Jugendgeschichtswerkstatt: Jüdisches Leben in Spandau

Rundgang durch die Altstadt anlässlich der Pogromnacht von 1938

Gedenktafel für die ehemalige Synagoge in der Kammerstraße (Foto: Ralf Salecker)
Gedenktafel für die ehemalige Synagoge in der Kammerstraße (Foto: Ralf Salecker)

Anlässlich des 75. Jahrestages der Pogromnacht von 1938 veranstaltet die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau gemeinsam mit ihrem Förderverein einen Stadtrundgang zum jüdischen Leben in Spandau. Der Rundgang durch die Spandauer Altstadt dauert ca. anderthalb Stunden, die Teilnahme ist kostenfrei und ohne vorherige Anmeldung.

Wir leben in einer sehr behüteten Zeit. Kein Krieg, kein Hunger, nur wenige Momente, in denen ein Mensch einer Gefahr ausgesetzt ist oder aber Zivilcourage gefordert ist. Darum ist es wichtig, sich an Zeiten zu erinnern, in denen nichts davon selbstverständlich war. Aus Anlass des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht veranstaltet die Jugendgeschichtswerkstatt eine Führung zum Thema „Jüdisches Leben in Spandau“. In ganz Deutschland und eben auch in Spandau wurden jüdische Gotteshäuser angezündet. In der Nacht vom 9. auf den 10 November 1938 brannte auch die jüdische Vereinssynagoge in der Kammerstraße Ecke Lindenufer 12.

Die am 15. September 1895 vom Spandauer Oberbürgermeister Friedrich Koeltze eingeweihte Synagoge bot Platz für etwa 300 Mitglieder. Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts lebten etwa 700 jüdische Bürger in Spandau. In den 30er Jahren begann in ganz Deutschland die systematische Ausgrenzung von Juden aus dem öffentlichen Leben, die 1935, mit den Nürnberger Rassegesetzen quasi institutionalisiert wurde. Ab dem 17. August waren Juden gezwungen, auf ihren Kennkarten entweder den Namen Israel oder Sara als zusätzlichen Namen zutragen. 1938 brannten dann im ganzen Land die Synagogen. Als Vorwand wurde ein Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath in Paris bemüht.

In Wirklichkeit war dieser „Volkszorn“ eine wohlorganisierte Aktion gewesen. Jüdische Geschäfte und Synagogen fielen den Brandstiftern zum Opfer. In den Tagen darauf wurden rund 30.000, meist vermögende Juden festgenommen und in Konzentrationslager verschleppt – man wollte ihr Geld, um die Kriegsvorbereitungen Deutschlands bezahlen zu können.

Augenzeugen berichteten, die Feuerwehr in Spandau hätte den Brand am Lindenufer bewusst nicht gelöscht. Ihr Interesse lag ausschließlich darin, ein Übergreifen auf Nachbargebäude zu verhindern. Schaulustige zeigten ganz unterschiedliche Reaktionen. Offene Häme auf der einen Seite und stillschweigendes Wegschauen, auf der anderen Seite. Nicht nur die Synagoge in Spandau wurde Opfer der Gewalt. Mit Lastwagen kamen SA-Leute in die Stadt und warfen die Scheiben jüdischer Geschäfte ein. Viele Menschen in ganz Deutschland kamen dabei zu Tode.

Willi Frohwein schrieb in seinen Erinnerungen: „Es war jedoch nicht die entbrannte Volksseele, die die Scheiben eingeschmissen hatte, sondern die SA, bloß: die entbrannte Volksseele hat geplündert. Das ist mir so furchtbar in Erinnerung geblieben, dass also diese Menschen aus dem Unglück der anderen sich noch bereicherten und alles, was sie kriegen konnten, mitgenommen haben.“

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich.

Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben.[1] Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört.[2] Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust an den europäischen Juden im Machtbereich der Nationalsozialisten mündete. (Quelle: Wikipedia)

Rundgang „Jüdisches Leben in Spandau“

  • Datum: Sonntag, 3.11.2013
  • Uhrzeit: 11 Uhr
  • Treffpunkt: Rathaus Spandau, vor dem Haupteingang
  • Bei Fragen zu dem Rundgang steht Ihnen Uwe Hofschläger von der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau gerne zur Verfügung (Tel.:030/33 60 76 10).

Jugendgeschichtswerkstatt Spandau

 

Ein Projekt der Martin-Buber-Schule von 2008 zum Thema Pogromnacht:

  • www.pogromnacht-in-spandau.cabanova.de

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)