Postfiliale im Falkenhagener Feld vor der Schließung?

Der Verkauf des Postgebäudes sorgt für Verunsicherung

Das Postgebäude im Falkenhagener Feld, Posthausweg 7, steht zum Verkauf. Im Immobilienportal immobilienscout.de hat der Eigentümer Lorac Investement Management das Gebäude zum Verkauf angeboten. Lorac hatte die Immobilie vor noch nicht einmal drei Jahren von der Deutschen Post erworben. Inwieweit durch diesen möglichen Immobiliendeal nun auch der Fortbestand der Postfiliale im Spektefeld gefährdet ist, ist völlig offen.

Heiko Melzer, CDU-Abgeordneter für Staaken und das Falkenhagener Feld, erklärt:

„Die Post ist ganz wichtig und unverzichtbar für das Spektefeld und das Falkenhagener Feld. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf das kleine Einkaufszentrum und die weniger mobilen Bewohner des Falkenhagener Feldes wären desaströs. Nach den Post-Schließungen in der Spandauer Neustadt und vor Kurzem in der Wilhelmstadt fordere ich von der Post ein klares Bekenntnis zum Kiez und zum Fortbestand der Filiale im Posthausweg – und zwar ein langfristiges Bekenntnis.

In diesem Sinne habe ich mich schriftlich sowohl an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post AG, Dr. Frank Appel, als auch an die Berliner Regionale Politikbeauftragte der Post, Frau Brandes-Herlemann,  gewandt mit der Bitte zu einem schnellen Bekenntnis zum Fortbestand der Postfiliale im Posthausweg im Falkenhagener Feld.

Sehr geehrter Herr Dr. Appel,
im Rahmen meiner Wahlkreisarbeit habe ich erfahren, dass das Postgebäude im Falkenhagener Feld, Posthausweg 7, zum Verkauf steht. Unter anderem im Immobilienportal immobilienscout.de hat der Eigentümer Lorac Investement Management das Gebäude zum Verkauf angeboten. Nun wächst die Verunsicherung im Ortsteil, dass im Zuge der Verkaufsabsichten des Gebäudes auch der Fortbestand der Postfiliale im Ortsteil zur Disposition steht.
Sie teilen sicherlich meine Meinung, dass die Post ganz wichtig und unverzichtbar für das Spektefeld und das Falkenhagener Feld ist. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen einer Schließung auf das Einkaufszentrum und die weniger mobilen Bewohner des Falkenhagener Feldes wären desaströs.
Einen Rückzug aus den Kiezen und ein Schließen von Post- und Bankfilialen, die wichtiger Treffpunkt, Ankermieter und unverzichtbare öffentliche Infrastruktur darstellen, muss verhindert werden.

In diesem Sinne bitte ich Sie, die aufkommenden Irritationen im Keim zu ersticken und eine klare Aussage für den langfristigen Fortbestand der Postfiliale im Falkenhagener Feld zu treffen. Für eine schnelle Antwort wäre ich Ihnen gemeinsam mit den Bewohnern des Falkenhagener Feldes sehr dankbar.

Sehr geehrte Frau Brandes-Herlemann,
im Rahmen meiner Wahlkreisarbeit habe ich erfahren, dass das Postgebäude im Falkenhagener Feld, Posthausweg 7, zum Verkauf steht. Unter anderem im Immobilienportal immobilienscout.de hat der Eigentümer Lorac Investement Management das Gebäude zum Verkauf angeboten. Nun wächst die Verunsicherung im Ortsteil, dass im Zuge der Verkaufsabsichten des Gebäudes auch der Fortbestand der Postfiliale im Ortsteil zur Disposition steht.
Sie teilen sicherlich meine Meinung, dass die Post ganz wichtig und unverzichtbar für das Spektefeld und das Falkenhagener Feld ist. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen einer Schließung auf das Einkaufszentrum und die weniger mobilen Bewohner des Falkenhagener Feldes wären desaströs.
Einen Rückzug aus den Kiezen und ein Schließen von Post- und Bankfilialen, die wichtiger Treffpunkt, Ankermieter und unverzichtbare öffentliche Infrastruktur darstellen, muss verhindert werden.
In diesem Sinne bitte ich Sie, die aufkommenden Irritationen im Keim zu ersticken und eine klare Aussage für den langfristigen Fortbestand der Postfiliale im Falkenhagener Feld zu treffen. Für eine schnelle Antwort wäre ich Ihnen gemeinsam mit den Bewohnern des Falkenhagener Feldes sehr dankbar.

