„Zug der Erinnerung“ hält in Spandau

Berliner Stationen des Zuges

Jetzt ist doch möglich geworden, was vorher kaum mehr geglaubt wurde. Die Bahn hatte ein Einsehen, was wahrscheinlich auf die intensive Berichterstattung in den Medien zurückzuführen ist.

Am 8. Mai fand die Zeremonie anlässlich der 65. Wiederkehr des 8. Mai auf dem früheren Deportationsbahnhof Grunewald statt. Hier brachten Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums die Ergebnisse ihrer Spurensuche nach den aus Berlin deportierten Kindern an den Zug. Das Schulorchester sorgte für die musikalische Umrahmung. Repräsentanten mehrerer diplomatischer Vertretungen gedachten der Opfer.

In Grunewald wird der Zug noch bis Montag stehen.

  • Grunewald: Sonntag, 9. Mai bis Montag, 10. Mai
    jeweils 8:30 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Spandau S-Bahnhof: Dienstag, 11. Mai bis Mittwoch, 12. Mai
    jeweils 8:30 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Schöneweide: Montag, 17. Mai bis Mittwoch, 19. Mai
    jeweils 8:30 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Ahrensfelde: Donnerstag, 20. Mai
    8:30 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Die Freigabe dieses Bahnhofs ist von der DB AG noch nicht bestätigt worden.
  • Friedrichstraße: Freitag, 21. Mai
    8:30 Uhr bis 19:00 Uhr

Nachfolgend der Text aus dem Flyer:

Zug der Erinnerung

Durch Deutschland fährt ein Zug und sucht nach den Spuren vieler zehntausend Kinder. Ihr Leben war kurz. Oft blieben nur Namen, die in Archiven vergilben. Ihre Fotos und Briefe kennen wir kaum.

Deutschland während der NS-Zeit: Zivile Kommandos der Staatspolizei holen Kinder aus ihren Wohnungen und Schulen. Man treibt sie auf Bahnhöfe, dann in die Waggons der „Deutschen Reichsbahn“.
Bewacht von Soldaten des Hitler-Regimes geht die Fahrt nach Osten. An dieses Ziel werden tausende Züge aus ganz Europa geschleust. Das Ziel heißt Vernichtung. Es sind jüdische Kinder, Sinti und Romaund Kinder von Eltern, die dieNazis bekämpfen. Nur wenigeKinder kehrten zurück. Bitte helfen Sie mit, dieverschollenen Kinder dem Ver-gessen zu entreißen. Damit sichihr Schicksal nie wiederholt.

  • Wer waren die Opfer?
  • Gibt es Spuren der Kinder?
  • Gibt es Fotos und Briefe?

Erinnerung

Es ist höchste Zeit, an die deportierten Kinder zu erinnern. Ihre Ermordung gehört zu den grausamsten Taten der Menschheitsgeschichte.
Wir können diese Grausamkeiten nicht ungeschehen machen; aber wir können die Namen und die Gesichter der Kinder in Erinnerung rufen.
Es ist höchste Zeit, weil Verwandte oder Bekannte vielleicht noch leben und Auskunft geben können. Und es ist dringend nötig, weil der Hass, der die Kinder in den Tod trieb, erneut Opfer sucht. Antisemitismus, Fremdenhass und nationaler Größenwahn bedrohen auch heute unser Zusammenleben.

Spurensuche

Deutsche Bürgerinitiativen lassen einen Zug der Erinnerung durch Deutschland fahren, damit das Gedenken konkret und praktisch werden kann – auch in Ihrer Stadt.
Der Zug der Erinnerung hält an den Bahnhöfen, durch die man die Kinder auf ihre letzte Reise schickte. Ausstellungswagen informieren über das damalige Geschehen und regen an, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen.
Wir laden Sie ein, im Zug der Erinnerung einige der Dokumente und Fotos zu sehen, die von den Verschollenen geblieben sind: Fotos lachender Kinder in der Schule, mit ihren Eltern und Freunden – und Dokumente ihres letzten Weges.
Aber nicht von allen Kindern sind diese Lebenszeugnisse überliefert. Deswegen bitten wir Sie, sich an der Spurensuche zu beteiligen – in Kontakt mit den örtlichen Archiven und mit allen, die Auskunft geben könnten.

Auf der Internet-Seite www.zug-der-erinnerung.eu finden Sie die Namen von Kindern aus einigen deutschen Städten.

  • Gibt es Überlebende?
  • Gibt es Fotos oder Briefe?
  • Welche Zeitzeugen aus Ihrer Region können berichten?

Wir bitten Sie, nach diesen Zeugnissen und Dokumenten zu suchen. Der Zug der Erinnerung unterstützt die Spurensuche, wenn er sich in Ihrer Region aufhalten wird. Die Ausstellung im Zug der Erinnerung informiert über die deportierten Kinder und Jugendlichen, Begleitveranstaltungen berichten über die damaligen Geschehnisse in Ihrer Stadt.
Der Zug der Erinnerung wird die Fotos und Lebensberichte aus Ihrer Stadt mitnehmen und am Ende der mehrmonatigen Fahrt in der Gedenkstätte Auschwitz (Os´wie˛cim/Polen) symbolisch hinterlegen. Dort soll der verschollenen Kinder und Jugendlichen endlich gedacht werden – und derer, die vielleicht wiedergefunden werden konnten: Aus Ihrer Stadt und Region, mit Ihrer Hilfe.
Mail: info@zugde.eu

Deckname „David“

Zwischen Oktober 1940 und Dezember 1944 deportierten die NS-Behörden mehrere hunderttausend Kinder. Die genaue Zahl ist unbekannt. Schätzungen sprechen von über einer Million.
Oft am helllichten Tag wurden sie mit Zügen der Reichsbahn in den Tod gefahren. Unter dem Decknamen DA („David“) steuerten die Züge die Vernichtungslager im Osten an. Sie hatten ein bevorzugtes Ziel: Auschwitz.
Niemand schritt ein Die verschollenen Kinder kamen nicht nur aus Deutschland. Deportationszüge mit tausenden Kindern wurden in ganz Europa zusammengestellt. Bei ihrer Fahrt durch Deutschland fuhren die Züge durch Stationen, die wir alle kennen. Es waren Bahnhöfe wie in Ihrer Stadt. Manchmal hielten sie nur für Minuten, manchmal für Stunden.
In den überfüllten Waggons hofften die Kinder auf Hilfe. Aber auf den Abstellgleisen und Bahnhöfen unserer Städte schritt niemand ein.

Vergessen

Mehr als sechzig Jahre ist das Schicksal dieser Kinder beschwiegen worden. Fast keiner der Täter wurde je zur Rechenschaft gezogen. In den Ministerien und Polizeidienststellen, in den Bahndirektionen und Stellwerken arbeiteten sie ungestraft weiter. Ihre Opfer wurden vergessen.

  • Was erinnert an die verschollenen Kinder in den Städten und Dörfern, in denen sie zu Hause waren?
  • Wo haben die Kinder gelebt, welche Zeugnisse haben sie hinterlassen?
  • Wer waren die Täter?

Zug der Erinnerung

Ein gemeinnütziger Verein deutscher Bürgerinitiativen Bitte unterstützen Sie den Zug, der im Frühjahr 2010 durch Brandenburg und Berlin fährt. Über 114 Bahnhöfe wurden bisher angesteuert. Um die Reise über viele Tausend Kilometer zu finanzieren, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir benötigen Ihre Hilfe.
Sie erhalten von uns eine Spendenquittung:

  • Kreissparkasse Köln
  • BLZ 370 502 99
  • Konto: 0352 550 392

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)