Kunstvolle Taschen in der Spandauer Zufluchtgemeinde

Gemütliche Bastelrunde mit Frühstück im Falkenhagener Feld

Kunstvolle Recycling-Taschen in der Zufluchtgemeinde im Falkenhagener Feld (Foto: Ralf Salecker)
Kunstvolle Recycling-Taschen in der Zufluchtgemeinde im Falkenhagener Feld (Foto: Ralf Salecker)

Aus den Augen aus dem Sinn! So geschieht es tagtäglich mit unseren Einkaufstaschen, die wir aus dem Supermarkt mit nach Hause nehmen. Gleiches gilt für Verpackungen aus Kunststoff. Angefangen beim Kaffee bis zum Katzenfutter, alles ist in manchmal aufwändig bedruckte Plastikverpackungen gehüllt. In der Zufluchtgemeinde im Falkenhagener Feld an der Westerwaldstraße hat sich eine Gruppe die Frage gestellt, ob wir nicht einen anderen Weg gehen können und mit dem „Müll“ etwas fantasievoller umgehen.

Man(n) oder hier „frau“ kann. Das ist die kurze aber vielversprechende Antwort. Material wieder zu verwerten oder wieder zu verwenden ist eigentlich sehr leicht. Ein paar Experimente waren schon notwendig, aber nun geht es wie am Schnürchen. Immer dienstags ab 9 Uhr früh treffen sich die Frauen aus der Zufluchtgemeinde im Kellergeschoss der Kirche zu einem gemütlichen Frühstück, um dann ab 10 Uhr mit dem gemeinsamen basteln zu beginnen. Weitere Mitstreiter, egal, ob Männlein oder Weiblein jeglichen Alters, sind gerne gesehen.

Taschen aus Verpackungsmaterialien

Es muss nicht immer Samt und Seide oder Leder sein. Hippe Taschen lassen sich auch aus Verpackungen fertigen. Anderswo machen es angesagte Designer, in Spandau, im Falkenhagener Feld, kann es jeder.

Zwei Wege werden beschritten. Einkaufstüten aus Plastik werden so in schmale Streifen geschnitten, dass immer Ringe das Ergebnis sind. Diese werden als Schlaufe miteinander verbunden. Mit diesem kleinen Trick ist sichergestellt, dass keine unregelmäßigen Knotenabstände entstehen. Außerdem geht die Arbeit so schneller von der Hand. Im zweiten Schritt werden die entstandenen „Schnüre“ zu Taschen gehäkelt. Der Formenvielfalt ist nur durch die eigene Fantasie eine Grenze gesetzt.

So bunt, wie die verwendeten Einkaufstüten sind, so vielfarbig können die daraus gehäkelten Taschen werden. Im gehäkelten Endprodukt ist vom ursprünglichen Werbedruck nichts mehr zu erkennen. Einzig die Farbkombinationen tauchen als abstraktes wiederholendes Element auf.

Normale Einkaufstüten ergeben recht feste Taschen. Nimmt man dagegen als Ausgangsmaterial Müll- oder Gefrierbeutel von der Rolle, dann erhält man einerseits einfarbige, eher pastellfarbene Ergebnisse und zum anderen sind die daraus gehäkelten Taschen viel weicher.

Etwas anders sieht es aus, wenn z.B. Kaffee-Verpackungen oder ähnliches als Ausgangsmaterial eingesetzt werden. Flach ausgelegt und in der gewünschten Kombination zusammengestellt, können mit einer handelsüblichen Nähmaschine problemlos Taschen mit Werbemotiven genäht werden. In der Kombination von silberneren oder goldenen einfarbigen Innenverpackungen mit bunt bedruckten Außenverpackungen lassen sich bewusst Logos und Werbesprüche in den Vordergrund  stellen.

Im Designerladen würden man dafür eine Stange Geld bezahlen müssen. In der Zufluchtgemeinde wird für das Sommerfest am 25. August gebastelt. Alle die schon vorher eine Tasche haben wollen, müssen sich bis dahin gedulden. Es ist ja nicht mehr lange hin …

Klönen und basteln

Wenn alle gemütlich beim Kaffee trinken oder anschließend beim Basteln zusammen sitzen, wird neben der Arbeit das restliche Leben nicht vergessen. Während der fast „meditativen“ Arbeitsschritte bis zum fertigen Produkt lässt sich munter klönen. Darum geht es eigentlich. Sie auszutauschen über „Gott und die Welt“, nicht im religiösen sinne, wie manch einer möglicherweise unterstellen mag, weil es ja schließlich in den Räumen einer Kirche stattfindet, sondern frei von der Leber weg, über alle Themen, die der Alltag so bietet.

Unbeschwerte Kommunikation, mal spaßig, dann wieder ganz ernsthaft. Beim Reden kommt man sich näher. Besser als den Tag vor der Glotze zu verbringen ist es allemal. Wer die nette Stimmung einmal erlebt hat, wird dem Fernseher nicht so schnell wieder den Vorzug geben. Jeder richtet einmal das Frühstück aus, so dass sich Arbeit und Vergnügen gleichmäßig auf alle Schultern verteilen. Auch wenn jetzt eher die etwas ältere Generation vertreten ist, wären auch die Jüngeren herzlich willkommen!

Bastelgruppe in der Evangelischen Zufluchtskirchengemeinde

Ralf Salecker

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)