BarCamp in Spandau ist kein Camping-Urlaub an der Bar

Eine neue Form des Lernens und Kommunizierens im Bezirk?

Kein BarCamp - Ideenwerkstatt in der Spandauer Neustadt zur Kreativwirtschaft (Foto: Ralf Salecker)
Kein BarCamp – Ideenwerkstatt in der Spandauer Neustadt zur Kreativwirtschaft (Foto: Ralf Salecker)

Manchmal flattern sogar kleine Überraschungen per facebook in die Mail-Box. Der Hinweis auf ein BarCamp in der Spandauer Neustadt war für mich eine Neuerung. Der Begriff lässt eher die Assoziation einer gemütlichen Freizeitveranstaltung aufkommen, was es aber nicht ist. Der schnelle Blick auf die facebook-Seite schwirrt vor Anglizismen. Heute ist es modern, mit solchen Schlagworten um sich zu werfen.

BarCamp in der Spandauer Neustadt

Ideenwerkstatt in der Spandauer Neustadt zur Kreativwirtschaft (Foto: Ralf Salecker)
Ideenwerkstatt in der Spandauer Neustadt zur Kreativwirtschaft (Foto: Ralf Salecker)

In der Spandauer Neustadt wollen sich Menschen (Ergänzung am 5.2.2013: Initiator ist Dr.Philippe André Royer / Cabinet K/Shaping – E-Mail: phroyer@kshaping.com oder auf facebook) am Aufbau eines kreativen Netzwerkes versuchen. BarCamps, als neue Form des Austauschs sollen der Weg sein. Mehr als 500 „Kreative“ gibt es in Spandau. Dies ist das Ergebnis einer Studie zur Kreativwirtschaft in Spandau  (für den Download des PDF-Dokuments ist leider eine Registrierung bei „issuu“ notwendig), die vor kurzem von „coopolis“, dem Büro für kooperative Stadtentwicklung vorgestellt wurde (Erstes Projekt 2010/2011: Kultur- und Kreativwirtschaft in Spandau).

Video: Was ist ein BarCamp?


Ein BarCamp ist eine „Unkonferenz“, eine „Nicht-Konferenz“. Hilft das nun weiter? Nee! Konferenzen sind streng hierarchisch organisierte Themenveranstaltungen. Ein BarCamp ist grundsätzlich nicht hierarchisch angelegt. Teilnehmen kann jeder – ohne Einladung. BarCamps sind ein „Gegenentwurf“ zu den sog. FooCamps, Veranstaltungen zu denen nur geladene Gäste zugelassen waren. Gleichzeitig sind Foo und Bar Platzhalterbegriffe für „irgendetwas“ aus der Informatik. BarCamps sind vor allem keine Veranstaltungen von Dozenten und Zuschauern, niemand sollte hier passiv sein.

Um Themen geht es auch hier, nur werden diese nicht von einer Handvoll Leuten vorgegeben. Vielmehr ergeben sich die Themen aus den Vorschlägen der gleichberechtigten Teilnehmer einer solchen Veranstaltung. Im Idealfall kommen Menschen mit unterschiedlicher Kompetenz zusammen. Ein Geben und Nehmen von Erfahrung und Wissen ist die Basis.

Die Veranstaltung ist in der Regel immer kostenlos, es wird kein Eintritt verlangt. Schließlich soll niemand ausgegrenzt werden, der nicht das notwendige Kleingeld hat. Sponsoren sorgen für eine finanzielle Basis, damit ein BarCamp erst möglich wird. Dazu gehört auch die Verpflegung zwischendurch. Selbst ganze Familien mit ihren Kindern können daran teilnehmen. Auf den größeren dieser Veranstaltungen ist für eine Kinderbetreuung gesorgt. Ab einem bestimmten Alter können sogar Kinder an den Veranstaltungen teilnehmen. Auch ihre Sicht auf die Welt ist von Bedeutung.

Wie läuft ein BarCamp ab?

Man trifft sich ein ganzes Wochenende lang. Freitags geht es zwanglos los. Der Samstag beginnt mit einer allgemeinen Begrüßung, der Vorstellung der Sponsoren und natürlich der Vorstellung der Teilnehmer selbst. Kurz und knapp ist die Devise (z.B. Ralf Salecker- Fotografie und Text; freier Fotograf und Journalist; Internetseite „Unterwegs in Spandau“).

