BVG-Fähre F10 "Lichterfelde" an der Algestelle Wannsee (Foto: Ralf Salecker)

Neues Fährschiff in Kladow

BVG-Fährlinie F10 bekommt Nachwuchs

BVG-Fähre F10 Lichterfelde an der Anlegestelle in Wannsee (Foto: Ralf Salecker)
BVG-Fähre F10 Lichterfelde an der Anlegestelle in Wannsee (Foto: Ralf Salecker)

Jetzt, da der Winter kräftig Einzug hält, wird kaum einer den Gedanken an eine „Dampferfahrt“ verschwenden wollen. Trotzdem gibt es Erfreuliches über Berlins beliebteste BVG-Fährlinie, die F10 von Kladow nach Wannsee, zu berichten. Seit dem 20. Januar 6 Uhr früh ist dort ein neues Schiff mit dem Namen Wannsee in Betrieb, welches mehr Komfort auf der Strecke von Wannsee nach Kladow und umgekehrt bietet. Erbaut wurde es in der Lux-Werft in Mondorf.

Die Verträge für sechs BVG-Fährlinien liefen Ende 2013 aus. Auf fünf Linien sind ab Anfang 2014 neue Schiffe unterwegs. Auf vier Fährstrecken, betrieben von der „Weißen Flotte aus Strahlsund, erfolgt der Antrieb mit Elektromotoren. Im Fall der Fälle sorgt ein Generator für ausreichende Sicherheit. Einzig im Fall der Ruder-Fähre ist noch keine Entscheidung getroffen.

Mehr Platz für Fahrräder auf der neuen BVG-Fähre

Das mit einem schadstoffarmen Dieselmotor angetriebene Schiff der Stern und Kreisschifffahrt ist mit 45 Metern merklich länger als seine Vorgängerschiffe MS Kohlhase (24 m, Baujahr 1954) und MS Lichterfelde (36 m lang, Baujahr 1896). Bis zu 300 Personen können damit von Spandau nach Zehlendorf wechseln.

Während Radfahrer gerade an besonders schönen Tagen oft bangen mussten, ob noch ein Platz für den Drahtesel frei ist, können nun bis zu 60 Fahrräder transportiert werden. Rollstuhlfahrer können sich freuen. Über eine behindertengerechte Hydraulikrampe ist es nun ein leichtes, an Bord zu gelangen. Der beheizbare Fahrgastraum mit 152 Sitzplätzen (davon sind 116 Festplätze und 36 Klappsitze) ist behindertengerecht ausgebaut. Fünf Rollstühle finden dort Platz. Diese Annehmlichkeiten lassen es verschmerzen, dass Spandaus Fähre nicht, wie die übrigen vier Fährlinien der BVG in Berlin, mit einem Elektroantrieb und Solarstromversorgung ausgestattet sind. Andererseits dürfte es bei einem Schiff dieser Größe schwierig sein, mit einem Elektroantrieb unterwegs zu sein.

Kein Oberdeck für Sonnenhungrige

Wer es vorher immer genossen hat, sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen, wird nun auf der „Wannsee“ darauf verzichten müssen. „Wir sind BVG-Fähre und kein Ausflugsdampfer“, erklärt die BVG-Sprecherin Petra Reetz. Natürlich ist dies kein Beinbruch. Schade finde ich es trotzdem. Auch wenn es „nur“ eine BVG-Fähre ist, bezog die Strecke bisher ihre Attraktivität auch durch die frische Brise und den freien Blick auf Havel und Wannsee. Als Radfahrer freut mich aber das deutlich erhöhte Platzangebot für Radler. Dafür bin ich auch zu Kompromissen bereit.

Andere sehen dies deutlich kritischer. Es stellt sich die Frage, ob die Bedürfnisse der Kundschaft nach einem sinnlichen Fahrterlebnis mit einen simplen Verweise auf die reiche Beförderungsleistung abgetan werden kann. Auf die Spitze getrieben fragen sich manche, wann auch diese BVG-Fähre nur noch mit beschränktem Blick auf die Umgebung möglich sein wird, weil dann die Fensterflächen vollständig mit Werbefolien beklebt sind. Dann wird das Fahrterlebnis über den Wannsee nichts anderes mehr sein, als eine Fahrt mit der U-Bahn.

Aus touristischer Sicht muss diese Entscheidung kritisiert werden. Der Verweis darauf, dass es sich schließlich „nur“ um eine 20-minütige Fahrt handelt, bei der ein sinnlicher Komfort nicht notwendig ist, scheint doch sehr technokratisch. ahrgäste gewinnt man durch die Attraktivität des Angebots. Mehr Platz für Fahrgäste, ein größeres Angebot für Radfahrer und komfortable Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer sind zweifelsohne ein wichtiger Pluspunkt. Trotzdem darf man den Erlebniswert dabei nicht aus den Augen verlieren. Ein in qualitätiv hochwertiges Angebot fördert die Nachfrage, dabei sollten Sinnlichkeit und Funktionalität Hand in Hand gehen.

Wannsee und Kladow sind touristisch interessante Ziele, die nicht allein unter dem Primat einer reinen Beförderungslesitung gesehen werden dürfen.

 

Informationen zu den Fahrtzeiten der Fähre F10 gibt es auf der Internetseite der BVG

(Stand Dezember 2013) Dort kann man auch ein PDF-Dokument herunterladen.

Die Fähre verkehrt stündlich werktags zwischen 6 und 19 Uhr (im Winter bis 18 Uhr), samstags von 7 bis 19 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr (im Winter bis 16 Uhr). Zur Hauptsaison teilweise sogar länger.

Start 6:00: S-Wannsee Brücke B. Anschließend immer stündlich in Richtung Alt-Kladow.

Von Alt-Kladow startet die Fähre um 6:31 Uhr. Die Fahrtzeit beträgt 20 Minuten

LINKS: Uferwege und “Nahe am Wasser”

 

 

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)