Gatow – Spandau

Ortsteile in Spandau: Gatow

  • Koordinaten: 52° 29′ 20″ N, 13° 10′ 54″ O
  • Fläche: 10,1 km²
  • Einwohner: 3908 (30. Juni 2008)
  • Bevölkerungsdichte: 386 Einwohner/km²
  • Eingemeindung: 1. Okt. 1920
  • Postleitzahl: 14089
  • Ortsteilnummer: 0505
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Lage

Gatow ist ein Ortsteil des Bezirks Spandau von Berlin, der im Süden des Bezirks liegt. Gatow ist einer der am geringsten bevölkerten Ortsteile von Berlin mit 3908 (30. Juni 2008). Im Süden grenzt er an Kladow, im Norden an die Wilhelmstadt, im Osten verläuft die Havel und im Westen die Stadtgrenze von Berlin, die Gatow von den angrenzenden Ortschaften Potsdam (Ortsteil Groß Glienicke) und Dallgow, Ortsteil Seeburg trennt. Geologisch liegt Gatow auf den Ausläufern der glazial geprägten Nauener Platte zur Havelniederung.

Gatow wird auch als „Dorf in der Großstadt“ beschrieben, es hat sich den ländlichen Charme eines Straßendorfs erhalten. Das ist vor allem auf die landwirtschaftlich genutzten Felder und die Art der Bebauung zurückzuführen. So gibt es viele Einfamilienhäuser mit Gärten und einige wenige Mehrfamilienwohnhäuser.
Trotz dieser ruhigen Lage kann man innerhalb von 15 Minuten mit der BVG das Zentrum von Spandau mit U-Bahnhof, S-Bahnhof und Fernbahnhof und innerhalb von 30 Minuten den innerstädtischen Bahnhof Zoo erreichen.

Geschichte

Im Jahr 1258 wurde das Dorf erstmals urkundlich unter dem Namen Gatho erwähnt. 1558 wurde Gatow der Stadt Spandau unterstellt. Es gehörte vor dem Mauerfall zum britischen Sektor von West-Berlin. Die britische Besatzungsmacht betrieb dort ihren Militärflugplatz. Um dessen Gleichwertigkeit mit Tegel (französische Besatzungszone) und Tempelhof (amerikanische Besatzungszone) zu betonen, achteten sie sehr darauf, dass Königin Elizabeth II., wenn sie West-Berlin besuchte, in Gatow landete. 1969 wurde auch ein Golfplatz angelegt und The British Golf Club Gatow gegründet.

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche Gatow

Teile der Dorfkirche wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Damit ist sie das älteste noch erhaltene Bauwerk in Gatow und hat den Status eines Baudenkmals. Ursprünglich war sie eine Feldsteinkirche. Über die Jahrhunderte wurde die Kirche immer wieder erweitert. Die letzten großen Restaurierungen erfuhr die Kirche in den Jahren 1935 (Fertigstellung am 22. Dezember 1935) und 1953. Im Inneren hängt über dem Altar ein auf Holz gemaltes Gemälde: die um 1495 entstandene „Beweinung Christi“, die der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut zugeordnet wird.

Villa Lemm

Die Villa Lemm ist eine Villa in Gatow, die direkt an der Havel liegt (Rothenbücherweg 2−4). Das Anwesen hat eine Größe von rd. 24.000 m². Es wird als eines der schönsten Grundstücke in Berlin bezeichnet. 1907 ließ sich der Schuhputzmittelfabrikant Otto Lemm die Villa von dem Berliner Architekten Max Werner erbauen. Die Villa entspricht dabei dem Stil englischer Landhäuser. Der Terrassengarten hingegen entspricht dem italienischen Stil. Von 1945 bis 1990 wurde die Villa vom britischen Stadtkommandanten bewohnt. Dieser hielt jährlich am Geburtstag der Queen ein rauschendes Fest mit Dudelsackpfeifern und Feuerwerk ab. Zu diesem Anlass fuhren die nobelsten, auf Hochglanz polierten, schwarzen Karossen der englischen Offiziere vor.
Nach der deutschen Wiedervereinigung ging die Villa Lemm in den Besitz des Landes Berlin über. Zu dieser Zeit wurde der Garten unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 1995 wurde sie von dem Unternehmer und Kunstsammler Hartwig Piepenbrock gekauft und saniert. Insbesondere der Garten wurde wieder in seine ursprüngliche Form gebracht. Das Gelände ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Jaczo-Schlucht

