10 Jahre Umwege haben ein Ende
Es war einmal eine kleine Fußgängerbrücke über die Havel. Unbescholtene Fußgänger und Radfahrer nutzen gerne den kurzen Weg zwischen Stabholzgarten und Stresow, der schon 1934 Teil einer Vereinbarung zwischen Bahn und Bezirk war. Dann kam die Bahn…
1995 wurde die alte Bahnbrücke über die Havel demontiert. Mit ihr verschwand der parallel verlaufende Weg für Fußgänger. Bis 1945 existierten sogar auf beiden Seiten der Brücke entsprechende Wege. Im Dezember 1998 hieß es dann „freie Fahrt“ für S-, Regional- und Fernbahnzüge über die fertig gestellte neue Eisenbahnbrücke.
Anfangs sollte die neue Fußgängerbrücke auf dem Grundstück der Baustofffirma Baethge enden. Diese forderte nach Angaben der Bahn einen „überzogenen“ Preis für den Verkauf. Verständlich, wenn die Planung ohne Einbeziehung des Eigentümers erfolgte… Das Ergebnis war ein Fußgängerweg, der im Stabholzgarten begann, vor dem Stresow aber im Nichts endete. Ein echter Schildbürgerstreich. Fußgänger und Radfahrer wurden so zu Umwegen über die Charlottenbrücke oder über die Ruhlebener Chaussee gezwungen.
Im Januar 2006 gab es Gespräche zwischen der Baustofffirma Baethge und der Bahn, die eine Einigung in Aussicht stellten. Ende 2007/Anfang 2008 sollte dann mit der endgültigen Fertigstellung begonnen werden. Vorherige Verzögerungen wurden mit langwierigen Planungen begründet, die sich aus Auflagen des Eisenbahnbundesamtes ergaben. Demnach sollte die Überquerung für Fußgänger und Radfahrer behindertengerecht ausgebaut werden. Hierzu war wiederum ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren notwendig, zu dem es erst Ende 2006 einen Beschluss geben sollte.
Am 21. Juli 2008 sollte es mit dem Baubeginn für die alte Brückenverbindungendlich soweit sein. Noch vor Weihnachten sollte alles fertig sein.
Unfreiwillig komisch war die entsprechende Pessemitteilung der Bahn, in der es hieß:
„An der Nordseite der Brücke wurden 1998 bereits vorsorglich Teile des Gehsteges über dem Wasser montiert.“
Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Finanziert wurde die Wegeverbindung mit etwa 1,8 Millionen Euro von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der DB Netz AG. Eigentümer der Fußwegverbindung ist die Deutsche Bahn. Das Bezirksamt Spandau führt zukünftig Wartung und Pflege des Gehweges durch.
Aus den Erfahrungen der Jahre zuvor klug geworden hätte niemand diesen Angaben glauben sollen. „Schuld“ war diesmal die beauftragte Baufirma, die nicht über alle bauaufsichtlichen Freigaben für den Bau verfügte. Im Mai sollte die Überquerung dann aber endgültig – wirklich – fertig sein.
Jetzt, im November 2009, kann sie endlich genutzt werden. Viele Jahre mit rechtlichen Auseinandersetzungen der Beteiligten und langwierige technische Planungen haben ein Ende. Der Weg führt nun über das strittige Grundstück und der Straße Stresowplatz hinweg. Stabholzgarten und Stresoe sind wieder verbunden.