Spaziergang von der Altstadt Spandau bis zum Grimnitzsee

Eine kleine Wanderung entlang der Havel in Richtung Heerstraße

Die Geschichte Spandaus ist eng mit der Havel verbunden. Heute suchen Menschen die Berliner Gewässer auf, weil die Uferwege dort zu dem Beschaulichsten gehören, was die Stadt zu bieten hat. Auf 20 grünen Hauptwegen kann in Berlin die Stadt zu Fuß erlebt werden.


Einer dieser Wege ist der Havelseenweg, der von Norden durch die Altstadt Spandau führt. Ausflügler stoßen automatisch auf ihn, wenn sie vom U-Bahnhof Altstadt Spandau Richtung Havel gehen.
Wir beginnen unsere Wanderung am Lindenufer, einer Flaniermeile am Wasser. Rasen, Blumen, Bänke und Schiffsanlegestellen prägen hier das Bild. Aber auch ein Kapitel düsterer deutscher Geschichte ist präsent: An der Stelle, wo unser Blick auf die Spreemündung fällt, steht ein Synagogenmahnmal, welches an das Schicksal der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert.
Vom Lindenufer zweigt der Spreeweg ab und führt über die Charlottenbrücke nach Ruhleben. Unser Weg führt jedoch weiter havelabwärts über den Lindensteg, der den Mühlengraben überbrückt. Der Graben war Teil der Spandauer Befestigungsanlagen, woran ein 1842 errichtetes Wasserregulierungsbauwerk erinnert. Die Schießscharten des angelagerten Gebäudes lassen keinen Zweifel daran, dass es von hier aus verteidigt wurde.
Es geht weiter durch den Stabholzgarten, eine neu gestaltete Gartenanlage. Früher war hier ein Stapelplatz für Hölzer. Erwähnenswert sind die Sitzbänke, die in ihrer Form an das ehemalige Stabholz erinnern.
Wir spazieren unter der Bahnbrücke und Dischingerbrücke hindurch und gelangen über das Schifffahrtsufer zur Straße Am Ziegelhof, wo der Bullengrabenweg abzweigt. Die dortige kleine Grünanlage erstreckt sich bis zur Havel. Im Mittelalter waren hier Äcker eines Klosters, später ließ Graf Lynar Wein anbauen und um 1676 errichtete die Stadt Spandau eine Ziegelei, die bis 1755 produzierte. Ab 1867 begann man mit dem Bau der Wilhelmstadt und der Anlage des Parks.
Weitere Stationen auf unserem Weg entlang der Havel sind der 1951 gebaute Sportplatz Ziegelhof, eine Wassertankstelle, der Kreuzfahrt-Terminal und schließlich die Einmündung des Burgwallgrabens.
Der Burgwall hat für Spandau eine große Bedeutung, liegen hier doch die Ursprünge der Stadt. Im deltaförmigen Mündungsbereich der Spree befanden sich Inseln, die den Fluss in mehrere Arme aufspalteten. Auf einer dieser Inseln – dem Burgwall – befand sich eine slawische Ansiedlung der Heveller.
Seit 2005 werden sensationelle Funde gemacht. So konnte auf dem Gelände vor der Burg eine von slawischen Handwerkern errichtete Siedlung mit 40 Holzhäusern nachgewiesen werden, die aus dem 10. Jahrhundert stammt. Es ist das größte Bodendenkmal Berlins. Bei erneuten Grabungen legte man den elliptischen Wall der slawischen Burg frei.
Leider führt über den Burgwallgraben noch keine Brücke, so dass wir an der Landspitze rechter Hand der Straße Spandauer Burgwall folgen müssen, um auf der rechten Seite des Burgwallgrabens wieder zur Havel zu gelangen.
Über die Schulenburgbrücke wechselt der Havelseenweg an das andere Ufer der Havel. Von dort haben wir einen schönen Blick auf den Südhafen.
Wir gehen unter der Schulenburgbrücke hindurch und biegen rechts in die Betckestraße ab. Nach wenigen Schritten gelangen wir zur Götelstraße, der wir linker Hand folgen.
Vor uns liegt der Grimnitzsee und -park. Eine Aussichtsplattform lädt uns ein, an dieser Stelle ein wenig zu verweilen. Anschließend gehen wir bis zu der Landspitze vor, die durch den Zufluss der Havel in den Grimnitzsee gebildet wird. Von dort genießen wir den Blick auf die Freybrücke. 2011 soll die Brücke durch eine neue ersetzt werden.

Peter Siebke

Unterwegs in Spandau – A4-Wand-Kalender für 2010

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