Schnell bekommt man so eine Vorstellung, wer alles vor Ort ist. Netzwerken oder „Networking“ ist ein wichtiger Bestandteil eines solchen Camps. Man entdeckt Leute, die man anschließend im Gespräch intensiver kennen lernen kann. Für Spandau wäre dies ein interessanter Weg, um sehr unterschiedliche Menschen und ihr Wissen zusammenzubringen.

Dann geht es an die sogenannte Session-Planung. Sitzungen werden organisiert, nicht hierarchisch, sondern aus der Gruppe der Teilnehmer heraus. Begrenzung könnte z.B. die Anzahl der zu Verfügung stehenden Räume sein. Diese werden über den ganzen Tag hinweg im wahrsten Sinne des Wortes mit Inhalte/Veranstaltungen gefüllt.

Wer ein Thema hat, stellt es dem Podium vor, beschreibt, an wen es sich richtet und sammelt anschließend die Interessierten ein. Das Programm kann theoretisch innerhalb kürzester Zeit zusammengestellt sein. Je nach entstandener Gruppengröße verteilen sich alle auf die vorhandenen Räume. Der Vorgang kann sich dann Samstag abends und Sonntag früh wiederholen.

Eine Sitzung dauert 45 Minuten, um eine straffe inhaltliche Auseinandersetzung zu gewährleisten. Das Wochenende füllt sich so mit vielen kurzen Workshops, Diskussionen, Vorträgen und Präsentationen, die sich die Teilnehmer auf dem BarCamp eigenständig erarbeitet haben. Wichtig ist immer das Prinzip der Gleichberechtigung und der aktiven Teilnahme aller – Wissen, Ideen und Erfahrungen zu teilen und nicht nur zu konsumieren.

Ob es sich um „alten Wein in neuen Schläuchen“ handelt, kann erst beurteilt werden, wenn es eine solche Veranstaltung in Spandau gegeben hat. Ohne den Einsatz aller wird sie scheitern. Mit der aktiven Teilnahme aller, kann es nur ein Erfolg sein.

Absichten von „BarCamp Spandauer Neustadt“

„Aufbau eines kreativen Netzwerks für die Durchführung von Barcamps / partizipativen und aktiven Workshops für die wirtschaftliche , innovative und nachhaltige Weiterentwicklung der Spandauer Neustadt.

Aufbau eines smart Platzes in Berlin, wo engagierte Bürger und Gewerbe von hier und dort, internationale Unternehmen der Kreativwirtschaft, Startups, Querdenker, Businessangels und Projekteträger sich treffen; wo kollaborative Arbeit einen charaktervollen Kiez in Bewegung bringen.“

Geplante Aktionen:

  • Organisation und Durchführung von Barcamps: siehe oben
  • Projekt-Präsentationen: Vorstellung von Projekten
  • Speed Meeting: Speed-Dating ist sicherlich ein Begriff. In diesem Fall geht es nicht darum, sich in kürzester Zeit mit einem möglichen Flirtpartner auszutauschen, sondern mit einem potentiellen Geschäftspartner.
  • B-Matchmaking: Hier treffen sich potentielle Geschäftspartner von Angesicht zu Angesicht, um sich innerhalb eines kurzen Zeitraumes (15 bis 30 Minuten) effizient auszutauschen. Die Kontakte sind in der Regel schon vor der Veranstaltung bekannt und können entsprechend geplant werden.
  • Viral Marketing (in Social Media Netzwerken): „Virusmarketing) ist eine Marketingform, die soziale Netzwerke und Medien nutzt, um mit einer meist ungewöhnlichen oder hintergründigen Nachrichst auf eine Marke, ein Produkt oder eine Kampagne aufmerksam zu machen.[1] Wenngleich die epidemische Verbreitung der einer Mundpropaganda ähnelt, ist virales Marketing nicht mit dieser gleichzusetzen, da bei der Mundpropaganda die Initiierung der Verbreitung für gewöhnlich von neutralen Teilnehmern ausgeht (Quelle: Wikipedia)“
  • Fundraising: „Mittelbeschaffung ist die systematische Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten einer steuerbegünstigten Organisation, die darauf abzielen, alle für die Erfüllung des Satzungszwecks benötigten Ressourcen (Geld-, Sach- und Dienstleistungen) durch eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Ressourcenbereitsteller (Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen und öffentliche Institutionen) zu möglichst geringen Kosten zu beschaffen. (Quelle: Wikipedia)“
  • Crowdsourcing: „Schwarmauslagerung bezeichnet im Gegensatz zum Outsourcing nicht die Auslagerung von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen, sondern die Auslagerung von traditionell internen Teilaufgaben an eine Menge von freiwilligen Usern, z.B. über das Internet (Quelle: Wikipedia).“

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)