Südpark Spandau
Das „Grün“ unserer Städte erfüllt eine Vielzahl an Funktionen, die vom bloßen Wohlfühlraum, bis zur Fläche mit Stadtklima beeinflussenden Effekten reichen. Dieses Kulturgut ist erst seit relativ kurzer Zeit ein Raum der für die Allgemeinheit geschaffen und auch von ihr genutzt wurde. Eine Umgebung ohne Grün ist kaum mehr vorstellbar.
Eben dieses Grün verändert aber auch das Bewusstsein für die Umgebung, in der wir leben. Nicht nur im psychologischen Sinne, sondern auch ganz materiell. Investitionen in Grün, oder dessen Bewahrung, bedeuten gleichzeitig auch einen materiellen Wertezuwachs. Ein Umstand der aber auch den Planern von Wohnungsbau oder Industrie- und Gewerbeflächen zunehmend bewusster wird.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg im Zuge der Industrialisierung die Zahl der Bewohner Berlins explosionsartig an. 1840 war der Große Tiergarten die einzige grüne Erholungsfläche der Stadt. Ein unhaltbarer Zustand.
850 Hektar der 9188 Hektar Fläche Spandaus sind Grünflächen. Zum Vergleich: 1921 gab es 1339 Hektar Parks, Grünanlagen und Schmuckplätze in ganz Berlin. Zu dieser Zeit wurde ein Notstandsprogramm aufgelegt um u. a. auch Parks und Grünanlagen zu schaffen, die zur Erholung der Bevölkerung dienen sollten.
Nach dem zweiten Weltkrieg war die Grünplanung Berlins extremen Veränderungen unterworfen. Wollte man Anfangs ein über ganz Berlin verteiltes Netz an Grünflächen schaffen, verfiel man in den 70er Jahren in das genaue Gegenteil. Eine bauliche Verdichtung der Innenstadtbereiche, deren optimale verkehrstechnische Erschließung und die Schaffung von Großsiedlungen am Stadtrand wie dem Falkenhagener Feld, standen im Vordergrund. Anfang der 80er Jahre änderte sich dies glücklicherweise wieder.
Nach der Wiedervereinigung setzte sich die Idee eines inneren (um den Innenstadtbereich) und eines äußeren Parkringes durch. Unter dem Gartenbaudirektor Richard Woy entstand 1923 der sechs Hektar große Südpark mit dem Südparkteich in Spandau, gelegen zwischen Gatower Straße, Pichelsdorfer Straße und Heerstraße. Dabei wurde eine Idee aufgegriffen, die schon aus dem Jahre 1910 stammte. Die Börnicker Lake, ein sumpfiges Gebiet, sollte, da es zur Bebauung nicht geeignet war, in eine Parkanlage verwandelt werden.
Heute ist der Südpark eine willkommene Oase für die Menschen der näheren Umgebung. Ein dichter Bestand an Bäumen und Sträuchern schirmt fast den Lärm der nahen Heerstraße ab. Große Rhododendronbüsche schaffen während einiger Wochen im Jahr einen kleinen Farbenrausch. Das Gartenbauamt Spandau ergänzt dies durch eine mehrfach wechselnde Bepflanzug eines großen Blumenbeetes. Weite Wiesen locken in der warmen Jahreszeit als gemütlicher Ruheplatz, ebenso die vielen Parkbänke an den Ufern und Wegen.
Der großzügige und vielbesuchte Kinderspielplatz wurde vor kurzem aufwändig erneuert. Gleich „um die Ecke“ befindet sich die Freizeit- und Erholungsanlage Südpark, die aus dem ehemaligen Freibad hervorgegangen ist. Für Freunde ferngesteuerter Boote ist der Teich im Sommer ein willkommener Treffpunkt.
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war der Südpark sogar Filmkulisse. Für den Film „Land des Lächelns“ verwandelte sich der Park in einen chinesischen Garten. Darsteller waren Martha Eggerth und ihr Ehemann Jan Kipura. Für Jan Kipura war es auch sein letzter Film.
Scharfe Lanke
Wechselt man auf die andere Seite der Heerstraße, landet man unweigerlich an der zwischen 1959 und 1964 angelegten Strandpromenade der Scharfen Lanke, auch „Pichelsdorfer Fenster“ genannt. Die Grünfläche ist deutlich kleiner als der Südpark. Einen kleinen Teich gibt es auch. Anziehungspunkt ist aber die bunte Ansammlung von Segelbooten. Entlang der gesamten Scharfen Lanke liegt ein Wassersportverein neben dem anderen. Der Blick auf die weite Wasserfläche zeigt neben dem Grün, welches wir gerade durchquert haben, nun auch das Blau, ein weiteres Pfund, mit dem Spandau „wuchern“ kann.
Ralf Salecker