Weltweit vernetzte Windkraftgegner

Anti-Windkraft-Lobby und Klimawandelleugnung in Deutschland

Weltweit vernetzte Windkraftgegner

Die Anti-Windkraft- und Klimawandelleugner-Szene in Deutschland ist eng mit wirtschaftlichen Interessen der fossilen Industrie und internationalen Desinformationsnetzwerken verbunden. Schein-Bürgerinitiativen, Lobbyorganisationen und parteipolitische Akteure arbeiten Hand in Hand, um die Energiewende zu bremsen und Zweifel an wissenschaftlichen Fakten zu säen. Die Finanzierung dieser Aktivitäten ist oft intransparent, die Verflechtungen reichen bis in die Politik und internationale Industrieverbände.

Vernunftkraft: Strukturen, Verbindungen und Einfluss

  • Vernunftkraft ist ein Dachverband von Anti-Windkraft-Initiativen, der sich für die Abschaffung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und gegen den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik einsetzt. Stattdessen fordert der Verein die weitere Nutzung von Kohle- und Kernkraftwerken.
  • Die Argumentationsmuster von Vernunftkraft ähneln stark denen internationaler Klimawandelleugner-Organisationen. Politische Unterstützung erhält der Verein, insbesondere von der AfD und Teilen der FDP, vor allem in Hessen. Führende Mitglieder von Vernunftkraft sind zugleich in der FDP aktiv.
  • Die Finanzierung von Vernunftkraft erfolgt laut Eigenaussage über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Unabhängige Recherchen zeigen jedoch, dass das Netzwerk bis in die Aluminium- und Kohleindustrie reicht. So ist etwa der Rechtsanwalt Thomas Mock, Cheflobbyist der Hydro Aluminium Deutschland GmbH, ein zentraler Akteur und hat enge Verbindungen zur Braunkohleindustrie.
  • Im Lobbyregister sind 646 Mitglieder (Stand April 2025) verzeichnet, darunter 55 juristische Personen, was auf die Einbindung von Unternehmen und Verbänden hindeutet.

Bundesverband Landschaftsschutz (BLS) und Industrieinteressen

  • Der BLS ist eng mit Vernunftkraft vernetzt und agiert als Sprachrohr gegen Windenergieanlagen. Die Organisation ist weniger am klassischen Landschaftsschutz interessiert, sondern vertritt vor allem die Interessen energieintensiver Industrien, vornehmlich der Braunkohle.
  • Die Bürgerinitiative „Unser Revier“ ist ein Beispiel für die enge Verzahnung mit der Braunkohle-Lobby. Forderungen und Argumentationslinien stimmen mit denen des Bundesverbands Braunkohle (DEBRIV) überein.

Schein-Bürgerinitiativen und Desinformationsnetzwerke

  • Viele der als Bürgerinitiativen auftretenden Gruppen sind laut aktuellen Studien gar nicht oder nur auf dem Papier aktiv. Weniger als ein Drittel der angeblich 1000 Anti-Windkraft-Initiativen in Deutschland sind tatsächlich aktiv. Der Rest ist inaktiv oder existiert nicht.
  • Diese Initiativen werden häufig von industrienahen Akteuren, Klimawandelleugnern und rechtspopulistischen Parteien wie AfD, FDP, CDU und CSU unterstützt. Sie verbreiten gezielt Falschinformationen und Mythen, etwa zu angeblichen Gesundheitsgefahren durch Windräder (z. B. Infraschall).

EIKE: Verflechtungen, Finanzierung und politische Einflussnahme

  • Das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) gilt als Speerspitze der Klimawandelleugner in Deutschland. Es bestehen enge personelle und inhaltliche Verbindungen zur AfD: Führende EIKE-Mitglieder sind im Bundesfachausschuss Energie der AfD aktiv und haben an deren Programmatik mitgewirkt.
  • EIKE arbeitet eng mit internationalen Organisationen wie dem Committee for a Constructive Tomorrow (CFACT) und dem Heartland Institute zusammen. Diese werden maßgeblich von der Öl-, Gas- und Kohleindustrie sowie von anonymen Spendernetzwerken wie dem Donors Trust finanziert.
  • Die Finanzierung von EIKE selbst ist intransparent. Der Verein legt weder seine Einnahmen noch die Einkünfte seiner Mitglieder offen.

Heartland Institute, CFACT und internationale Netzwerke

  • Das Heartland Institute ist eine der weltweit bedeutendsten Organisationen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen. Es wurde und wird von der Tabak-, Kohle- und Erdölindustrie finanziert, darunter Philip Morris, Koch Industries, ExxonMobil und andere.
  • In den 1990er Jahren unterstützte das Heartland Institute die Tabakindustrie aktiv bei der Verharmlosung der Gefahren des Rauchens. Später verlagerte sich der Fokus auf die Leugnung des Klimawandels und den Kampf gegen Umwelt- und Gesundheitsschutzvorschriften.
  • CFACT und das Heartland Institute sind eng miteinander verbunden und koordinieren internationale Desinformationskampagnen. Beide Organisationen erhalten erhebliche Mittel von der Ölindustrie, insbesondere von ExxonMobil.

Methoden und Ziele der Anti-Klima-Lobby

  • Die genannten Organisationen investieren große Summen in die Verbreitung von Desinformationen zu Klima- und Umweltthemen. Sie emotionalisieren Debatten, schüren gezielt Zweifel und Hass, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskreditieren.
  • Ihr Hauptziel ist es, Skepsis gegenüber Klimaschutzmaßnahmen zu säen und politische Entscheidungen im Sinne der fossilen Industrie zu beeinflussen. Die Netzwerke reichen bis in die höchsten politischen Ebenen und sind international eng verflochten.

 

 

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)