Wröhmännerpark vor der Spandauer Altstadt

Wröhmännerpark am Kolk

Wer von der Altstadt kommend der Brücke am Hohen Steinweg folgt, sich dann rechts hält und wenig später linker Hand das Oranienburger Tor durchschreitet, gelangt in Spandaus älteste Grünanlage, den Wröhmännerpark.


Der seltsam anmutende Name geht auf die Mitglieder einer Ackerbürger-Gemeinschaft zurück, die so genannten Wröhmänner. Sie schlossen sich vor einigen Jahrhunderten zusammen, um ihre Feldbestellungs- und Flurstreitigkeiten in freiwilliger Gerichtsbarkeit zu regeln.
In dem 2,7 Hektar großen Park steht zum Teil noch der ursprüngliche Baumbestand. Der letzte deutlich sichtbare Hinweis auf einen früheren Hafen ist ein seerosenbestandenes Wasserbecken. Hier konnten früher einmal Ruderboote ausgeliehen werden.
Vor dem mit Kalkstein gesäumten Plateau deutet heute nur noch ein abgesenkter Bereich der Wiese, der zu dem brückenförmigen Unterbau des Plateaus führt, auf ein Becken hin, in dem sich damals Goldfische tummelten.
Im nördlichen Teil des Parks wurde inzwischen eine Liegewiese angelegt. Weiße Liegestühle warten dort auf ihre Nutzer. Ein Kinderspielplatz sorgt auch bei den Jüngsten für Freude. Besucher, die in die Ferne schweifen wollen, können dies von der Schiffsanlegestelle Hafenplatz aus tun. Von dort starten Dampfer hauptsächlich zu den Oberhavelseen, aber auch zum Wannsee.
Das Parkgelände wurde früher als Lagerplatz genutzt. Mitte des 19. Jahrhunderts legte man hier außerdem einen städtischen Hafen an, woran heute die besagte Schiffsanlegestelle Hafenplatz erinnert.
Bereits 1875 wurde der Hafen jedoch wieder zugeschüttet. Der heutige Park entstand im Zuge der Sozialreformen 1913⁄14 – zunächst unter dem Namen Wröhmännerplatz. Er sollte den kinderreichen Arbeiterfamilien der Spandauer Neustadt als Naherholungsgebiet dienen.
Damals gab es in der Gegend kaum Grünflächen. Mit Jugendstilelementen, aufwändiger Bepflanzung, Bänken und Laternen ausgestattet, entstand ein prachtvoller kleiner Park, in dem man im wahrsten Sinne des Wortes lustwandeln konnte. Es wurden sogar mit erheblichem Aufwand große Kastanienbäume vom jetzigen Askanierring herangeschafft, von denen heute noch immer einige Schatten spenden.
Seit 1963 bewacht Diana, die römische Göttin der Jagd, als Bronzefigur den Park. Für kurze Zeit war sie u.a. mit ihrem griechischen Kollegen, dem Kriegsgott Ares, der  vor der Zitadelle seinen Platz hat, Teil einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau. Die Plastik ist die Kopie einer vom Bildhauer Reinhard Felderhoff geschaffenen Figur.
Während der Erste Weltkrieg spurlos am Park vorbeiging, hinterließ der Zweite seine zerstörerischen Spuren. In den 1950er Jahren wurden nur die notwendigsten Reparaturen vorgenommen. Zudem integrierte man das Gelände der Badeanstalt, die im Norden des Parks gelegen war, in das Gelände. Auch Arbeiten in den 1960er Jahren brachten die alte Pracht nicht wieder zum Vorschein. Daran änderte auch die Umbenennung des Geländes in „Wröhmännerpark“ nichts.
Von 1991 bis 1998 wurde die Anlage dann endlich für viel Geld neu gestaltet und die historische Parkgliederung wieder hergestellt.

Ralf Salecker

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Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)