Ein heller Stern am Himmel zu Bethlehem ist untrennbar mit der Weihnachtsgeschichte verbunden

Der Stern der Weisen

Die Heiligen drei Könige: Baltasar, Melchior, Caspar; antikes Mosaik aus Ravenna (Foto: Geof 2004)
Die Heiligen drei Könige: Baltasar, Melchior, Caspar; antikes Mosaik aus Ravenna (Foto: Geof 2004)

Der Stern der Weisen, auch Stern von Bethlehem genannt, Dreikönigsstern oder kurz der Weihnachtsstern, gehört zur Weihnachtsgeschichte. Seit dem 2. Jahrhundert nach Christi Geburt versuchen Astronomen und christliche Theologen diesen Stern als tatsächlich sichtbares Phänomen zu erklären. Astronomische Verdächtige waren erstens Kometen, zweitens eine Nova (ein neuer Stern) oder Supernova (ein sterbender Stern) oder drittens eine Konjunktion. Gemeint ist damit, dass zwei oder mehr Himmelsobjekte einander in einem ungewöhnlich engen Abstand passieren. Entsprechend verstärkt sich die Lichtintensität der Sterne oder Planeten.

Schon im 8. Jahrhundert nach Christus hat der muslimische Astronom Masha´allah vorgeschlagen, der Stern von Bethlehem sei eine seltene dreifache Begegnung der hellen Planeten Jupiter und Saturn im Jahr 7 vor der Zeitwende. Derartige Dreier-Konjunktionen sind äußerst selten. Die letzte Dreierbegegnung von Jupiter und Saturn fand 1980-81 statt. Die nächste wird erst wieder 2238 am Himmel zu sehen sein. Einfache Konjunktionen sind nicht so aufregend, sie ereignen sich im Durchschnitt alle 19,2 Jahre.

Das Reich der Götter

Vor mehr als 2000 Jahren war die Welt noch nicht „entzaubert“. Die Planeten waren im Reich der Götter. Die Zukunft wurde aus den Bewegungen der Himmelsobjekte vorhergesagt. Außergewöhnliche Himmelsphänomene wurden in der Antike als Hinweise auf besondere Geschichtsereignisse aufgefasst. Der Astronom Johannes Keppler kannte die Erklärung des muslimischen Astronomen aus dem 8. Jahrhundert nicht. Und die Tontafeln, die heute im British Museum verwahrt werden, waren noch nicht ausgegraben worden. In Keilschrift sind auf diesen Tonscherben akribisch die Himmelsbewegungen im Jahre 7 vor Christus vom 7.3., 20.7. und 12.11. vermerkt, die Konjunktion von Saturn und Jupiter. Also mußte Keppler eine alte Idee „neu“ erfinden und formulieren.

Beobachtung und Wissenschaft

Zur Theorie, dass der Weihnachtsstern eine außergewöhnliche Planetenbewegung am Himmel war, ist Johannes Keppler vermutlich infolge seiner eigenen astronomischen Beobachtungen und der astronomischen Naturschauspiele seiner Zeit inspiriert worden. Denn am 30. November 1603 war eine sehr enge Konjugation von Jupiter, Saturn und Venus zu beobachten. Und am Weihnachtsmorgen erschien im Osten gleichsam ein heller Stern. Ein Jahr später, am 10. Oktober 1604, tauchte ein neuer Stern auf, eine Supernova. Am 12. Oktober 1605 ereignete sich eine Sonnenfinsternis, die im Raum Nürnberg sehr gut zu beobachten war. Und schließlich tauchte im Herbst 1607 ein Komet auf. Keppler formulierte seine drei Gesetze zur Bewegung der Planeten und berechnete die Daten der Planetenkonjunktion im Jahre 7 v. Chr. 1613 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse. Es gibt natürlich weitere, moderne Theorien. Bei ihnen stimmen sehr viele Details mit den tatsächlichen Himmelabläufen überein. Nur so nah sich Jupiter und Saturn auch kamen, sie verschmolzen nie zu einem Stern. Auch mit bloßem Auge bleiben immer zwei Sterne erkennbar.

Gegen die Supernova oder Nova-Theorie spricht, dass es keinerlei Aufzeichnungen darüber gibt. Die zuverlässigen chinesischen Astronomen, die über Himmelsbeobachtungen zur damaligen Zeit sehr genau Buch führten, verzeichnen kein Aufblitzen eines Sterns am Himmel im Zeitraum von 7 bis 4 vor unserer Zeitrechnung. Die chinesischen Beobachtungen sind durch unabhängige Zeugnisse belegt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie einen neuen Stern oder einen sterbenden Stern übersehen haben.
Bleibt noch die Kometentheorie übrig. Tatsächlich war im Jahr 5 vor Christus ein Komet für ca. 70 Tage im Sternbild Steinbock sichtbar, und zwar im Zeitraum März-April. Die Chinesen berichten davon. Allerdings nur sie! Dieser Komet war auch im vorderen Orient am östlichen Morgenhimmel sehr gut sichtbar.

Die Metapher

Soweit zu den zahlreichen kontroversen Theorien, den Weihnachtsstern zu erklären. Das Erscheinen eines Sterns in einer biblischen Geschichte muss aber nicht unbedingt als reales Ereignis bewiesen werden. Die Bibel erzählt Geschichten und bedient sich dazu vieler Metapher. So kann der Stern im biblischen Kontext möglicherweise Symbol für die Erkenntnis des wahren Retters gegenüber dem Hochmut der eigenmächtigen Gewaltherrscher sein.

Eine weitere Möglichkeit ist die Überlegung, dass es sich bei dem Stern von Bethlehem eher um eine Metapher handelt. Die Drei Weisen könnten Astrologen aus Mesopotamien gewesen sein, welche die Konjunktion der Planeten Saturn und Jupiter im Sternbild Widder als die Ankunft eines neuen Königs in Palästina interpretierten. Früher gab es für jede Konstellation von Planeten eine irdische Entsprechung ihrer Bedeutung. Die Gaben der drei mochten dann eher der Feststellung dienen, ob es sich bei diesem König eher um einen weltlichen oder einen geistigen König handelt. Gold steht für den König, denn Gold bedeutet Macht. Weihrauch ist dagegen ein Mittel göttlicher Verehrung. Myrrhe, als Medizin steht dann schließlich für den Menschen, der beides in sich vereint.

azb

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