Die CDU Spandau wird sich für den Fortbestand der Post auf allen Ebenen einsetzen. Einen weiteren Rückzug aus den Kiezen und ein Schließen von Post- und Bankfilialen, die wichtiger Treffpunkt, Ankermieter und unverzichtbare öffentliche Infrastruktur darstellen, werden wir nicht zulassen.“

Anfrage der Fraktion der CDU – Postfiliale im Falkenhagener Feld vor dem Aus?
Wir fragen das Bezirksamt:

  1. Ist dem Bezirksamt bekannt, dass das Gebäude Posthausweg 7, in dem u.a. die Filiale der Deutschen Post AG im Falkenhagener Feld untergebracht ist, zum Verkauf steht?
  2. Hat das Bezirksamt Erkenntnisse darüber, ob die Deutsche Post im Zuge dieses Verkaufs plant, die gut frequentierte Filiale zu schließen?
  3. Teilt das Bezirksamt unsere Auffassung, dass die Postfiliale unbedingt erhalten bleiben muss?
  4. Welche Schritte wird das Bezirksamt einleiten, um einen weiteren Rückzug der Deutsche Post AG aus den Spandauer Kiezen abzuwenden?

Ein paar Bemerkungen zu den Informationen der CDU

Es ist sicherlich sehr löblich, sich rechtzeitig um mögliche Probleme zu kümmern! Ganz besonders, wenn das Geschehen im eigenen Wahlkreis stattfindet. Der Bedarf für eine Postfiliale im Falkenhagener Feld steht genauso außer Frage, wie es für die inzwischen geschlossene Filiale in der Wilhelmstadt galt. In der Wilhelmstadt organisierte eine Initiative, die AG Meine Wilhelmstadt, den öffentlichen Protest gegen diese Schließung der Postfiliale. Mehr als 10 000 Unterschriften gegen die Schließung der Postfiliale kamen innerhalb von vier Wochen zustande. Eine überaus beeindruckende Zahl. So viel Bürgerprotest gab es bisher in keinem vergleichbaren Fall. Dieser Protest fand in den Medien großen Widerhall. Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen berichteten darüber.

Jeder, der sich also in Spandau des Themas annimmt, kann sich viel Aufmerksamkeit erhoffen. Die Wahlen im September sind nicht mehr weit.

Gerade darum wäre es aber schön, wenn von der Politik realistische Forderungen an die potentiellen Verursacher von Problemen gerichtet werden. Die Forderung

„Einen weiteren Rückzug aus den Kiezen und ein Schließen von Post- und Bankfilialen … werden wir nicht zulassen.“

ist leider völlig unrealistisch, wie es schon das Beispiel der Spandauer Wilhelmstadt, aber auch an anderen Orten, gezeigt hat.

nachfolgend ein paar Wikipedia-Informationen

Die Deutsche Post

Die Deutsche Post AG mit Sitz in Bonn ist das größte Logistik- und Postunternehmen weltweit. Deutsche Post DHL (abgekürzt DP DHL) ist der Name, unter dem der Konzern seit 11. März 2009 in der Öffentlichkeit auftritt. Die heutige Deutsche Post entstand in den Jahren 1989 bis 1995 durch Privatisierung der Behörde Deutsche Bundespost – Postdienst („gelbe Post“) und ist seit 2000 Bestandteil des deutschen Leitindexes an der Frankfurter Wertpapierbörse. Postaktien wurden erstmals am 20. November 2000 auf dem organisierten Kapitalmarkt gehandelt. Dabei konnte ein Emissionserlös von 6,6 Milliarden Euro erzielt werden.

Das Unternehmen befindet sich nicht mehr mehrheitlich in Staatsbesitz, seit die staatseigene KfW Bankengruppe am 14. Juni 2005 Postaktien im Wert von 2 Mrd. Euro verkaufte. Heute hält die KfW Bankengruppe im Auftrag des Bundes noch 30,5 % der Aktien, die restlichen 69,5 % befinden sich in Streubesitz. Davon werden 29,7 % in Großbritannien, 19,8 % in den USA, 11,1 % in Deutschland, 5,6 % in Frankreich und 3,4% in der Schweiz gehalten. Diese Werte beziehen sich nach Angaben der Deutschen Post auf die im Aktienregister namentlich verzeichneten institutionellen Investoren. Deren Anteil am Streubesitz betrug im Juli 2010 rund 81,5%.

