70 Jahre Reichspogromnacht

Gedenken an die Novemberpogrome und Stolpersteine

Etwa zwei Monate vor der Reichspogromnacht, am 17.9.1938, strichen die Nazis den Namen „Jüdenstraße“ aus dem Spandauer Stadtbild und nannten die Straße „Kinkelstraße“.
Am 9.11.1938 wurde die Synagoge am Spandauer Lindenufer in Brand gesetzt.
Im selben Jahr wurde die Gemeinde aufgelöst. Der zweite jüdische Friedhof Spandaus musste 1940 aufgegeben werden, wobei die Bestatteten nach Weißensee überführt werden konnten. Die Gemeindemitglieder emigrierten oder wurden verfolgt und ermordet. Nur etwa 85 Spandauer Juden überlebten die Vernichtungspolitik.

Zum 70. Mal jährt sich eines der dunkelsten Kapitel (nicht nur) der Spandauer Geschichte.

Spandau. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, Torarollen wurden geschändet, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, Juden öffentlich gedemütigt und umgebracht – auch bei uns in Spandau.
Anlässlich der 70. Wiederkehr der Novemberpogrome veranstaltet der Ev. Kirchenkreis Spandau in Zusammenarbeit mit dem katholischen Dekanat und mehreren Freikirchen einen zentralen ökumenischen Gottesdienst in St. Nikolai mit einem anschließenden Gedenkgang durch die Spandauer Altstadt am Sonntag, dem 9. November 2008, 10 Uhr
In diesem Gottesdienst und dem anschließenden Gedenkgang durch die Spandauer Altstadt soll daran erinnert werden, was vor 70 Jahren – auch in Spandau – geschah. Dabei soll das Schicksal der Spandauer Familie Zeller stellvertretend für andere jüdische Familien im Mittelpunkt stehen. Wir wollen uns an die Vergangenheit erinnern und den Blick in die Gegenwart richten. Jugendliche aus dem Kirchenkreis gestalten den Gottesdienst mit. Parallel zum Gottesdienst wird ein Kindergottesdienst angeboten.
Im Anschluss an den Gottesdienst beginnt an der Nikolai-Kirche gegen 11.15 Uhr ein
Gedenkgang zu Lebensorten der Familie Zeller.
Station 1: Breite Str. 18 – ehemaliges Stoffgeschäft der Familie Zeller
Station 2: Havelstr. 20 (Kinocenter Spandau) – letzte Spandauer Wohnung der Familie
Station 3: Standort der Synagoge, Kammerstr. 7
Station 4: Mahnmal Lindenufer

Fanny und Heinrich Zeller wurden in die Vernichtungslager deportiert und ermordet. Ihr Sohn Frederic Zeller floh als 14-jähriger nach Holland und konnte nach England gerettet werden. Er hat das Schicksal seiner Familie in dem bewegenden Erinnerungsbuch „Als die Zeit zu Ende ging“ beschrieben. Aus ihm wird an den einzelnen Stationen des Gedenkgangs vorgelesen, außerdem wird es Erläuterungen zum Zeitgeschehen geben.
Das Buch kann für 20 Euro bei Jürgen Elmen und Gudrun O’Daniel-Elmen, Tel. 030/336 69 18, oder in der Buchhandlung des Johannesstifts erworben werden. 6 Euro davon werden zur Finanzierung von zwei Stolpersteinen für die ermordeten Eltern des Autors verwandt, so dass jede/r Käufer/in zum Stolpersteinpaten wird.
Vorankündigung:
Am 3. Dezember 2008, 17:30 Uhr wird in der Havelstr. 20 eine Gedenkstunde anlässlich der Stolpersteinverlegung für Fanny und Heinrich Zeller stattfinden. Die Witwe von Frederic Zeller, Susan Kennedy Zeller, wird anwesend sein.

Weitere Auskünfte geben: Jürgen Elmen und Gudrun O’Daniel-Elmen, Tel. 030/336 69 18 oder 0172/327 2599

Die Öffentlichkeitsarbeit im evangelischen Kirchenkreis Spandau (Jüdenstraße 37, 13597 Berlin, Tel.: 030 – 35 10 86 36) ist unter folgender Mailadresse erreichbar: info@kirchenkreis-spandau.de

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)