Old Texas Town – Die Westernstadt in Siemensstadt

Cowboys mitten in Spandau

Main-Street in Old Texas Town, der Westernstadt im Spandauer Ortsteil Siemensstadt. (Foto: Ralf Salecker)
Main-Street in Old Texas Town, der Westernstadt im Spandauer Ortsteil Siemensstadt. (Foto: Ralf Salecker)

In meiner Kindheit war das „Cowboy und Indianer“-Spiel weit verbreitet. Heute geht man nicht mehr auf die Straße, sondern nutzt die Zeitmaschine Computer, um spielerisch in diese Zeit einzutauchen. Auch in den Kinos werden Westernfilme nur noch ab und an gezeigt. Man gewinnt den Eindruck, dass die große Zeit der Westernromantik vorbei ist. Doch weit gefehlt! Country-Musik und Line-Dance finden zahlreiche begeisterte Fans. So gibt es in ganz Deutschland viele Vereine, deren Mitglieder sich mit viel Leidenschaft dem Western widmen. Ein ganz besonderer befindet sich in der Spandauer Siemensstadt.

Schon 1980 sang die deutsche Country-Gruppe Truck Stop „Old Texas Town, die Westernstadt, liegt mitten in Berlin“. Jeder kann sich davon überzeugen, dass dies nicht einfach nur ein nettes Lied ist: Es gibt sie wirklich, die Westernstadt – an der Pausternstraße 18 in Spandau. Rund zwanzig Gebäude gruppieren sich dort um die Main-Street. Fast hätte sie dem Siemensstadtpark, einem Einkaufszentrum, weichen müssen, an dessen Nordseite sie liegt. Dazu kam noch die Planung einer Mehrzweckhalle, die wiederum dazu führte, dass ein größeres Stück des Geländes aufgegeben und ein paar Häuser weichen mussten. Nur mit viel Glück, Verständnis und Engagement ist es trotz allem gelungen, die einzigartige Anlage als solche zu erhalten.

Museum in Old Texas Town, der Westernstadt im Spandauer Ortsteil Siemensstadt. (Foto: Ralf Salecker)
Museum in Old Texas Town, der Westernstadt im Spandauer Ortsteil Siemensstadt. (Foto: Ralf Salecker)

Ich hatte das Vergnügen, von Ralf Keber alias Jack Hunter durch die Stadt geführt zu werden. Enthusiastisch erzählte er von ihrer Geschichte und den Plänen für die Zukunft.

Es ist leicht, vom Anblick der Stadt begeistert zu sein. Schließlich handelt es sich nicht einfach um eine Kulisse, hinter deren Fassade man tunlichst nicht schauen sollte. Hier stehen vielmehr echte Häuser, die man auch betreten kann. Größter Versammlungsort ist Marys Saloon, benannt nach der Frau des 2008 verstorbenen Vereinsgründers und ehemaligen Bürgermeisters der Stadt, Ben Destry, der mit bürgerlichem Namen Fritz Walter hieß. 160 Sitzplätze, die sich im Erdgeschoss und der ersten Etage verteilen, bieten Platz für viele Gäste. Square-Dance-Veranstaltungen und Konzerte begeistern Zuschauer und Teilnehmer gleichermaßen.

Die Stadt hat noch vieles mehr zu bieten. An der Straße liegen die Bank of Texas, eine Kirche, in der auch schon geheiratet wurde, und das obligatorische Gericht einschließlich Gefängnis. Dazu kommen eine Schmiede, ein General-Store und eine Bank, in der die Eintrittskarten für den Tag der offenen Tür erworben werden können. Auf einer alten Presse werden Steckbriefe gedruckt. Eine originalgetreu nachgebaute Wells-Fargo-Kutsche steht am Straßenrand. Bald wird es wieder ein Bergwerk geben. Ganz im Westen der Stadt befinden sich das Fort, vor dem der Nachbau einer Kanone steht, und daneben der Friedhof. Sehenswert ist auch ein Museum, welches sich u. a. den Indianern des Wilden Westens widmet. Aufwändig geschneiderte Kostüme sind dort zu sehen.

Die wechselvolle Geschichte des Vereins „Cowboy Club Old Texas Berlin 1950 e.V.“ und der Westernstadt reichen weit in die Vergangenheit zurück. Bereits 1939 gab es mit dem „Berliner Cowboy-Club“ einen Vorläufer, der aber nur wenigen bekannt war. Nach dem Krieg wurden von den Alliierten erst einmal alle Vereine verboten. Die Amerikaner, in deren Sektor Siemensstadt lag, waren anscheinend von der Idee des Vereins sehr angetan. So stand seiner Neugründung im Jahr 1950 nichts mehr im Wege.

Besucher haben die Gelegenheit, allmonatlich beim Tag der offenen Tür echte Westernluft zu schnuppern. Wer vom Virus infiziert wurde, kann dem Verein beitreten. Aktive Mitstreiter sind gern gesehen.

Ralf Salecker

Cowboy Club Old Texas Berlin 1950 e.V.

1. Vorsitzender: Ralf Keber (Jack Hunter)
Pausternstr. 18
13629 Berlin
www.old-texas-town.de
Tel: 030 – 202 55 910
E-Mail: oldtexas@web.de

Öffentliche Verkehrsmittel:
U-Bahn Linie 7 Pausternstraße
Bus 133, Gartenfelder Straße/Paulsternstraße
Bus 139, Paulsternstraße

Zu finden ist die Westernstadt an der Nordseite des Einkaufszentrums Siemensstadt Park.

Tag der offenen Tür

jeder 1. Samstag im Monat; 18:30 bis 2:00 Uhr; Öffnungszeiten ab Mai: ab 18:30 Uhr
(Januar/Februar geschlossen)
Die Häuser können von 18:30 bis 19:30 besichtigt werden.

Eintrittspreise

Sitzplätze: 10,00 €, Stehplätze: 8,00 €
Kinder in Begleitung Erwachsener: 3,00 €
Kartenbestellung montags bis donnerstags
17.00-19.00 Uhr Karin Keber  03322/ 4395453

Kartenbestellung und Abholung

Reservierungen:
montags bis donnerstags 17.00-19.00 Uhr
Karin Keber 03322/ 4395453 (in den Schulferien nur per E-Mail)
E-Mail: oldtexas@web.de
Abholung:
Samstag: 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Sonntag: 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr
In der Historischen Westernstadt
Paulsternstraße 18
13629 Berlin-Spandau
An der Abendkasse: Nur nach Absprache oder nach vorheriger Überweisung des Eintrittsgeldes; nicht reservierte Restkarten.
Bestellte Karten müssen bis 14 Tage vor der Veranstaltung abgeholt werden, ansonsten verfällt die Reservierung!

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)