Perspektiven für das Falkenhagener Feld

Baustadtrat Carsten Röding im Erzählcafé der Jeremia

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Jeremia-Gemeinde im Falkenhagener Feld (Foto: Ralf Salecker)

Das Erzählcafé in der Jeremia-Gemeinde hat sich seit 2012 zu einer festen Institution im Falkenhagener Feld (FF) entwickelt. Gäste referieren zu unterschiedlichsten Themen. Diesmal war Baustadtrat Carsten Röding zu Gast, um ein wenig über Vergangenheit und Zukunft des Falkenhagener Feldes zu reden und mit den Gästen zu diskutieren.

Im Falkenhagener Feld West groß geworden, kennt er sich nur nicht aus beruflichen Dingen im Kiez aus. Die Trennung in die Quartiere West und Ost ist für ihn nicht unbedingt eine glückliche, doch was aus organisatorischen Gründen einmal so sein musste, brauchen die Menschen selbst nicht als Trennendes zu leben.

Programme des „Stadtumbau“ und der „Sozialen Stadt sind unverzichtbar

Als Baustadtrat hat er naturgemäß mehr mit den baulichen Gegebenheiten im FF zu tun. Besonders prägend gestalteten die beiden Programme „Stadtumbau“ und „Soziale Stadt“ den Kiez. Auch wenn sich früher die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Quartiersmanagements stellte, weil manch einer darin eine Stigmatisierung des Ortsteils, einen negativen Stempel sehen wollte, ist heute die Notwendigkeit für alle politischen Parteien unumstritten. Die Förderprogramme waren und sind mehr als notwendig. Sie brachten und bringen Geld in den Bezirk, sehr viel Geld, ohne dass die baulichen Veränderungen wegen der leeren Kassen kaum möglich gewesen wären.

Investive Maßnahmen sollten nach Möglichkeit immer nachhaltig angelegt sein. Das funktioniert nur mit entsprechenden Partnern. Kirchengemeinden gehörten schon früh zu den begleitenden starken Partnern dieser Maßnahmen, was nicht unbedingt für jede Wohnungsgesellschaft gilt.

Eine der ersten baulichen Maßnahmen im Westteil des FF fand in der Paul-Gerhard-Gemeinde statt. Dazu gehörten das Mehrgenerationenhaus und die angeschlossene Kita. Im Ostteil des FF wurden der Henry-Dunant-Platz und der Vorplatz der Jeremia neu gestaltet. 2013, im Jubiläumsjahr, waren es dann die Sportanlagen im Spektepark, der Umzug der Stadtteilbibliothek und die Umgestaltung des Stadtplatzes an der Westerwaldstraße. Ein Café an der Zufluchtsgemeinde wird bald folgen.

Veränderungen in der Zukunft

Zukünftig wird sich noch einiges mehr verändern. Der Bedarf an weiteren Kitaplätzen wird von niemandem mehr in Frage gestellt. Ein möglicher Standort für eine neue Kita könnten z.B. die Räumlichkeiten des ehemaligen Waschhauses an der Westerwaldstraße sein. Auf rund 400 Quadratmetern wäre hier Platz für rund 50 Kinder. Auch an der Frankenwaldstraße ist ein Standort vorstellbar, möglicherweise zusammen mit dem Bau weiterer Wohnungen, für die zweifelsfrei Bedarf ist. Eine moderate Nachverdichtung mit 3-4-geschossigen Gebäuden und etwa 80 Wohneinheiten ist durchaus vorstellbar, schön, wenn dies eine Genossenschaft in die Hand nähme.

Da schon der Bedarf an Kitaplätzen nicht mehr ernsthaft bezweifelt wird, ist es nur logisch, auch einen Schritt weiter zu denken. Schließlich wollen die Kinder irgendwann in die Schule. Aus diesem Grund ist es notwendig, all die Räumlichkeiten die prinzipiell als Schulräume geeignet sind oder gedacht waren, keiner Fremdnutzung zu überlassen.

Die Bevölkerungsentwicklung wird es in Zukunft notwendig machen, Orte für alle Generationen zu entwickeln, wobei es hier sicherlich auch Grenzen gibt. Der Weg von klassischen Jugendfreizeitheimen zu allgemeinen Begegnungsorten, die einen Mehrfachnutzen möglich machen, ist sehr wahrscheinlich. Der Bedarf an Spiel- und Bolzplätzen ist im Falkenhagener Feld leichter zu decken, da hier die Bevölkerung anscheinend toleranter auf den „Lärm“ reagiert. Die gelebte Toleranz im FF ist offensichtlich groß. In diesem Bereich gibt es weniger Konflikte.

Ganz scheint dies aber nicht der Fall zu sein. Das Kinderfest vor dem Klubhaus ist noch nicht so lange her. Hier rückte gegen Ende das Ordnungsamt an, weil ein Nachbar sich über den Lärm der trommelnden Kinder beschwert hatte. Hoffentlich bleibt dies die Ausnahme.

