Wo Flüchtlinge einst eine Heimat fanden
Bei kaum einer Kirche in Spandau ist der Name mehr mit der eigenen Geschichte verknüpft als bei der Zufluchtskirche. 2012 feierte sie ihr 60-jähriges Bestehen als eigenständige Kirchengemeinde im Falkenhagener Feld. Die Form des Gebäudes spiegelt die besondere Herkunft der Gemeinde als Zufluchtsort wider: Gemeindezentrum und Kirche bilden architektonisch ein großes Zelt aus Stahlbeton.
uflucht für Kriegsflüchtlinge
Der Zweite Weltkrieg hat Berlin in Trümmer gelegt. Von hier, aber auch aus ehemaligen „deutschen Ostgebieten“ kamen Flüchtlinge und Vertriebene nach Spandau. Ihre erste Bleibe war nach 1945 ein Barackenlager direkt vor dem Friedhof an der Kisselnallee, das einst für ein Polizeibataillon angelegt worden war. Zehn primitive Wohngebäude, ein Wirtschaftsgebäude, ein Badegebäude und ein Pferdestall boten tausenden Menschen eine vorübergehende Zuflucht. Ende der 1940er Jahre begann der Umbau der Baracken zu einer behelfsmäßigen Wohnsiedlung. Wer es sich leisten konnte, zog weg.
Diejenigen, die einen Halt in der Religion suchten, fanden sich anfangs in der Kasinobaracke zusammen. So entstand die Zufluchtsgemeinde als neue Gemeinde der Lutherkirche. Ihr Name war Programm, denn nicht nur das Lager bot vielen Menschen eine Zuflucht, auch die Gemeinde sah ihre Aufgabe darin, Gestrandeten in ihrer Entwurzelung und Einsamkeit Halt zu bieten und ihnen bei der Verarbeitung traumatischer Kriegs- und Flüchtlingsschicksale beizustehen. Die Gemeinde wuchs und die Wirtschaftsbaracke mit Küche, Speisesaal und Kasinoräumen erschien nicht mehr passend. Man entschloss sich, die Pferdebaracke auszubauen, um einen eigenen Saal zu haben. Dessen Gottesdienstraum wurde am 18. Mai 1950 (Christi Himmelfahrt) als Zufluchtskapelle eingeweiht. Die Bänke stammten aus der zerstörten Garnisonskirche in der Spandauer Neustadt in der Nähe des heutigen Falkenseer Platzes. Ihre Eigenständigkeit erhielt die Zufluchtskirchengemeinde am 1. Januar 1952. Einzig eine Hinweistafel an der Außenmauer des Barackenlagers erinnert heute noch an die ursprüngliche Kapelle.
Neubeginn in den 1960er Jahren
In den 1950er Jahren begann die Gemeinde, Geld für ein neues Gebäude zu sammeln. Die Gemeindemitglieder stammten nicht nur aus der Siedlung selbst, sondern kamen auch aus dem benachbarten Radeland, den heute nicht mehr existierenden Gartenanlagen, darunter auch Flüchtlingen aus der DDR und Ost-Berlin.
Der ursprüngliche Plan, auf dem Friedhofsgelände In den Kisseln eine Kirche zu errichten, scheiterte an der geplanten Friedhofserweiterung. Später wurde als Standort für das neue Gemeindezentrum die Westerwaldstraße 16–18 gewählt, denn ab 1960 entstand auf dem Falkenhagener Feld eine Großwohnsiedlung mit Hochhäusern, deren Bewohner die Zufluchtsgemeinde ebenfalls betreute. Viele Familien mit Kindern zogen damals aus ehemals Ofen beheizten Wohnungen im Wedding und Charlottenburg in die familiengerechten Mietwohnungen des Kiezes. Das Gemeindezentrum wurde am 27. Mai 1965 eingeweiht. Die Kirche entstand 1967.
Details im Inneren der Kirche
Bodo Fleischer entwarf die Gebäude der Zufluchtskirche als Teil des Gemeindezentrums. Eine Besonderheit der Kirche ist, dass der Fußboden des Kirchenschiffs vom Eingang zum Podium hin, auf dem Altar und Kanzel stehen, leicht abfällt. Zudem springen die Bronze-Reliefs des drehbaren Altars, der Kanzel und des Taufsteins sofort ins Auge. Geschaffen wurden diese in den Jahren 1968 bis 1972 vom Bildhauer Waldemar Otto.
Meist ist der Gemeinde die Längsseite des Altartisches mit dem Zyklus „Abendmahl“
zugewandt. Die Rückseite zeigt die Schrecken des vergangenen Krieges. Die Leidensseite wird meist nur in der Passionszeit und am Karfreitag nach vorne gedreht.
Der einzeln stehende Glockenturm trägt vier Bronzeglocken, die alle Ende der 1960er Jahre von Petit & Gebr. Edelbrock gegossen wurden. Die größte wiegt fast eine halbe Tonne und trägt die Inschrift „Herr, Gott, Du bist unsere Zuflucht…“
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