Rieselfelder Gatow Karolinenhöhe (www.salecker.info)

Gefahren für die Spandauer Rieselfelder durch ständige Trockenheit

Landschutzgebiet ohne Schutz?

Die Landschaft der Rieselfeld wird kontinuierlich trockener (Foto: www.salecker.info)
Die Landschaft der Rieselfeld wird kontinuierlich trockener (Foto: www.salecker.info)

Ende der Verrieselung auf den Rieselfeldern in Spandau

Die ständige Trockenheit nach dem Ende des Rieselfeldbetriebs stellt für die Spandauer Rieselfelder eine erhebliche Gefahr dar. Sie führt zu Bodendegradation, erhöhtem Schadstoffrisiko, Verlust von Lebensräumen, Erosionsgefahr und negativen Auswirkungen auf das Stadtklima und die Landwirtschaft. Maßnahmen wie gezielte Wiedervernässung oder nachhaltiges Landmanagement werden als Lösungsansätze diskutiert, um die ökologischen und klimatischen Funktionen der Flächen zu erhalten

Die Verrieselung von Klärwasser auf den Rieselfeldern im Spandauer Ortsteil Gatow (Karolinenhöhe) wurde 1994 eingestellt. Bis 1997 erfolgte noch eine Mischwasseraufleitung. Danach wurde bis Ende 2010 in den Sommerhalbjahren gereinigtes Klarwasser vom Klärwerk Ruhleben auf die Rieselfelder aufgeleitet. Diese Praxis endete endgültig 2010 aus Gründen des Grundwasserschutzes, da eine weitere Genehmigung nicht mehr erteilt wurde.

Die Verrieselung von Abwasser auf den Rieselfeldern in Spandau diente über Jahrzehnte nicht nur der Abwasserreinigung, sondern auch der künstlichen Grundwasseranreicherung. Mit der Einstellung der Verrieselung wurde dieser Kreislauf unterbrochen, was direkte und indirekte Folgen für die Wasserqualität der Trinkwasserbrunnen an der Havel hatte.

Die Spandauer Rieselfelder („nur“ Landschaftsschutzgebiet) sind nach der Einstellung des Rieselfeldbetriebs und dem Ausbleiben der regelmäßigen Bewässerung zunehmend von Trockenheit betroffen. Dies bringt mehrere ökologische und bodenkundliche Risiken mit sich.

Die Landschaft der Rieselfelder verändert sich deutlich in Richtung eines Trockengebietes. Damit geht der Verlust einer Landschaft einher, die einst typisches Rieselfeldgelände war. Die Bezeichnung Landschaftsschutzgebiet hat zu keinem Schutz der Landschaft geführt, die durch den Betrieb als Rieselfelder erst entstanden ist. In Zeiten immer stärker werdenden Austrocknung ist dies aus mehreren Gründen höchst problematisch.

Aktuell besteht die Überlegung, Windräder in den Rieselfeldern aufzustellen. Der Eingriff in die Landschaft durch ein paar Windräder ist überschaubar. Er ist sogar vernachlässigbar, wenn man sich die seit Jahren verstärkende Austrocknung und die Folgen auf die Landschaft betrachtet.

 

1. Absenkung des Grundwasserspiegels

  • Nach der Aufgabe der Verrieselung ist der Grundwasserspiegel deutlich gesunken. Dies führt zu einer Austrocknung der Böden und beeinträchtigt die Vegetation sowie das Ertragspotenzial der landwirtschaftlichen Flächen.

2. Bodendegradation und Schadstoffmobilisierung

  • Die Böden der Rieselfelder sind durch jahrzehntelange Abwassereinleitung mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen belastet. Bei anhaltender Trockenheit und sinkendem pH-Wert kann es zur Remobilisierung dieser Schadstoffe kommen, sodass sie ins Grundwasser oder in angrenzende Gewässer ausgewaschen werden können.
  • Die organische Substanz im Boden wird bei Trockenheit abgebaut, wodurch das Bindungsvermögen für Schadstoffe abnimmt. Dies erhöht das Risiko, dass Schadstoffe freigesetzt werden.

3. Verlust von Lebensräumen und Artenvielfalt

  • Die Trockenheit gefährdet Feuchtbiotope, die sich auf den Rieselfeldern entwickelt haben. Seltene und bedrohte Tierarten, die auf feuchte Lebensräume angewiesen sind, verlieren ihren Lebensraum.
  • Die Landschaft droht zu versteppen, was die Artenvielfalt weiter reduziert und die ökologische Funktion der Flächen schwächt.

4. Bodenerosion und Staubverwehungen

  • Austrocknende Böden sind anfälliger für Erosion und Staubverwehungen. Dies kann zu einer weiteren Verbreitung von Schadstoffen führen und die landwirtschaftliche Nutzung erschweren.