Der Aldi-Supermarkt am Henry-Dunand Platz ist als Einkaufsmöglichkeit nicht wegzudenken, auch wenn das Gebäude nicht unbedingt eine Schönheit ist. Viele hatten sich in der Vergangenheit wenigstens eine Gestaltung der unschönen Brandmauer gewünscht. Dies wird nicht geschehen, was aber keine schlechte Nachricht ist. Bald wird der Flachbau abgerissen. Einen Verlust des Marktes muss nun niemand befürchten. Es wird einen größeren, besser gestalteten barrierearmen Neubau geben, in den anschließend wieder Aldi einzieht. Möglicherweise kommt der Parkplatz aufs Dach, was mehr Freiraum ringsum ermöglicht.

Fragen aus der Runde an den Gast

Auf die erste Frage, ob und wann es eine U-Bahn-Verbindung ins Falkenhagener Feld geben könnte gab es eine kurze Antwort. Diese vor einer gefühlten Ewigkeit angedachten Vision wird es wohl nie geben. Eine Finanzierung ist mittel- und langfristig kaum denkbar.

Schnell schloss sich die Frage nach der S-Bahn an. Deren Streckenführung ins Falkenhagener Feld in den Medien als eine durchaus mögliche Option diskutiert wurde. Immerhin gäbe es einen Anspruch aus dem Einigungsvertrag, der eine S-Bahn-Verlängerung für Spandau vorsah. Auch hier war die Antwort nicht erfreulich, denn kurzfristig ist ein solcher Bau nicht machbar. Allein das Planfeststellungsverfahren würde sehr viel Zeit beanspruchen. In den nächsten 5 Jahren wird daraus ganz bestimmt nichts werden.

Der Wunsch nach einer Sperrung der Westerwaldstraße im Bereich des neuen Stadtplatzes für den Durchgangsverkehr brachte ein verständnisloses Kopfschütteln. Schließlich sind einige Millionen Euro Fördergelder aus Europa in die Umgestaltung des Platzes geflossen. Im letzten Jahr fanden die Arbeiten ihren Abschluss. Der Platz wird gut angenommen. Ein QM-Projekt soll ab September dabei helfen, die Nutzung noch weiter zu optimieren. Eine Sperrung der Westerwaldstraße an dieser Stelle würde unweigerlich Rückzahlungsforderungen der EU in Millionenhöhe mit sich bringen. Daran kann niemand ein Interesse haben. Ferner müsste eine Sackgasse einen Wendekreis bekommen, der breiter als die Straße selbst ausfallen müsste. Dafür ist aber nicht wirklich Platz.

Ein ganz praktisches Problem beschäftigt ältere Mieter im Falkenhagener Feld. So sind einige Wohnungen im Hochparterre errichtet worden, was einigen den Zugang erheblich erschwert. Heute wären solche Wohnungen nicht mehr genehmigungsfähig. Fördergelder zum barrierefreien Umbau sind von der EU leider nicht zu bekommen. Den Wohnungsgesellschaften kann man nicht vorschreiben, heute etwas daran zu ändern, nur sie bitten, was ohne Fördergelder wohl nicht geschehen wird.

Die Prognosen für die Zukunft machen zwingend weitere Kitaplätze notwendig. Folglich steigt zukünftig ebenso der Bedarf an Grundschulplätzen. Wie soll dem zu erwartenden Mangel abgeholfen werden?

Ein wichtiger Punkt ist es, zukünftig den unpraktischen Filialbetrieb der Siegerland-Grundschule außerhalb der eigentlichen Schule aufzugeben.

Gebäude, die als Schulräume konzipiert wurden, sollen perspektivisch nicht einer anderen Nutzung zugeführt werden, dies gilt für die Räumlichkeiten in der Seektstraße, wie auch für die in der Remscheider Straße.

Viele sehen schon seit langer Zeit das Bauschild des TSV auf dem Parkplatz am Kiesteich. Schon längst sollte das Vereinssportzentrum zur Stärkung des Breiten- und Gesundheitssport im Falkenhagener Feld beitragen. Der private Bau, gefördert mit öffentlichen Mitteln, hat sich immer wieder verzögert. Nun hat die Senatsverwaltung ihre zugesagten Fördergelder zurückgezogen. Da der TSV nur über sehr beschränkte Mittel verfügt, ist ein Neubau ausschließlich aus Eigenmitteln nicht möglich. Fördergelder sind nur nach einem vollständigen Neuantrag für das Vereinssportzentrum zu erhalten. Ohne diesen wird es kein Neubau geben. Die Entscheidung darüber ist noch nicht getroffen. Die Chancen stehen max. 50:50.

Die Sportanlagen im Spektepark sind noch nicht alle fertiggestellt. Als letzte Anlage wird noch in diesem Jahr die überdachte BMX-Anlage der Öffentlichkeit übergeben werden. Dann verschwindet auch der letzte Bauzaun.

Der Bedarf der Bürger, sich über ihren Kiez im Erzählcafé der Jeremia auszutauschen ist ungebrochen hoch. Themen gibt es mehr als genug, so dass auch die nächsten Veranstaltungen ein neugieriges Publikum finden werden.

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)