Kinderschänder in Spandau – Vorwürfe gehen in alle Richtungen

Kann es hier „einen Schuldigen“ geben?

Schuldzuweisungen gehen hin und her. Alle Beteiligten schieben den Schwarzen Peter einem anderen zu. Neben Landeskriminalamt, Polizei, Jugendamt sind auch die Eltern des Kindes ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

KINDERSCHÄNDER UWE K.: WAS WUSSTE DAS JUGENDAMT SPANDAU?

CDU fordert Aufklärung vom Jugendamt. Aktuelle Stunde im Jugendhilfeausschuss beantragt.

Der Fall des Kinderschänders Uwe K. hat bundesweit für Empörung gesorgt. Inzwischen wird gegen das Spandauer Jugendamt ermittelt, da der Verdacht besteht, dass Mitarbeiter des Jugendamtes gegen ihre Fürsorgepflicht verstoßen hätten. Das Jugendamt betreute die Familie des jüngsten Opfers, ein 12jähriges Mädchen aus sozial schwachen Verhältnissen, vermochte es jedoch nicht, den Übergriff zu verhindern

Kai Wegner, Vorsitzender der CDU Spandau und Bundestagsabgeordneter, und Heiko Melzer, Wahlkreisabgeordneter für das Falkenhagener Feld, erklären:

„Parallel zur Aufarbeitung der Verantwortung der Polizeispitze ist zu klären, in wie weit das Spandauer Jugendamt vom Aufenthalt und der Gefährdung von Herrn K. wusste und welche Maßnahmen zum Schutz der Kinder eingeleitet wurden. Unverständlich ist es allerdings, dass gerade ein junges Mädchen, dass durch das Spandauer Jugendamt betreut wurde, Opfer des Kinderschänders wurde. Wir begrüßen es daher sehr, dass die Staatsanwaltschaft den Fall genauer unter die Lupe nimmt.“

Nach Polizeiangaben sei das Jugendamt über den Aufenthalt des Täters informiert gewesen. Gestern meldete der RBB, dass in Spandau insgesamt 25 als gefährlich eingeschätzte Kinderschänder leben würden.

Frank Bewig, stellv. Vorsitzender und jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der BVV-Spandau:

„In der morgigen Sitzung des Spandauer Jugendhilfeausschusses erwarte ich von der zuständigen Jugendstadträtin detaillierte Auskunft über die Vorgänge im Jugendamt. Ich bin sehr erschüttert darüber, dass die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses bisher nicht über die angeblich seit Dezember laufenden Ermittlungen im Jugendamt informiert wurden. Es wird grundsätzlich zu prüfen sein, wie das Jugendamt mit solchen Meldungen seitens der Polizei und Justiz umgeht, welche Maßnahmen ergriffen werden und welche Strategie verfolgt wird, um die Spandauer Kinder vor solchen Straftätern zu schützen.“

Keine Verletzung der Fürsorgepflicht im Jugendamt Spandau festgestellt

Der Verdacht, dass im Spandauer Jugendamt nicht alles getan wurde, um ein junges Mädchen vor einem Kinderschänder zu schützen, hat dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft die entsprechenden Akten im Jugendamt Spandau beschlagnahmt hatte.

Die zuständige Bezirksstadträtin Ursula Meys erklärt dazu:

„Wir haben rechtzeitig von der Polizei die Information erhalten, dass Herr K. in die Nähe der vom Jugendamt betreuten Familie gezogen war. Wir wurden gebeten, die Polizei sofort über besondere Vorkommnisse zu informieren. Daraufhin hat der zuständige Sozialarbeiter mehrere Hausbesuche durchgeführt und die Familie wurde dabei mehrfach darauf hingewiesen, unter allen Umständen einen Kontakt mit Herrn K. zu vermeiden.
Nach einer späteren Mitteilung der zuständigen Kita über einen möglichen Kontakt der Kinder zu Herrn K. informierte das Jugendamt sofort die Polizei und das Familiengericht, weil die Familie sich uneinsichtig zeigte, was den Kontakt zu Herrn K anbelangt. Das Familiengericht  erteilte Ende November 2009 eine Auflage zur Familienhilfe. Am 3.12.2009 wurde Herr K. schließlich wieder festgenommen.
Nach sorgfältiger Prüfung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes die Gefahr, die von Herrn K. ausging, m.E. außerordentlich ernst genommen und alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten getan, damit die Familie einen Kontakt zu Uwe K. vermeidet. Dass gleichwohl nunmehr ein strafrechtlicher Vorwurf gegen das Jugendamt erhoben wird, überrascht mich.
Dieser schreckliche Vorgang zeigt, dass wir alles erdenklich Mögliche tun müssen, um unsere Kinder vor solchen Tätern zu schützen. Ich werde diesen Fall zum Anlass nehmen, um mögliche Konsequenzen im Hinblick auf die Optimierung der Zusammenarbeit zum Schutz unserer Kinder zu prüfen.
Der Kampf gegen Sexualstraftäter ist Aufgabe aller Beteiligten, der staatlichen Behörden, Polizei, Justiz, Schule, wie aber auch der Eltern, auf deren Mitarbeit wir als Jugend­amt besonders angewiesen sind.
Ich bitte aber auch die Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil ein offenes Auge zu haben und im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei oder das Jugendamt zu informieren.“

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)