Figurenensembles der Siegesallee bald in „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“

Bald gibt es auf der Zitadelle Spandau ein Museum für ganz besondere Denkmäler …
Es war einmal ein Kaiser, der wollte sich und seinem Geschlecht ein großartiges Denkmal setzen. Ein Prachtboulevard musste her, angefüllt mit den großen „in Stein gemeißelten“ Gestalten aus 1000 Jahren Geschichte. Naja, nicht ganz, es sind nur 731 Jahre.
Wilhelm II., von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen, gab 1895 die Siegesallee vom Platz der Republik bis zum Kemperplatz in Auftrag. Sämtliche Markgrafen und Kurfürsten Brandenburgs, Könige Preußens und Kaiser Deutschlands zwischen 1157 und 1888 sollten in Form von 32 jeweils 2,75 Meter hohen Denkmälern eine prunkvolle Allee im Berliner Tiergarten schmücken. Rechts und links davon wurden wichtige Persönlichkeiten – natürlich kleiner und nur als Büste – aus der Zeit der jeweiligen Personen angeordnet.

Es spricht für den Witz der Berliner oder für ihre gesunde Respektlosigkeit, dem monumentalen Ausdruck des Historismus in der Bildenden Kunst gleich einen passenden Namen zu geben: Puppenallee nannten sie die Ahnengalerie des Kaisers. Beschädigungen von Kunstwerken gab es schon damals. Auch die Puppen litten immer mal wieder unter Vandalismus. Die Folge: Im Berliner Volksmund wurde die Siegesallee zur „Neuen Invalidenstraße“. Der Kaiser selbst bekam wegen seiner Manie, überall Denkmäler errichten zu wollen, den Namen „Denkmal-Willy“.
Doch die Prachtallee diente nicht allein dem Prunk und der Bildung. Sie enthielt auch eine deutliche Drohung an die Stadtväter um 1900. So symbolisiert Friedrich II., auch genannt der Eiserne, den Bezwinger des städtischen Widerstands.
Die Figurenensembles der Siegesallee im Tiergarten sind leider nicht mehr vollzählig erhalten. Bis auf diejenigen, die verschollen oder zerstört wurden oder sich im Privatbesitz befinden, sind seit 2009 fast alle in Spandau auf der Zitadelle versammelt. 26 der 34 Hauptfiguren sind erhalten geblieben. Von den 68 Nebenfiguren existieren nur noch 40 Büsten. 2012 oder 2013 werden sie in der Dauerausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ im ehemaligen Magazin (Haus VIII) glänzen, gemeinsam mit dem gewaltigen Schädel von Lenin und anderen Gestalten der Geschichte.
Albrecht der Bär begann die Ahnenreihe, die mit Wilhelm I. ihr Ende fand. Der Begründer der Mark Brandenburg steht schon seit 1978 im Innenhof der Zitadelle und begrüßt mit erhobenem Kreuz alle Besucher. Da kein Abbild Albrechts existierte, nahm der Bildhauer ganz uneigennützig seine eigenen Gesichtszüge als Vorlage für den Kopf. Die Büste Freiherr vom Stein steht nicht in der Zitadelle selbst, sondern blickt vom Reformationsplatz in der Spandauer Altstadt auf den Marktplatz.
Heinrich Zille wiederum lieh Wedigo von Plotho seine Gesichtszüge. Der Ritter gehört zum Ensemble um Heinrich II., dem letzten Askanier in der Mark Brandenburg.
Die Figuren der Siegesallee bieten einen Ritt durch die Jahrhunderte der Geschichte. Mit den notwendigen Hintergrundinformationen versehen können sie zu einer spannenden Bildergeschichte werden.
Zitadelle
- Am Juliusturm 64
- 13599 Berlin
- www.zitadelle-spandau.de
Öffnungszeiten
- Mo bis So 10–17 Uhr
Eintrittspreise
- 4,50 €, ermäßigt 2,50 €,
- Familienkarte 10,00 €
Verkehrsanbindung
- U-Bahn: Zitadelle Spandau, U7
- Bus: U Zitadelle Spandau, X33
Figurengruppen der Berliner Siegesallee
- http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Figurengruppen_in_der_Berliner_Siegesallee
Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler
Ralf Salecker