Spandau – Deutsche Bahn AG sperrt dem „Zug der Erinnerung“ die Gleise

Sind die „betrieblichen“ Gründe nur vorgeschoben?

Vom 8. Mai bis zum 20. Mai sollte der Zug in Berlin Station machen, um an das Schicksal von Jugendlichen zu erinnern, die von der damaligen Reichsbahn in die Konzentrationslager transportiert wurden.

Zwischen dem „Zug der Erinnerung“, der am 8. Mai in Berlin einlaufen will, und der DB AG bahnt sich ein neuer Konflikt an. Die DB sperrt dem Zug mit einer Ausstellung über die jugendlichen Opfer der „Reichsbahn“-Deportationen die Zufahrt auf den Bahnhof Berlin-Spandau. Auch weitere Stationen in der deutschen Hauptstadt, so der frühere Deportationsbahnhof Berlin-Grunewald, werden von der DB AG nicht bestätigt.

In den Konflikt ist inzwischen die Bundesnetzagentur eingeschaltet. Die staatliche Regulierungsbehörde hatte die Parteien am gestrigen Montag (19. April) zu einem Vermittlungsgespräch nach Bonn geladen. Kurz vor dem gemeinsamen Termin lehnte die DB AG ihr Erscheinen ab. „Statt das Gedenken an die ‚Reichsbahn‘-Opfer zu unterstützen, setzen die Erben der ‚Reichsbahn‘ auf Konfrontation“, kommentiert der Sprecher der Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“ die Gesprächsverweigerung.

Bereits 2008 kam es zu öffentlichen Auseinandersetzungen, als der über 4.500 deportierten Kinder gedacht werden sollte, die mit der „Reichsbahn“ aus Berlin verschleppt wurden. Trotz einer Intervention des Regierenden Bürgermeisters gelang es damals der DB, einen Halt des Zuges auf dem Berliner Hauptbahnhof zu verhindern. Daraufhin legten mehrere Zehntausend Besucher auf Ausweichbahnhöfen Blumen nieder.

Für die Fahrt des Zuges und den Zugang zur Ausstellung über die jugendlichen „Reichsbahn“-Opfer verlangen die „Reichsbahn“-Erben hohe Gebühren. So muss die Bürgerinitiative, die den Zug seit drei Jahren durch Deutschland fahren lässt, je Schienenkilometer rund 4 Euro an die DB AG zahlen. Pro Ausstellungsstunde erhebt die DB 45 Euro. Selbst die Nachtabstellung auf einem Gütergleis kostet Geld. Die täglichen DB-Gebühren für den „Zug der Erinnerung“ belaufen sich auf durchschnittlich 1.000 Euro.Der geplante Berlin-Aufenthalt des Zuges (8. Mai bis 20. Mai) wird aus Spenden beglichen, den mehrere Berliner Bezirke, Kirchenkreise und private Unterstützer zur Verfügung stellen.

„Anlässlich des 65. Jahrestages des Kriegsendes werden wir darauf bestehen, am 8. Mai den ‚Zug der Erinnerung‘ in die deutsche Hauptstadt zu bringen“, kündigt die Bürgerinitiative an.

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)