Spandaus Altbürgermeister Werner Salomon ist verstorben

Die SPD trauert

Werner Salomon bei der Enthüllung der Gedenktafel für Albert Einstein (Foto: Ralf Salecker)
Werner Salomon bei der Enthüllung der Gedenktafel für Albert Einstein (Foto: Ralf Salecker)

Die SPD Spandau trauert um Altbürgermeister Werner Salomon, der in der Nacht zum 13. Juni im Alter von 87 Jahren verstarb. Als Sohn eines Buchhalters wurde er am 1. Oktober 1926 in Charlottenburg geboren. 1932 zogen seine Eltern nach Spandau in den Ortsteil Haselhorst. Von 1937 an ging er auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium zur Schule.

Den zweiten Weltkrieg erlebte er als 15 bis 16-jähriger Oberschüler noch am eigenen Leib, als man ihn zum Kriegsdienst in der Luftwaffe als sog. „Flakhelfer“ einzog. Seine Erlebnisse in der Nazi-Zeit schilderte er leidenschaftlich immer wieder jungen Menschen, um „darzustellen, dass sich derartige katastrophale geschichtliche Fehlentwicklungen, wie damals von 1933 bis 1945, nie wieder in Deutschland wiederholen dürfen!“.

1960 trat er in die SPD ein und wurde 1971 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und 1973 Arbeitsdirektor der GASAG. 1979 wurde er zum Bezirksbürgermeister von Spandau gewählt, ein Amt das er bis 1992 ausübte. 1985 erhielt Werner Salomon das Bundesverdienstkreuz. 1988 setzte er sich – gegen einige Widerstände – für eine Partnerschaft zwischen der „DDR-Stadt“ Nauen und Spandau ein. Nicht jeder zollte ihm Beifall dafür. Für seine Verdienste erhielt Werner Salomon 1993 die Ehrenbezeichnung Stadtältester von Berlin. Während des Golfkrieges besuchte er aus Solidarität die israelischen Partnerstadt Ashdod.

Konrad Birkholz und Werner Salomon bei der Enthüllung der Gedenktafel für Albert Einstein (Foto: Ralf Salecker)
Konrad Birkholz und Werner Salomon bei der Enthüllung der Gedenktafel für Albert Einstein (Foto: Ralf Salecker)

Nach dem Fall der Mauer gelang ihm eine Wiedervereinigung im Kleinen. Im Rahmen eines Gebietsaustausches wurde der Spandauer Ortsteil Staaken am 31. August 1945 zwischen den Briten und den Sowjets aufgeteilt. Am 1. Juni 1952 ging die Verwaltung auf die zur DDR gehörige Gemeinde Falkensee über. Am 2. April 1990 hatte Werner Salomon den damals Regierenden Bürgermeister Walter Momper eindrücklich an die Spandauer Gebietsansprüche erinnert. Dass durch Gebietstausch verlorene Weststaaken wurde im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wieder mit dem Bezirk Spandau zusammengeführt – ohne dass Spandau die erhaltenen Gebiete wieder abgeben musste. Im Einigungsvertrag formulierte man es so: „… alle Gebiete, in denen nach dem 7. Oktober 1949 eine Wahl zum Abgeordnetenhaus oder zur Stadtverordnetenversammlung von Berlin stattgefunden hat, sind Bestandteil der Bezirke von Berlin.“ Weil dies pikanterweise auch für den eingetauschten Teil von Groß Glienicke galt, blieb dieser Spandau auch nach der Wiedervereinigung erhalten.  Als einziger Bezirk in Berlin hat Spandau durch die Wiedervereinigung einen Gebietszuwachs zu verzeichnen.

Die Spandauer Sozialdemokraten haben ein Mitglied verloren, dem auch seine politischen Gegner Respekt Wertschätzung entgegengebracht haben. Die Kommunalpolitik war ihm eine Herzensangelegenheit. Nicht ohne Grund machte die Spandauer SPD ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden.

Noch im März dieses Jahres schrieb er den Spandauer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in seinem Grußwort zur Kreisdelegiertenversammlung: „Menschen, die in die Kommunalpolitik gehen, müssen für ihre Aufgabe brennen, das heißt, sie müssen ihr Leben ganz in den Dienst für ihre Stadt stellen“.

In diesem Sinne hat er gehandelt und deshalb bleibt er den Spandauerinnen und Spandauern als ihr Bürgermeister in Erinnerung. Bürgernähe kostet kein Geld, aber Zeit, Einfühlungsvermögen und Geduld. Werner Salomon war immer mit den Bürgerinnen und Bürgern im Kontakt und hatte ein offenes Ohr für ihre Anliegen.

Werner Salomon initiierte am 5. März 2007 den „Runden Tische Spandau“, der sich das Motto “Kein Platz für Rassismus” auf die Fahnen geschrieben hat. Vertreter der Spandauer Parteien, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Kirchen, Vereine und weitere Einrichtungen des öffentlichen Lebens unterstützen den Einsatz für Toleranz und Vielfalt in der Gesellschaft.

Werner Salomon während einer Veranstaltung für Schüler:

Werner Salomon als junger Soldat (Foto: Archiv Salomon)
Werner Salomon als junger Soldat (Foto: Archiv Salomon)

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zum Tod von Werner Salomon:

„Mit dem Tod Werner Salomons verliert unsere Stadt einen Kommunalpolitiker von Format und der Bezirk Spandau eine Institution. Mehr als 13 Jahre war Werner Salomon Bürgermeister in der Havelstadt. Dabei war er nicht nur Amtsinhaber. Er lebte dieses Amt und machte in dieser Tätigkeit deutlich, dass alle Politik immer auch Kommunalpolitik ist. Seine Art dieser „Politik vor der Haustür“, wie er sie selbst nannte, hat ihn bei den Spandauerinnen und Spandauern bekannt und beliebt gemacht. Seine Bürgernähe war legendär. Im Rat der Bürgermeister war sein Rat stets gefragt. Seine Ideen und Anregungen stießen oft wichtige Diskussionen an. Noch während seiner Amtszeit erhielt er im Jahre 1985 für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. Nachdem er die Amtskette des Bezirksbürgermeisters im Jahre 1992 abgelegt hatte, würde ihm im Jahr darauf die Würde eines Stadtältesten verliehen, deren Kreis er bis zuletzt leitete. Werner Salomon hat sich um „sein“ Spandau verdient gemacht und in der Berliner Bezirkspolitik Maßstäbe gesetzt. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Frau und seinen Angehörigen.”

 

Blickpunkt Spandau – Erinnerungen von Werner Salomon

Blickpunkt Spandau - Erinnerungen von Werner Salomon: „Es war schon immer etwas Besonderes, ein Spandauer zu sein"
Blickpunkt Spandau – Erinnerungen von Werner Salomon: „Es war schon immer etwas Besonderes, ein Spandauer zu sein“

„Es war schon immer etwas Besonderes, ein Spandauer zu sein“… „80 Jahre persönliche Geschichte und auch Stadtgeschichte werden miteinander verwoben, so wie der Autor mit der Havelstadt und ihren Bürgern eng verwoben ist.“

  • Erinnerungen von Werner Salomon
  • Projekte-Verlag Cornelius
  • erschienen: 2008
  • 492 S. m. 38 Abb.
  • ISBN-13: 9783866341395
  • ISBN-10: 3866341393

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)