Blick vom Ende des Spektegrünzuges in Richtung Kraepelinweg (Foto: Ralf Salecker)

Modulare Flüchtlingsunterkünfte im Falkenhagener Feld

Wohnen zwischen beschaulicher Idylle und Hochhäusern

Blick vom Ende des Spektegrünzuges in Richtung Kraepelinweg (Foto: Ralf Salecker)
Blick vom Ende des Spektegrünzuges in Richtung Kraepelinweg (Foto: Ralf Salecker)

Im Falkenhagener Feld, in der Stadtrandsiedlung, sollen modulare Flüchtlingsunterkünfte für rund 500 Menschen entstehen. Flüchtlingen können und dürfen nicht endlos lange unter unwürdigen Bedingungen in Sport- und Fabrikhallen untergebracht werden. Täglich erhöht sich die Zahl der nach Berlin kommenden Menschen. Wohnraum muss her, um eine vernünftige Unterbringung zu gewährleisten.

Der Berliner Senat sucht daher unter großem Druck freie Flächen in der Hauptstadt, die sich für eine Bebauung eignen. 60 Flächen wurden dabei ins Auge gefasst. Bis zu 25.000 Menschen sollen dort besser untergebracht werden. Bauvorhaben dauern im Regelfall recht lange. Wohnungen für Flüchtlinge durchlaufen ein beschleunigtes Verfahren. Die Modulbauweise sorgt für einen weiteren Zeitgewinn.

„Beschleunigtes Verhandlungsverfahren
Die Beschaffung ist eilbedürftig wegen der unbedingten Notwendigkeit, auf die gegenwärtige Flüchtlingssituation angemessen und zeitnah zu reagieren. Die Schaffung kurzfristiger und flexibler Lösungen ist zwingend, um der gegenwärtigen Situation Herr zu werden. Dies gilt in besonderem Maße für das Land Berlin, das von den Herausforderungen weit überdurchschnittlich betroffen ist. Die Schaffung von adäquatem Wohnraum zur Unterbringung großer Personenzahlen ist unabdingbar. Sie soll der Erfüllung eines elementaren Grundbedürfnisses der betroffenen Flüchtlinge dienen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geht in seinem „Rundschreiben zur Anwendung des Vergaberechts im Zusammenhang mit der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen“ vom 24.8.2015 (vgl. auch Mitteilung EU-Kommission vom 9.9.2015, COM(2015) 454) davon aus, dass eine „besondere Dringlichkeit […] aufgrund der vorliegenden Informationen im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen derzeit im Regelfall anzunehmen ist“. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat sich mit Rundschreiben vom 16.9.2015 diese Auffassung zu Eigen gemacht.“

Bauvorhaben werden natürlich ausgeschrieben. So wurden nun schon vor der offiziellen Verkündung durch den Senat erste Orte bekannt. Die Gewobag, als eines von sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen, will demnach im Falkenhagener Feld Wohnungen in modularer Bauweise errichten. Ganz im Westen Spandaus, an der Freudstraße 8 / Ecke Kraepelinweg 23, dort wo sich derzeit ein Parkplatz und eine kleine Grünfläche befinden. In fernerer Zukunft sollen die errichteten Flüchtlingsunterkünfte als reguläre Wohnungen zu nutzen sein.

„Auf dem Grundstück Freudstraße 8/Ecke Kraepelinweg 23 in 13589 Berlin ist eine modulare Flüchtlingsunterkunft für mindestens ca. 500 Bewohner zu planen und zu errichten. Auftraggeber ist die Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin.“

„Es ist vorgesehen, die modularen Flüchtlingsunterkünfte im Anschluss an die derzeit vorgesehene Nutzung ohne Eingiffe in die Tragstruktur und mit geringen Aufwendungen in den nichttragenden Raumstrukturen als Wohngebäude zu nutzen.“

Kiezfest des Quartiersmanagments am Kraepelinweg (Foto: Ralf Salecker)
Kiezfest des Quartiersmanagments am Kraepelinweg (Foto: Ralf Salecker)

Das zu bebauende Grundstück liegt kurz vor der Landesgrenze zu Brandenburg. Im Westen davon, auf der anderen Straßenseite, direkt an der Spekteniederung, zieht sich ein neunstöckiger Häuserriegel entlang. Im Norden folgt eine große Siedlung mit beschaulichen Gärten und Einfamilienhäusern. Östlich davon stehen zwei fünf- bis siebenstöckige Häuserreihen. Auf der anderen Seite der Falkenseer Chaussee wird es in der Siemenssiedlung wieder sehr beschaulich. Nahe dabei auch der Spektegrünzug, mit Kiesteich und dem Spektepark mit vielen Sport- und Spielmöglichkeiten.

In der Planung sollen die modularen Wohnungen langlebig errichtet werden. Es bleibt zu hoffen, dass Pfusch am Bau hier keinen Strich durch die Rechnung macht. 60 bis 100 Jahre sind die theoretischen Vorgaben. Von der Architektenkammer kommen erste Warnungen, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Niemanden nützen schnell errichtete Bauten, wenn sie nach kürzester Zeit saniert oder gar abgerissen werden müssten.

Das Falkenhagener Feld gilt als sozialer Brennpunkt. Steigende soziale Herausforderungen und dem sich daraus ergebenen Handlungsbedarf für den Erhalt eines lebenswerten Falkenhagener Felds haben dazu geführt, dass der Senat von Berlin und das Bezirksamt Spandau im Sommer 2005 ein Quartiersmanagement im West– und im Ostteil des Falkenhagener Feldes eingerichtet haben. Auf der anderen Seite existieren dort aber auch die o.g. sehr beschaulichen Siedlungen mit Einfamilienhäusern und viel Natur. Viel Geld ist aus dem Stadtumbau West ins Falkenhagener Feld geflossen, um die Infrastruktur zu verbessern. Die Anwohner engagieren sich in vielen Initiativen für ein positives Miteinander. Auch wenn es Probleme gibt, ist das Falkenhagener Feld ein Ort, an dem sich die Menschen wohl fühlen.

Nachtrag: 18.3.2016

Inzwischen gibt es leider eine Unterschriftenaktion, die sich gegen diese Unterkunft wendet. Dabei werden Falschinformationen verbreitet. Es wird fälschlich behauptet, der Spielplatz müsse der Wohnbebauung weichen. Dies ist falsch. Wie üblich werden Falschinformationen, die sich gegen Flüchtlinge richten, gerne aufgenommen und weiterverbreitet. Jeder ist gehalten, über den Inhalt einer Nachricht nachzudenken und im Zweifel deren Richtigkeit zu überprüfen. Wer bewusst solche Falschinformationen verbreitet, will den sozialen Frieden auf Kosten der Schwachen in unserer Gesellschaft stören.

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)