Rundgang durch das Quartier Falkenhagener Feld 2016

Quartiersmanagments zu Besuch bei Kollegen

Auf dem Weg in den Spektepark (Foto: Ralf Salecker)
Auf dem Weg in den Spektepark (Foto: Ralf Salecker)

Ein Spaziergang durch zwei Quartiersmanagementgebiete im Falkenhagener Feld. Kollegen aus anderen Berliner QMs waren zu Besuch in Spandau. Während des Spaziergangs wurden Projekte angesteuert, die im Rahmen der Sozialen Stadt oder des Stadtumbau West gefördert wurden. Vor Ort berichteten die Akteure über ihre Arbeit. In rund drei Stunden war so ein spannender Einblick in die Entwicklung der letzten Jahre möglich.

Quartiersmanagementgebiete in Berlin sind ebenso vielfältig, wie die Bewohner und Akteure vor Ort. Zuwanderung, Überalterung, Wohnungsstruktur, sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten und wirtschaftliche Schwächen vor Ort sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. In den Randlagen der Stadt kommen die Folgen der Gentrifizierung dazu.

Ein Besuch bei Kollegen zeigt jeweils andere Problemlagen auf und in der Folge natürlich unterschiedliche Wege, eine positive Entwicklung im jeweiligen Gebiet voranzubringen. Auch in Spandau ist keines der vier QM-Gebiete, wie das andere. Im Falkenhagener Feld gibt es wegen seiner Größe den Sonderfall von zwei Quartiersmanagements (West und Ost) in einem Ortsteil.

 

Es ging los am Westerwaldplatz

Rundgang durch das Quartier Falkenhagener Feld 2016
Das mobile Café der Zufluchtsgemeinde (Foto: Ralf Salecker)

Der neue Quartiersplatz an der Westerwaldstraße war ganz selbstverständlich der Ausgangspunkt für den Rundgang durch den Kiez. Die Nähe von Nahversorgungszentrum, Bildungs-, Sozial- und Kultureinrichtungen boten für den Stadtumbau West eine gute Ausgangslage bei der Schaffung eines zentralen Ortes im Kiez. Klubhaus, Siegerland-Grundschule, das Familienzentrum FIZ mit der benachbarten Kita Fantasia, die evangelische Zufluchtsgemeinde und die Stadtteilbibliothek bilden inzwischen ein gut funktionierendes Netzwerk.

Vom neuen mobilen Café der evangelischen Zufluchtsgemeinde, gefördert aus Mitteln des Quartiersmanagements, hatten die Besucher einen guten Ausblick auf den Platz. Seit dem 21. Mai gibt es hier immer dienstags gib es hier Kaffee und leckeren Kartoffelpuffer. Ein Verein, Stadtgeschichten e.V. bemüht sich, mehr buntes Leben auf den Platz zu bringen, der selbst eher grau daherkommt. Menschen müssen ihn mit ihren Aktivitäten mit Farbe und Leben füllen. Pflanzaktion, kleine Veranstaltungen sorgen für eine positive Entwicklung in diesem verkehrsberuhigten Bereich. In dieser Spielstraße sollten Autofahrer eigentlich nur im Schritttempo unterwegs sein.

Ein lebendiger Platz entstand hier im Laufe der vergangenen Jahre, ein inzwischen pulsierendes Herz, welches mit einem großen Sommerfest feierlich eingeweiht wurde. Viele Akteure sind intensiv daran beteiligt das neue Herz im Quartiersmanagementgebiet Falkenhagener Feld Ost zu beleben.

 

Stadtteilbibliothek

Stadtteilbibliothek (Foto: Ralf Salecker)
Stadtteilbibliothek (Foto: Ralf Salecker)

Die Stadtteilbibliothek im Falkenhagener Feld ist inzwischen nicht nur ein Ausleih-Ort für deutsch- und fremdsprachige Bücher und andere Medien und Computerspiele. Die lichtdurchfluteten weiten Räume haben sich zu einem Ort der Begegnung für Alt und Jung entwickelt. Immer wieder neue Projekte und Ausstellungen locken unterschiedliche Alters- und Zielgruppen in die Bibliothek. An Computerarbeitsplätzen kann gemütlich gearbeitet werden. Es gibt Sitzecken zum Entspannen. Das Projekt „Checkpoint Bibliothek“ holt speziell Jungs in die Bibliothek. Es gibt Wii-Spiele-Nachmittage, Comic- und Poetry-Slam-Workshops. Angebote zur Sprach- und Leseförderung und Vorlesestunden sollen schon sehr früh den Zugang zur Bibliothek erleichtern.

Das benachbarte kleine Einkaufszentrum selbst wurde durch den Eigentümer saniert. Nun strahlt es in frischem Gewand. Zwischen Stadtteilbibliothek und Supermarkt entstand ein kleiner Rosengarten. Die Fläche zwischen Bibliothek und Netto wandelte sich so zu einem einladenden Bereich.

