter mit Recht stolz sind. Hat sich doch der genossenschaftliche Gedanke über ein ganzes Jahrhundert erhalten und ist heute ebenso aktuell wie zu Zeiten der Gründung der Siedlung.

Als ein kleines gallisches Dorf bezeichnete Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank während seiner Festrede die Gartenstadt, der es nie an Kraft und Beharrungsvermögen gegenüber dem nahe gelegenen Spandau gefehlt hat. Die Gartenstadt habe zu Spandau ein ähnliches Verhältnis wie Spandau zu Berlin, fügte er schmunzelnd hinzu und freute sich ganz besonders, in Staaken willkommen geheißen zu werden.

Linderung der Wohnungsnot nach den Idealen der Gartenstadtbewegung

Wohnungen in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)
Wohnungen in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)

Mit der Errichtung der Gartenstadt Staaken sollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die große Wohnungsnot in Spandau gemindert werden. Für die Beschäftigen der Königlichen Werkstätten entstand außerhalb der Stadt Spandau in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Staaken auf dem Gelände zwischen der Lehrter Bahn und der Hamburger Bahn die Gartenstadt Staaken.

Das 350.000 qm große Gelände, auf dem ursprünglich eine Fabrik der Eisengießerei Schwartzkopff geplant war, wurde der im Jahr 1913 gegründeten Genossenschaft in Erbpacht übertragen und bereits im Sommer 1914 fand das Richtfest für die ersten Wohnhäuser statt.

Die ersten von 162 fertigen Wohnungen wurden am 1. Dezember 1914 bezogen. Ausführender Architekt war der damals erst 29 Jahre alte Paul Schmitthenner, der hier die Ideale Gartenstadtbewegung realisierte. Um der Enge der Berliner Mietskasernen zu entfliehen und die Verbindung der Fabrikarbeiter zur Natur wiederherzustellen, wurde jeder Wohnung ein kleiner Garten zugeordnet.

Bezahlbares und gleichzeitig lebenswertes Wohnen in einer Genossenschaft

Kaufhaus in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)
Kaufhaus in der Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)

Schon bei der Entstehung der Gartenstadt galt die Devise, aus wenig viel zu machen und so stand der Architekt vor der Aufgabe, hier ein Modell für bezahlbares und gleichzeitig lebenswerten Wohnens zu konzipieren. Das ist gelungen, denn er schaffte es, tausend Wohnungen in nur fünf Haustypen unterzubringen und dennoch ein Bild der Abwechslung zu schaffen. Es fällt kaum auf, dass sich Fenster und Türen bei den verschiedenen Haustüren aus Kostengründen wiederholen.

Die gewählte genossenschaftliche Organisationsform bedeutet für die Mitglieder ein Höchstmaß an Demokratie und Selbstbestimmung, in der jeder bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Auch heute noch bietet die Genossenschaft ihren Mitgliedern bezahlbaren und sicheren Wohnraum. Gegründet wurde die Genossenschaft mit nur acht Mitgliedern, aus denen im Laufe des Jahrhunderts 2100 Mitglieder wurden.

Getrennt durch den Mauerbau

Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)
Gartenstadt Staaken (Foto: Ralf Salecker)

Die Gartenstadt Staaken hat aber auch im Laufe ihrer hundertjährigen Geschichte ein wechselvolles Schicksal hinter sich und ist als Siedlung im Schatten der Mauer in die Annalen eingegangen. Am 1.2.1951 wurde der Westteil Staakens vom Bezirk Spandau getrennt und unter Ost-Berliner Verwaltung gestellt. Die Sektorengrenze verlief seitdem genau in der Mitte des Finkenkruger Weges und fiel erst durch die Öffnung der innerdeutschen Grenze am Grenzübergang Torweg am 27.5.1990.

Die Gartenstadt Staaken gehört heute zu den bedeutendsten Berliner Bau- und Gartendenkmälern des 20. Jahrhunderts. Sie umfasst Ein-, Zwei- und kleine Mehrfamilienhäuser, die fast alle mit einem dazugehörigen Garten ausgestattet sind.

Jubiläumsfeier zum 100jährigen Bestehen

Das hundertjährige Bestehen wurde mit einem großen Festwochenende gefeiert, an dem viele Vereine und Unterstützer aus Staaken als Akteure mit eingebunden und zu einem wunderbaren Fest beigetragen haben. Bei der Organisation der 100-Jahrfeier wurde auf bekannte Spandauer Unternehmen zurückgegriffen. Breker Events war mit dem Aufbau des Festzeltes und der technischen Abwicklung betraut, das Catering lag in den Händen von fces catering und eventservice.

Bereits am Freitag des Festwochenendes fand in einem eigens aufgebauten Festzelt am Ungewitterweg ein feierlicher Festakt mit vielen Gästen aus Politik und Wirtschaftstatt. Helmut Kleebank überbrachte seine Grüße aus dem Spandauer Rathaus und als Festredner wurden der Geschäftsführer des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-und Immobilienunternehmen e.V., Dr. Christian Lieberknecht, und der Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des BBU (Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V.), Dr. David Eberhart, begrüßt.

Spandauer Media Verlag
Spandau heute
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About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)