Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt

Neues Jugendcafé in der Spandauer Altstadt

Mitternachtssport bietet mehr als nur Sport

Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt (Foto: Ralf Salecker)

Jugendcafé eröffnung.psdDer Trubel am Eröffnungstag war groß, als Mitternachtssport sein Jugendcafé in der Spandauer Altstadt eröffnete. Damit wird die Altstadt für Jugendliche interessanter, jetzt, wo sie ein „eigenes“ Café in der Jüdenstraße 46 als Anlaufpunkt haben. Montag bis Freitag von 14 bis 20 Uhr wird es vorerst öffnen. Ein oft geäußerter Wunsch von Jugendlichen hat sich endlich erfüllt. Später könnten sich die Öffnungszeiten durchaus noch ausweiten. Jugendliche waren bei der Eröffnung noch kaum anwesend. Die sind noch alle in der Schule, meinte Ismail Öner, der Initiator von Mitternachtssport.

Drei große Preise hat „Mitternachtssport e.V. – Verein für interkulturelle Jugendsozialarbeit Berlin“ für sein Engagement für Jugendliche schon erhalten. Dies sind der DFBIntegrationspreis, der Bambi und der Laureus, also der „OSCAR“ des Sports.

Jeden Freitag und Samstag nachts, immer von 20.00 Uhr bis 3.00 Uhr, kicken Jugendliche, die meisten mit Migrationshintergrund, im Alter von 16 bis 25 Jahren in der Sporthalle der Berthold-Brecht-Oberschule in der Wilhelmstadt und der Sporthalle des Kant-Gymnasiums. Weit über 40.000 Jugendliche hat Mitternachtssport bisher erreicht. Mit viel Spaß und Energie geht es hier zur Sache.

Im letzten Jahr hat Mitternachtssport sein sportliches Angebot nach Wuppertal/NRW ausgeweitet. Am 1.7. findet nun die erste Ausweitung innerhalb Berlins statt. Dann beginnt das  MitternachtsSport-Angebot im Wedding. Dort wird Adidas ein Kooperationspartner sein. Es ist vorgesehen in der Zukunft das Projekt auch in weitere Berliner Bezirke zu auszudehnen.

Sport gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit

Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt (Foto: Ralf Salecker)
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt (Foto: Ralf Salecker)
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Gonzalo Castro, Ismail Öner und Änis Ben-Hatira
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Gonzalo Castro, Ismail Öner und Änis Ben-Hatira (Foto: Ralf Salecker)

Der Spandauer Sozialpädagoge und Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Spandau, Ismail Öner und die Fußballer Gonzalo Castro und Jérome Boateng, als Paten, sind die bekannten Gesichter des Vereins, der sich seit Jahren Jugendliche nachts durch sportliche Betätigung von der Straße holt. Der Gedanke dahinter ist einfach: Wer Sport treibt, stellt nichts mehr auf der Straße an, weil er sich sinnvoll beschäftigen und auch körperlich austoben kann. Damit ist das Angebot von Mitternachtssport ein gewaltpräventives Integrationsprojekt.

Mit der Zusammenführung des Mediums Sport sowie der intensiven und aus den Sporthallen hinausgehenden Jugendsozialarbeit soll die Lücke des fehlenden Freizeitangebotes zur besagten Zeit geschlossen und eine Alternative zur Frustration, Langeweile und Perspektivlosigkeit geboten werden.

Genau dies riefen die Redner bei der Eröffnungsveranstaltung den Besuchern ins Gedächtnis. In einer von wachsender Fremdenfeindlichkeit gezeichneten Zeit ist Sport ein wichtiger Weg, um sich näher zu kommen. Wer gemeinsam Sport treibt, lernt automatisch fair und respektvoll miteinander umzugehen. Hier fallen Äußerungen von Menschen, die Sportler mit anderer Hautfarbe nicht als Nachbarn haben wollen, keinesfalls auf fruchtbaren Boden.

Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Änis Ben-Hatira
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Änis Ben-Hatira (Foto: Ralf Salecker)
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Gonzalo Castro
Jugendcafé von Mitternachtssport in der Spandauer Altstadt: Gonzalo Castro (Foto: Ralf Salecker)

Gefördert wurde das Projekt Mitternachtssport in den Jahren 2010 bis 2015 aus Mitteln von Aktionsräume plus in Höhe von rund 208.000 Euro. Das Geld ist offensichtlich gut angelegt, was nicht nur die vielen Auszeichnungen beweisen. Die Evangelische Fachhochschule für Sozialarbeit/Sozialpädagogik konnte in einer Untersuchung die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Projektes bestätigen.

Bisher nutzte Mitternachtssport einen Raum im Stadtteiladen in der Wilhelmstadt. Nun steht in den Räumen des Jugendcafés in der Jüdenstraße 55 deutlich mehr Platz zur Verfügung.

Unterwegs in Spandau gibt es natürlich auch auf Facebook.

Ein paar kurze Fragen an Ismail Öner

Welche spezielle Aufgaben hat sich das Café gestellt?

Das Cafe soll eine offene Anlaufstelle für alle Kinder und Jugendlichen aus Spandau sein. Ein Ort der Begegnung, in der wir mit den jungen Leuten sozialpädagogisch arbeiten möchten und wo sie ihre Freizeit verbringen können. Darüber hinaus könnte hier aber auch gern der Charakter eines Kiez- und Nachbarschaftstreffs entstehen.

