Ausstellung: 50 Jahre Besuchsprogramm des Berliner Senats für NS-Verfolgte
Die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau und das Klubhaus Spandau eröffneten am 6.9.2021 um 17 Uhr die Ausstellung „Charterflug in die Vergangenheit“ im Klubhaus Spandau. Mit dabei waren u.a. die zwei Kuratorinnen der Ausstellung, Barbara Schieb und Dr. Claudia Schoppmann, Uwe Hofschläger (Jugendgeschichtswerkstatt Spandau), Hakan Budak (Klubhaus Spandau), Stefan Machulik (Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Ordnung und Jugend).
Seit über 50 Jahren gibt es das Besuchsprogramm des Berliner Senats. Unter dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz wurde 1969 beschlossen, „in der nationalsozialistischen Zeit verfolgte und aus der Stadt emigrierte Mitbürger zu Berlin-Besuchen einzuladen“. Über 35.000, zumeist wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgte Menschen, folgten der Einladung nach Berlin. Vorgestellt werden in der Ausstellung, neben allgemeinen Informationen zum Besuchsprogramm, insbesondere die Menschen, die sich trotz aller Vorbehalte und von allen Erdteilen auf den Weg nach Berlin gemacht haben. Erstellt wurde die Ausstellung von der Senatskanzlei Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
Zeilen von Hans Sahl, Teilnehmer des Besuchsprogramms
geb. 20.05.1902 in Dresden,
gest. 26.04.1993 in Tübingen
Als sie zurückkamen aus dem Exil,
drückte man ihnen eine Rose in die Hand.
Die Motoren schwiegen.
Versöhnung fand statt
auf dem Flugplatz in Tegel.
Die Nachgeborenen begrüßten
die Überlebenden.
Schuldlose entschuldigen sich für
die Schuld ihrer Väter.
Als die Rose verwelkt war,
flogen sie zurück in das Exil ihrer
zweiten, dritten oder vierten Heimat.
Man sprach wieder Englisch.
Getränke verwandelten sich wieder in drinks.
Als sie sich der Küste von
Long Island näherten,
sahen sie die Schwäne auf der Havel
an sich vorbeiziehen, und sie weinten.
Hans Sahl schreibt bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten in Berlin Literatur-, Theater- und Filmkritiken. In Paris wird er gefangen genommen, aber es gelingt ihm zu fliehen und schließlich in die Vereinigten Staaten auszureisen. In den 50er Jahren versucht er, wieder in Deutschland heimisch zu werden. Aber dies misslingt und er kehrt in die USA zurück. Erst 1989 wagt der Lyriker, Erzähler, Dramatiker, Chronist, Kritiker und Übersetzer einen neuen Versuch und bleibt in Tübingen.
Die Ausstellung war zuvor im Roten Rathaus und im Abgeordnetenhaus zu sehen. Ein Video dazu gibt es auf der Seite des Abgeordnetenhauses.
Die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau ergänzt die Ausstellung mit Biographien von jüdischen Spandauer*innen, die geflohen sind und später über das Besuchsprogramm ihre Heimatstadt Spandau besucht haben.
Aufgrund der Corona-Beschränkungen bitten wir um vorherige Anmeldung, da nur eine bestimmte Anzahl Zuschauer eingelassen werden dürfen. Die Anmeldung richten Sie bitte an das Klubhaus Spandau, E-Mail: info@klubhaus-spandau.de
- Ort: JFE Klubhaus Spandau, Westerwaldstraße 13, 13589 Berlin
- Öffnungszeiten: 7.9. – 4.11.2021, Montag bis Freitag 10-19 Uhr
- Die Eröffnung ist ebenso wie der Besuch der Ausstellung kostenlos
- Informationen über Führungen erhalten Sie unter 3789090, Klubhaus Spandau, oder unter 33607610, Jugendgeschichtswerkstatt Spandau
- Für weitere Informationen steht Ihnen Uwe Hofschläger, Jugendgeschichtswerkstatt Spandau, Tel.: 336 076 10, und Hakan Budak, Klubhaus Spandau, Tel.: 3789090 gerne zur Verfügung
Bilder der Ausstellung „Charterflug in die Vergangenheit“