Plakat-Aktion gegen Fluglärm in Spandau

Kladower sind gegen die Flugroutenänderung

Die Bürgerinitiative „Spandauer Süden gegen Fluglärm“ (BISS ) machte am  Mittwoch mit einer Plakat-Aktion beim Baustadtrat Carsten Röding auf die geänderten Flugrouten des neuen Großflughafens aufmerksam. Sie betonten ausdrücklich: „Wir haben nichts gegen den Flughafen, nur gegen die geänderten Flugrouten.“

Carsten Röding hat sich in einem Brief an die Senatsverwaltung gewandt, mit der Bitte, die Spandauer Belange zu beachten.

Der Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) ist sehr weit von Spandau entfernt. Mehr als 25 Kilometer liegen zwischen dem BBI und Kladow.

Im Zusammenhang mit dem Planfeststellungverfahren wurden 2004 die beabsichtigten Flugrouten für die zwei parallelen Start- und Landebahnen des zukünftigen Flughafens veröffentlicht. Eine Fluglärmkommission wurde gegründet, in der alle betroffenen Gebiete vertreten waren. Passend zu den Flugrouten wurden Lärmbelastungszonen ausgewiesen. Man stellte sich auf die zu erwartenden Bedingungen ein. Nur Brandenburger Gebiet schien betroffen, da praktisch alle Flüge südlich von Berlin entlang führten. Aktuell führen nur wenige Flüge nach Norden über Berlin (Lichterfelde, Neukölln) hinweg. Bei Flughöhen von etwa 3000 Metern stören sie kaum. Das kann sich zukünftig ändern.

Am 6. September letzten Jahres legte die Deutsche Flugsicherung der Lärmschutzkommission neue, völlig abweichen Routen vor. Begründet wurde dies mit einer EU-Richtlinie, die aus Sicherheitsgründen ein Abknicken der Flugrouten nach dem Start um 15 Grad notwendig machte. Ein paralleles Starten sei aus wirtschaftlichen Gründen „unverzichtbar“. Das klingt fast so, wie „alternativlos“, was es immerhin zum Unwort des Jahres 2011 brachte. Der Ärger über diese Änderungen schlug schnell große Wellen.

Voraussichtliches neues Anflugverfahren, nach den Vorstellungen der Deutschen Flugsicherung

  • Rollbahn 07
  • Rollbahn 25

Flugzeuge können nicht Starten und Landen, wie so wollen. Ein Start ist nur gegen den Wind möglich. Der Wind kommt im Berliner Raum zu 65 Prozent aus dem Westen und zu 35 Prozent aus dem Osten. Der geplante Knick geht mit 50 Grad weit über die „sicheren“ 15 Grad hinaus und führt damit stärker über das Berliner Stadtgebiet.

Der Süden Berlins und eben auch Spandau liegen in diesem Start- und Landekorridor und müssen mit deutlich mehr Fluglärm rechnen. Die neuen vorgeschlagenen Routen berühren auch den südlichen Wannsee. Überflughöhen von 1000 bis 2000 Meter könnten in Spandau die Regel werden. Sie finden nachweislich jetzt schon statt.

Wenn demnächst der Flughafen Tegel seinen Betrieb einstellen wird, werden dessen Flüge über den BBI abgewickelt werden. Das bedeutet noch mehr Flugbewegungen über Spandau.

Egal, welches Ergebnis nun als Alternative präsentiert wird, es dürfte keines sein, welches für die Zukunft dauerhaften Bestand hat. Schon Reinhard Mey hatte die endlose Freiheit im Himmel besungen. Für Piloten ist sie wirklich vorhanden. Ab einer Höhe von 1500 Meter könnten diese, nach Vorgaben von Fluglotsen, einen „beliebigen“ Kurs einschlagen – auch über Berlin. Am Himmel wird sich ein breiter Fächer auftun. Je mehr Flugzeuge unterwegs sind, um so breiter fällt er nach dem Abknicken aus. Die Flugschneisen selbst haben eine Breite von mehreren Kilometern.

Nach zugegebenermaßen extremeren Berechnungen des Physikers Herbert Rinneberg könnte es im Bereich der Flugrouten recht laut werden. Demnach wären 65 Dezibel denkbar, also etwa die Lautstärke eines Staubsaugers.

Aus ökonomischen Gründen werden zukünftig wohl mehr Flüge über das Stadtgebiet geleitet. Jeder Kilometer Umweg bedeutet teuren Kerosinverbrauch. Da billige Flugpreise gewollt sind, kann sich jeder das Ergebnis ausrechnen.

Geld regiert die Welt …

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)