Die Deutsche Post wuchs seit ihrer Privatisierung vor allem durch Unternehmenskäufe (darunter etwa DHL, Danzas oder Exel) zu einem großen Logistikkonzern.
Im Unternehmensbereich Brief sind 125.000 Beschäftigte tätig. An jedem Werktag stellen sie durchschnittlich 70 Mio. Briefe an 3 Mio. Geschäftskunden und 39 Mio. Privathaushalte zu, von denen 95,7 % (gemessen 2005) einen Tag nach Einwurf ihren Empfänger erreichen. 123 Briefzentren und Zustellstützpunkte bilden ein deutschlandweites Netz.

Der Unternehmensbereich EXPRESS befördert nicht nur Expresssendungen, auch die täglichen Paket- und Kuriersendungen laufen unter dem Namen DHL-Express. Er besteht aus 131.000 Mitarbeitern. Das weltweite Netz besteht aus 33 Paketzentren in Deutschland und über 4.700 Stützpunkten weltweit. Seit 2004 können Pakete auch an fast 900 bundesweiten Paketautomaten, sogenannten Packstationen, eingeliefert und zugestellt werden. Der Unternehmensbereich verfügt mit 72.000 Zustellfahrzeugen über die größte deutsche Fahrzeugflotte.

Schließung von Postfilialen

Das Filialnetz besteht derzeit aus 12.000 Filialen. 1995 waren es noch 16 971. Von 1983 bis einschließlich 1995 wurden insgesamt 12 878 Postfilialen geschlossen.

Da die Deutsche Post seit Jahren die Zahl der Filialen verringert und mit Partnerunternehmen wie McPaper oder Supermärkten zusammenarbeitet, gab es Widerstand in breiten Kreisen der Bevölkerung. Wurden anfangs nur Postfilialen auf dem Land geschlossen und durch Postagenturen ersetzt, so trifft dies zunehmend auch auf die Vororte von Großstädten zu. Kritisiert wird ebenfalls die Anfang und Mitte der 2000er-Jahre vorgenommene massive Reduzierung der Anzahl von Briefkästen.

Ein wenig Presse-Geschichte:

Post will enges Filialnetz beibehalten
11. Mai 2006
Der Konzern kündigt höhere Dividenden an.
Die Deutsche Post will auch nach dem Auslaufen ihres Briefmonopols Ende 2007 die heutige Dichte an Filialen und Briefkästen aufrecht erhalten. Das sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln. Für Privatkunden werde weiter ein flächendeckendes Angebot garantiert. Dabei soll auch die Einrichtung von so genannten Postpoints mit einem Minimalangebot geprüft werden.

… Zumwinkel stellte zudem in Aussicht, dass die Post-Aktionäre in den kommenden Jahren von Gewinnen mit höheren Dividenden profitieren sollen.

Die heutige Realität belehrt uns eines Besseren …

Deutsche Post – Schließung aller Filialen bis 2011
15.08.2009 – FAZ
Die Deutsche Post hält an ihrem massiven Sparkurs fest und will sich von allen ihren selbst betriebenen Filialen trennen. (…) bis Ende 2011 soll das Vorhaben abgeschlossen sein. Die Dienste sollen künftig von Partnern wie Einzelhändlern übernommen werden, wie ein Postsprecher der Nachrichtenagentur AP sagte und damit einen Bericht des „Hamburger Abendblatts“ bestätigte.

Kritik von Verdi
Die Umwandlung stößt bei der Gewerkschaft Verdi auf Kritik. „Die Post verabschiedet sich damit komplett aus der stationären Filialversorgung“, kritisiert der Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Wolfgang Abel. Mit dem Schritt gebe der Konzern praktisch sein eigenes Vertriebsnetz auf.

Postfilialen schließen – Kioske übernehmen
Freitag, 30. Juli 2010 – Berliner Morgenpost
Die Deutsche Post AG setzt zunehmend auf das Modell „Partner-Filialen“: Eigene Standorte werden nach und nach aufgegeben – Kioskbesitzer übernehmen die Aufgaben. Aber viele Berliner sind unzufrieden.