Auf Höhe der Gatower Straße 199 beginnt − kurz bevor man Gatow erreicht − noch im Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt ein Weg durch die Jaczo-Schlucht zur Havel. Nach nur wenigen Metern begegnet man einem kleinen, runden, unscheinbaren und verwahrlosten Turm. Der Turm wurde 1914 mit privaten Mitteln eines anonymen Spandauer Bürgers zur Erinnerung an den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick errichtet, der auch der Schlucht den Namen gab. Jaxa oder auch Jaczo ging als Gegenspieler von Albrecht dem Bären bei der Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157 in die Geschichte ein. Ein schon weit zerfallenes Relief am Turm zeigt Jaxa auf der Flucht vor Albrecht dem Bären und zweier seiner Reiter. Der Legende und der lateinischen Inschrift nach soll Albrecht den Slawenfürsten am Ende der Schlucht in die Havel getrieben haben. Das rettende gegenüber liegende Ufer bei Schildhorn erreichte er nur mit Hilfe des in letzter Not angerufenen, bislang verhassten Christengottes, dem er zum Dank die Treue schwor. Bei Schildhorn ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1845 zur Erinnerung an Jaxas wundersame Bekehrung (Stichwort: Schildhornsage) ein Denkmal errichten.

Flugplatz Gatow

Auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow, der jedoch vollständig im Ortsteil Kladow liegt, befindet sich heute unter anderem das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr (Am Flugplatz Gatow 33). Hier werden viele Exponate aus den Beständen der Bundeswehr und der NVA (zum Beispiel Tornado, Phantom, Starfighter, MIG) gezeigt (Eintritt kostenlos).

Badewiesen

Badewiese – Gatow hat drei schön gelegene Havelbadewiesen. Die beiden bekanntesten sind die „Große Badewiese“ in Höhe Hohengatow gegenüber vom Grunewaldturm und die „Kleine Badewiese“ in der Nähe des alten Gatower Dorfkerns. Eine weitere kleinere Badewiese befindet sich neben der Villa Lemm (in Richtung Heerstraße). Die Einheimischen nennen diese idyllische Badestelle an der Villa Lemm „Uferpromenade“ oder „Appelwiese“. Die Jugend Gatows nennt sie auch liebevoll „Obstwiese“, weil hier mitunter Obst in Form von Alkohol konsumiert wird. In den 1970er-Jahren war dort ein Bauwagen des DRK aufgestellt, um bei kleineren Badeunfällen Erste Hilfe zu leisten. Nach dem Fall der Mauer verlor Gatow aber als Badeort für die Berliner zunehmend an Bedeutung, die DLRG zog sich von der Appelwiese zurück. Gatow und Kladow waren – vor dem Mauerfall – neben dem Wannsee die Badestellen in Berlin. Die Autoschlange, die sich an Sommerabenden (speziell an den Wochenenden) zurück in die Innenstadt schob, war mehrere Kilometer lang.

Rieselfelder Gatow

Die teilweise auch im Ortsteil Wilhelmstadt liegenden Rieselfelder sind ein Relikt aus den früheren Zeiten der Abwasserentsorgung. Früher wurden hier die Abwässer aus einem größeren Teil von (West-)Berlin im Sandboden versickert. Obwohl die Schlämme abgeschöpft wurden, ist der Boden bis heute mit unzähligen Rückständen verseucht. Seit vielen Jahren sind die Rieselfelder außer Betrieb und haben sich zu einer Heidelandschaft entwickelt (Naturschutzgebiet). Die Berliner Wasserbetriebe führen heutzutage immer noch Elutionsstudien durch, in denen untersucht wird, inwieweit Schwermetalle aus dem Boden herausgewaschen werden und inwiefern sich der Boden erholt. Zu diesem Zweck werden fertig geklärte Abwässer des Klärwerks Ruhleben versickert.

Ehemalige Grenze

Gatow grenzte entlang der Potsdamer Chaussee an die DDR. Verbliebene Teile der ehemaligen Grenzanlagen im Originalzustand befinden sich im Ortsteil Kladow am nördlichen Ende des Groß-Glienicker Sees (am Ende der Gutsstraße ist ein kleines Segment der Berliner Mauer noch vorhanden), an dem ein Fuß- und Fahrradweg Groß Glienicke mit Kladow verbindet und die ehemalige Grenze überquert.

Windmühle

Naturschutzgebiet Windmühlenberg mit dem gefährdeten und in Berlin inzwischen seltenen Vegetationstyp der Sand-Trockenrasenflora. Die in den Jahren 2007/2008 erbaute Bockwindmühle an der Buchwaldzeile wurde 2008 vom Bürgermeister Konrad Birkholz feierlich eingeweiht.

Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)