Ein Eiland im Spandauer See
Spandau hat viel Wasser, aber nur eine der Allgemeinheit zugängliche Insel zu bieten. Sie ist 140.000 m2 groß und liegt mitten im Spandauer See.
Nördlich der Zitadelle gelegen, sorgen zwei Brücken für eine dauerhafte Verbindung Eiswerders mit dem Festland. Schnell gelangt man so von der Spandauer Neustadt kommend über Große und Kleine Eiswerderbrücke in den Ortsteil Haselhorst.
Ein wenig Zeit sollten wir erübrigen, um unseren Blick von der Brücke in alle Richtungen schweifen zu lassen. Im Süden ragen die Mauern der Zitadelle Spandau auf. Gleich rechts von der Brücke liegt das Quartier Schultheiss, in dem die alten Gebäude der ehemaligen Brauerei in neuem Glanz erstrahlen. Auf der Frieda-Arnheim-Promenade laden Restaurants zum Verweilen ein.
Viele werden die Insel Eiswerder vor allem mit Filmen der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in Verbindung bringen. Arthur Brauner mit seiner berühmten CCC (Central Cinema Company) hatte von 1950 bis Anfang der 70er in Haselhorst und auf der Insel (in der ehemaligen Pulver- und Munitionsfabrik) seine Studios. Viele Edgar Wallace-Filme wurden hier gedreht.
Die Geschichte der Insel reicht noch viel weiter zurück. Mitte des 18. Jahrhunderts stand hier nur ein einziges Haus. Eine Familie aus der Steiermark hatte hier ihre Zuflucht gefunden.
Einst war sie die Waffenschmiede des Deutschen Reiches. Das Geheime Brandraketen-Laboratorium zog 1829 von der Zitadelle auf die Insel. Hier betrieb der Militärfiskus seit 1826 ein königliches Feuerwerkslaboratorium, von dem heute noch Produktionsgebäude und Wohnhäuser mit Remise existieren. Im 19. Jahrhundert befanden sich auf Eiswerder eine Pulverfabrik, eine Geschützgießerei, eine Artilleriewerkstatt, eine Patronenfabrik und eine Munitionsfabrik. 1892 erhielt Eiswerder über eine 55 Meter lange Brücke einen direkten Anschluss an die Bahn am heutigen Spandauer Hauptbahnhof. Wegen einer möglichen Explosionsgefahr fuhren in den Fabriken feuerlose Dampflokomotiven.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die noch intakten Gebäude einer friedlichen Nutzung zugeführt. Um in Falle einer weiteren Blockade Berlins gewappnet zu sein, lagerte man hier „im Geheimen“ einen Teil der Senatsreserven ein. Speisesalz, Getreide, Dinge des täglichen Bedarfs. Mehr als vier Millionen Tonnen wurden in ganz Berlin auf Vorrat gehalten. Mach einer hat so sein Schnäppchen machen können. Wenn sich Konservendosen ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum näherten, wurden sie für wenig Geld an die Bevölkerung verkauft.
Von den Zeiten als Umschlagplatz für Getreide zeugen noch heute die alten Förderanlagen, Lagergebäude und das Getreidesilo.
Gleiches gilt für die Betriebsgebäude der Rhenus AG, die von hier aus die Betriebsführung der Siemensbahn ausübte und heute als Rhenus-WTAG 5 Frachtgut transportiert.
Neue Medienunternehmen haben sich hier niedergelassen und produzieren Sendungen für das Fernsehen.
Inzwischen existieren attraktive Uferwege und Parkanlagen. Künstler, wie die Inselspinnen, nutzen die alten Hallen für ihre Arbeiten.
Betritt man über die Große Eiswerderbrücke die Insel, stehen zwei Wege für Fußgänger und Radfahrer zur Auswahl. Linker Hand geht es in den kleinen Eiswerderpark. Der Weg führt uns nördlich durch die Insel, vorbei zwischen Feuerwerkslaboratorium und Inselspinnen.
Ein anderer Weg ermöglicht uns die Insel auf ihrer südlichen Seite zu umrunden. Mit dem JWD (janz weit draußen) existiert hier seit langen Jahren eine Spandauer Disko. Direkt daneben gibt es die Möglichkeit, am und im Restaurant Stilbruch, welches in einem alten Fachwerk-Bahnwärterhäuschen sitzt, den Blick auf die Krienicke und zum Quartier Pulvermühle zu genießen. Wer mag, kann hier auch direkt mit dem Ruderboot anlegen.
An der Kleinen Eiswerderbrücke treffen die Wege wieder zusammen. Von hier haben wir nach Norden einen schönen Blick auf die Pionierinsel. Vom Menschen ungestört, leben dort inzwischen wieder Biber.