„Auf einmal ist die Filiale beim Frisör“
16.10.2010 – taz
Die Post hat ihr Briefgeschäft in Bäckereien und Banken ausgelagert. (…) So wollten das die neuen McKinsey-Manager damals, nach der Privatisierung. (…) Es gab die Vorgabe, im Umkreis von zwei Kilometern eine Filiale zu halten. Die Regionalleitungen sagten, welche Ämter geschlossen werden sollten. Es hieß ja: umgewandelt. (…) Das neue Konzept nannte sich seit Mitte der 90er Open Service. Wir sollten den Kunden alles mögliche andrehen: Versicherungen, Girokonten der Postbank. Die Philosophie war: verkaufen, verkaufen, verkaufen (…)
Der taz-Artikel bietet grafisch aufbereitet eine Kartenansicht der Postfilialen in Berlin. Eine weitere Grafik zeigt die Versorgung, also wieviel Quadratkilometer ein Postamt abdeckt.

Dazu ein Auszug aus einer Studie vom September 2010 „Post-Filialnetze im Branchenvergleich“:

Früher einmal gab es eine gesetzliche Verpflichtung für die Post, ein Filialnetz definierter Dichte zu unterhalten. Dies ist Schnee von gestern!

Auszug:

… Postdienstleistungen haben als Dienstleistungen der Daseinsvorsorge eine besondere Stellung, die sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass der Gesetzgeber Vorgaben zum Dienstleistungsumfang, zu Preisen und Qualität sowie zum Zugang festlegt. …

Seit der vollständigen Marktöffnung zum 1.1.2008 ist kein einzelnes Postunternehmen mehr verpflichtet, den Postuniversaldienst zu erbringen und damit allein die Vorgaben der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) zu erfüllen. Dies gilt auch für die Vorgaben zur Anzahl und Dichte von Filialen, die Postdienstleistungen anbieten.

Die Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis:

Im Postmarkt ist insbesondere im Paketbereich eine starke Zunahme der Filialen (+ 170 %) zu verzeichnen, im Briefbereich hat ein leichtes Filialwachstum (+ 37 %) stattgefunden. (…) Im Postmarkt ist insbesondere im Paketbereich eine starke Zunahme der Filialen (+ 170 %) zu verzeichnen, im Briefbereich hat ein leichtes Filialwachstum (+ 37 %) stattgefunden. (…) Hierdurch senken sie die Investitions- und Betriebskosten. Der Um- und Ausbau der Netze ist schneller und zu geringeren Kosten möglich.
Diese Entwicklungen zeigen, dass sich der flächendeckende Zugang zu Brief- und  Paketdienstleistungen nach der Marktöffnung gemessen an der Zahl der Zugangspunkte verbessert hat, auch wenn der Dienstleistungsumfang im Einzelfall erheblich variieren kann. Zudem hat die Deutsche Post nach Auslaufen der Universaldienstverpflichtung die Anzahl ihrer Standorte nicht reduziert. Im Gegenteil: Sie ist bestrebt deren Anzahl zu steigern, in dem sie neue Filialformate mit einem reduzierten Dienstleistungsumfang etabliert.

Für den Verbraucher vor Ort stellt sich das Ergebnis der Studie ein wenig anders dar …

Was sagt uns dies?

Hier zeigen sich wieder einmal die unangenehmen Folgen mancher Privatisierung. Schon bei der Versorgung mit Wasser, Abwasser und Strom, sowie in diesem Winter überdeutlich bei der Bahn mussten wir mit immer stärkerem Kopfschütteln die nachteiligen Folgen für die Verbraucher feststellen.

Mit dem Verkauf des „Tafelsilbers“ durch den Staat sollte Geld in leere Kassen gespült werden. Gestützt wurde dieses Vorgehen durch die Vorstellung, dass der Staat nicht in der Lage ist, Betriebe wirtschaftlich zu führen.

Heute stellen wir fest, dass private Investoren – nachvollziehbar – andere Vorstellungen haben, als Bürger, die gerne preiswertes Wasser, bezahlbaren Strom, eine funktionsfähige Bahn und eben auch ein dichtes Netz an Postfilialen haben wollen.

Im Fall der Schließung von Postfilialen wird die Post auch weiterhin die Anliegen von Bürgern ignorieren. Es wäre interessant zu wissen, in wieweit der Bund, der immerhin noch einen  Anteil 30,5 % der Aktien hält, Einfluss auf die Konzernpolitik nehmen will und kann.

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)