Wer soll dort zukünftig was machen? Ist es nur ein Ort zum „chillen“?

Der Ort soll mit seinem Getränke- und Snackangebot schon ein Café-Charakter haben. In einer netten und häuslichen Atmosphäre sollen die jungen Menschen ohne Konsumzwang ihre Zeit hier vertreiben dürfen.

Im Vordergrund stehen die Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 27 Jahren. Für sie sollen hier vielfältige (sozialpädagogische) Angebote entstehen, deren Schwerpunkte sich in den Monaten jedoch noch herauskristallisieren werden.

Unsere Angebote sehen vor:

  • Gesprächs- und Beratungsangebote für junge Leute,
  • Beratung/Unterstützung bei Problemen mit Eltern, Schule, Freundeskreis, Ämtern und vielem anderen
  • Vermittlung von jungen Menschen an entsprechende Stellen,
  • Hausaufgabenbetreuung,
  • Internetzugang,
  • Übergang Schule-Beruf,
  • Berufsorientierung,
  • Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche
  • Bewerbungen schreiben und ausdrucken,
  • Bewerbungstraining,
  • Sportangebote außerhalb des Jugendcafés,
  • Stadionbesuche,
  • Mittagessen,
  • spezielle Gruppenangebote,
  • Playstation,
  • Live-Übertragung von sämtlichen großen Sportereignissen und der Fußball-Bundesliga
  • auf einer Riesenleinwand,
  • Kicker,
  • Ferienprogramme mit Ausflügen, Sportkursen und Reisen,
  • Wochenendöffnung,
  • und vieles mehr

Es sind aber auch Veranstaltungen mit unserem Partner AOK Nordost zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention angedacht. Genauso sind Veranstaltungen zu aktuellen sozialen, kulturellen und politischen Themen fest eingeplant.

Wer fördert das Jugendcafé und wie lange ist die Förderung in der Altstadt gesichert?

Wir haben drei Förderer für unser Jugendcafe und unsere Projektarbeit.

Die Förderer sind folgende:

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

  • Die Förderung geht hier bis Ende 2017.
  • Mit der nächsten Berliner Haushaltsaufstellung hoffen wir, dass die Förderung weiter läuft.

Die Bundesliga-Stiftung. Die Förderung der Stiftung läuft nun seit 2011.

  • Sie erfolgt nach internen Beratungen jährlich.
  • Wir sind guter Dinge, dass sie uns noch weiter die Treue halten.

AOK Nordost. Hier geht die Förderung bis Ende des Jahres.

  • Über eine Verlängerung wird noch entschieden.

Sind Kooperationen mit anderen Jugendeinrichtungen geplant?

Ja!

 

Oft hat man sich eine solche Einrichtung für Jugendliche gerade in der Altstadt gewünscht.

Ist sie erst einmal da, scheint dies einigen nicht recht zu sein. Die Eröffnung des Jugendcafés hat nicht nur freundliche Reaktionen erhalten. Schaut man sich einige Äußerungen auf Facebook an, dann scheint bei einigen erst mal meckern angesagt zu sein.

A.M.

Bekommen die Erwachsenen auch ein Cafe in der Altstadt das so lange auf hat . Bin gespannt wie lange es ruhig bleibt in unserer Altstadt. Da werden wohl demnächst einige Wohnungen leer.

M.W.

Die Idee ist gut aber sie passt nicht in die Altstadt. Aber die ist eh bald nicht mehr attraktiv, wenn ich mir ansehe, dass nur Billigläden und Fressbuden das Monopol haben.

 

Es gibt aber auch positive Reaktionen:

D.M.

Nicht immer die Jugendlichen so schlecht machen. . Es werden immer mehr vernünftiger als Erwachsene…. dieses Café soll ja genau so etwas verhindern. .. ich finde es toll das für die Jugend etwas Sport orientiertes angeboten wird. … vor den Arcarden treffen sich auch Jugendliche und dort läuft es ordentlich ab

I.K.

Da wird mal was für die Jugendlichen getan und wieder wird gemotzt….

Laufen und gröhlen nicht auch genug Erwachsene in der Nacht betrunken durch die Altstadt und randalieren…?

Hauptsache wieder gemeckert….

Ich finde es gut und denke das die Altstadt der perfekte Treffpunkt ist

 

A.P.

Wenn endlich mal was sinnvolles für die Jugend getan wird, wird gleich wieder gemotzt. Wird nichts getan, ist daß Geschrei auch groß. Wir waren auch alle mal jung und waren froh, daß wir die jugendclubs mit disco, billiard usw hatten. Ich wünsche den Betreibern weiterhin viel Erfolg und hoffe das noch viele Alternativen für Kids und Jugendliche folgen, daß sie in ihrer Freizeit eine sinnvolle Beschäftigung haben.

 

Fotos von der Eröffnungsveranstaltung des Jugendcafés in der Spandauer Altstadt

 

Nachtrag:

Bei den Fußballernamen hatten sich in der Eile ein paar Fehler eingeschlichen. Das kommt davon, wenn man noch spät in der Nacht den Beitrag fertig machen will.

:-)

Danke an die beiden Leute, die sich die Mühe gemacht haben, mir dies mit der entsprechende Korrektur mitzuteilen.

 

 

 

 

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)