Wir schauen zurück und nach vorne
Soziale Herausforderungen und zunehmender Handlungsbedarf für den Erhalt eines lebenswerten Falkenhagener Felds haben dazu geführt, dass der Senat von Berlin und das Bezirksamt Spandau im Sommer 2005 zwei Quartiersmanagement-Teams für dieses Gebiet beauftragt haben, im Falkenhagener Feld Ost und im Falkenhagener Feld West. Quartiersmanagement (QM) ist präventive Arbeit. Gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern, lokalen Akteuren und starken Partnern werden Maßnahmen initiiert und unterstützt, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Gemeinsam mit Aktiven stellen wir die Fragen: Was ist geschafft? Was bleibt? Was ist noch zu tun?
Heike Ließfeld, Jahrgang 1939, war von 1989 bis 1999 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Als Bürgerdeputierte im Stadtentwicklungsausschuss berät sie die Bezirksverordnetenversammlung und die Verwaltung und ist seit 2005 Mitglied im Quartiersrat Falkenhagener Feld Ost. Ihr Gespräch geben wir hier auszugsweise wieder.
Das Falkenhagener Feld Ost hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen, die andere Gebiete in Spandau in dieser Form nicht hatten. In der Spandauer Neustadt gab es mehrere Aktive, an der Heerstraße und in West gab es Gemeinwesen-Initiativen, nur im FF Ost gab es nichts Vergleichbares. Den Kirchengemeinden kam es damals nicht in den Sinn, in diesem Bereich über die normale Gemeindearbeit hinaus aktiv zu werden.
Das Quartiersmanagement war die einzig denkbare Möglichkeit, mit den Problemen vor Ort umzugehen. Solange der Staat nicht bereit ist, Verantwortung für seine Aufgaben zu übernehmen, sondern diese delegiert, neudeutsch Outsourcing genannt, solange gibt es keine andere Möglichkeit. Natürlich besteht die Gefahr, Organisationen zu finanzieren, die eigentlich mit den angebotenen Projekten nur die eigene Existenz sichern wollen.
Inwieweit sich Ergebnisse verstetigen, zeigt sich immer erst im Nachhinein. Das QM ist darauf ausgelegt, sich irgendwann selbst überflüssig zu machen. Gebiete sollen so weit entwickelt werden, dass eigenständige Initiativen auch anschließend weiter bestehen. Die Familienzentren (FiZ) sind ein gutes Beispiel dafür. Sie sind nicht mehr von Fördermitteln auf Zeit abhängig, sondern erhalten ihre Finanzmittel aus dem Bezirkshaushalt, weil sich ihre Arbeit bewährt hat.
Noch immer tun sich einige im Bezirk schwer, zu begreifen, welche Chance die Maßnahmen durch die „Soziale Stadt“ bedeuten. Dies gilt es auch heute immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Die Gefahr liegt in der Nutzung des Programms als willkommenes kurzfristiges Finanzierungsinstrument für den Bezirkshaushalt, ohne den Gedanken an Nachhaltigkeit im Blick zu behalten. Wenn Nachhaltigkeit gewollt gewesen wäre, dann hätte man beim FiZ rechtzeitig auf eine sichere Finanzierung schauen und es nicht erst im letzten Moment retten müssen. Ferner sollte der Raum in der Stadtteilbibliothek, der alle 14 Tage für das Bürgerbüro genutzt wird, auch den Bürgern zur Verfügung stehen, wie es abgesprochen war. Zudem wäre die ehemalige Stadtbücherei schon längst für die Bedürfnisse der Siegerland-Grundschule umgebaut worden. Allein in diesem Jahr gibt es dort etwa 150 Neueinschulungen. Wo sollen die Kinder untergebracht werden?
Stephan Mayer, Ralf Salecker