5. Verschlechterung des Stadtklimas

  • Die Rieselfelder hatten eine wichtige Funktion als Frischluftschneise und Kaltluftentstehungsgebiet für angrenzende Siedlungen. Eine Versteppung und der Verlust von Vegetation verschlechtern das lokale Klima und die Lebensqualität in Spandau.

6. Wirtschaftliche Folgen für die Landwirtschaft

  • Die zunehmende Bodentrockenheit kann zu Ernteausfällen führen und die Bewirtschaftung der Flächen wirtschaftlich unrentabel machen.

Veränderungen der Wasserqualität

  • Reduktion der Schadstoffeinträge: Während des Betriebs der Rieselfelder gelangten Schadstoffe wie Schwermetalle, Nitrat und organische Verbindungen aus dem Abwasser in den Boden und teilweise ins Grundwasser. Nach dem Ende der Verrieselung wurde der Eintrag dieser Stoffe deutlich reduziert, was langfristig zu einer Verbesserung der Wasserqualität führte. Besonders die Belastung mit Stickstoff- und Phosphatverbindungen in Oberflächengewässern und im Grundwasser konnte zurückgehen.
  • Remobilisierung von Altlasten: Die im Boden der Rieselfelder angereicherten Schadstoffe bleiben jedoch ein Risiko. Durch die veränderten Wasserverhältnisse (sinkender Grundwasserspiegel, Austrocknung, pH-Wert-Änderungen) besteht die Gefahr, dass gebundene Schadstoffe remobilisiert und ins Grundwasser ausgewaschen werden. Dies kann punktuell die Wasserqualität beeinträchtigen, insbesondere bei den Brunnen der Galerie Schildhorn, die nahe der ehemaligen Rieselfelder liegen.
  • Verringerung der Grundwasserneubildung: Die Verrieselung trug wesentlich zur Neubildung von Grundwasser bei. Nach deren Ende sank das Grundwasserdargebot, was zu einem stärkeren Rückgriff auf natürliches Grundwasser führte. Dies kann die Verdünnungseffekte verringern und bei bestehenden Altlasten zu einer höheren Schadstoffkonzentration im Brunnenwasser führen.

Keine Neubildung von Grundwasser wegen eingestellter Sickerflächen

Die Neubildung von Grundwasser durch Sickerflächen ist für die Wasserqualität an der Havel von zentraler Bedeutung, weil sie mehrere essenzielle Funktionen für den lokalen Wasserhaushalt und die Trinkwasserversorgung erfüllt:

  • Sicherung der Trinkwasserversorgung: Ein Großteil des Trinkwassers in der Region stammt aus Grundwasser. Die kontinuierliche Neubildung durch Versickerung von Regenwasser hält die Vorräte stabil und verhindert, dass die Brunnen an der Havel versiegen oder zu stark belastet werden.
  • Verdünnung und Filterung von Schadstoffen: Wenn Regenwasser langsam durch den Boden sickert, werden Schadstoffe auf natürliche Weise herausgefiltert oder verdünnt. Dadurch verbessert sich die Qualität des Grundwassers, das später als Trinkwasser genutzt wird. Ohne ausreichende Sickerflächen könnten Schadstoffe unverdünnt in die Wasserressourcen gelangen und die Wasserqualität gefährden.
  • Stabilisierung des Grundwasserspiegels: Sickerflächen verhindern, dass der Grundwasserspiegel zu stark absinkt, was gerade in Trockenzeiten oder bei hoher Entnahme wichtig ist. Ein stabiler Grundwasserspiegel schützt nicht nur die Brunnen, sondern auch angrenzende Feuchtgebiete und Flussökosysteme wie die Havel.
  • Schutz vor Wasserknappheit und Qualitätsverschlechterung: In Zeiten von Dürre und Klimawandel ist die natürliche Grundwasserneubildung besonders wichtig, um Wasserknappheit und eine Verschlechterung der Wasserqualität in der Havel und ihren Zuflüssen zu verhindern.
  • Ökologische Funktion: Die Grundwasseranreicherung durch Sickerflächen erhält Feuchtgebiete, Moore und Flussauen, die als natürliche Filter und Lebensräume für viele Arten dienen.
  • Fehlen ausreichend Sickerflächen, sinken die Grundwasserspiegel, die Wasserqualität verschlechtert sich durch fehlende Filterwirkung, und die Versorgungssicherheit für die Havelregion ist gefährdet. Die Förderung der Regenwasserversickerung – etwa durch Entsiegelung von Flächen und naturnahe Stadtplanung – ist daher eine Schlüsselstrategie für eine nachhaltige Wasserwirtschaft an der Havel.

 

 

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)