 

Zufluchtsgemeinde

Evangelische Zufluchtsgemeinde (Foto: Ralf Salecker)
Evangelische Zufluchtsgemeinde (Foto: Ralf Salecker)

Zweifelsohne schlägt das neue Herz des Falkenhagener Feldes kräftig. Schräg gegenüber der Stadtteilbibliothek liegt das markante Gebäude der Zufluchtsgemeinde. Nicht nur die schon bestehenden Angebote bereichern das Falkenhagener Feld. Ein multikultureller Gemeinschaftsgarten entstand. Dieser kleine Ort der Ruhe hat einige begeisterte Nutzer gefunden. Die eine oder andere Familien-Grill-Veranstaltung von türkischen Mitbewohnern zeigt die Akzeptanz über „kulturelle Grenzen“ hinaus. Aus dem geplanten Turmcafé der Kirchengemeinde ist zwar nichts geworden, doch scheint das mobile Café, welches an den unterschiedlichsten Orten im Kiez eingesetzt werden soll, ein guter Ersatz zu sein. Die notwendige Zusammenlegung von Zufluchtsgemeinde und benachbarter Jeremia Kirchengemeinde aufgrund einer extrem gesunkenen Zahl der Gemeindeglieder wird zu einer deutlichen Änderung der Nutzungsstruktur der jeweiligen Gebäude führen. Umfangreiche Umbauten der Zuflucht sollen hier eine große Kita entstehen lassen, während die Gebäude der Jeremia das zukünftige Gemeindezentrum beherbergen werden. Damit reagiert man auf den gestiegenen Bedarf an Kitaplätzen im Falkenhagener Feld.

 

Klubhaus Spandau

Klubhaus Spandau (Foto: Ralf Salecker)
Klubhaus Spandau (Foto: Ralf Salecker)

Eine weitere wichtige Institution ist das Klubhaus, gleich gegenüber. Vor einiger Zeit hat Hakan Budak die Leitung übernommen. Vieles hat sich durch den engagierten Einsatz seines Teams seitdem verändert. Buntes pulsierendes Leben ist eingekehrt und hat das Haus zu einem Ort für alle Generationen gemacht. Die Jüngeren haben es offensichtlich schon mit Freude angenommen. Bands über hier und veranstalten Konzerte. Stetig kommen neue Angebote hinzu. Regelmäßig sorgen historische oder Kunstausstellungen dafür, dass auch andere Besucher das Klubhaus aufsuchen.

Das Spektrum reicht von reinen Freizeit- und Sportaktivitäten über kreative Beschäftigungen bis zu Bildungs-, Kultur- und Beratungsangeboten. Das Klubhaus ist kein reines Jugendzentrum mehr, sondern versteht sich als Stadtteilzentrum für alle Generationen.

 

Familie im Zentrum (FIZ)

Familie im Zentrum - FIZ (Foto: Ralf Salecker)
Familie im Zentrum – FIZ (Foto: Ralf Salecker)

Gleich um die Ecke, neben der Siegerland-Grundschule, liegt das Familienzentrum (FIZ). Nachbarschaftliches Miteinander fördern ist hier Programm. Seit seiner Gründung 2008 ist es zu einer festen Institution geworden. Anfänglich waren als Zielgruppe Eltern mit Kindern von 0 bis 12 Jahren angedacht. Schnell stellte man fest, dass zu den Familien auch ältere Geschwister, Oma und Opa usw. dazugehören.

Der Begriff Familie war also viel weiter zu fassen. Dementsprechend wurden die inhaltlichen Angebote bedarfsgerecht angepasst. Das FIZ hat sich zu einem Raum für Begegnung, Austausch und Beratung entwickelt.

Oft sind es Eltern, deren Kinder schon die Kita Fantasia besuchten, die nun die Angebote im FIZ entdecken. Das FIZ bietet eine vertrauensvolle Umgebung. So werden dann auch Angebote zur Elternberatung leichter genutzt. Über das Frühstück für Schwangere oder das Familiencafé kommt man in zwangloser Runde zusammen, spricht sich aus über anstehende Fragen und kann sich gegenseitig unterstützen oder bekommt Beratung durch eine Hebamme.

Generationenübergreifend begegnen sich hier Eltern, Kinder und Großeltern. Aus und neben dem gemeinsamen Freizeitvergnügen, wie Grillen, Tanzveranstaltungen oder Bastel-, Koch und Backgruppen, entstehen Fragen und Wünsche aus allen Lebenslagen. Nachbarschaftliches Miteinander, welches in modernen Siedlungen oft im Argen liegt, wächst hier auf natürliche Art und Weise.

Angebote entstehen nicht nur „als Dienstleistungen von außen“. Ein am eigenen Leib erfahrenes Fragen kann eine Gruppe initiieren, die gemeinsam nach Lösungen sucht. Austausch und Vernetzung entstehen fast von alleine.

Vor etwa einem Jahr hatte eine Frau im Falkenhagener Feld die Idee, Frauen im Quartier einen Ausgleich zum Familien- oder Singleleben zu bieten. Von Bastel- und Malangeboten bis hin zu Ausstellungsbesuchen haben die Frauen seitdem die Zeit genutzt, sich näher kennen zu lernen. Es entstanden Freundschaften und gegenseitige Hilfe untereinander. Die Ergebnisse ihrer künstlerischen Betätigung zeigten sie in einigen Ausstellungen.

Die unmittelbare Nähe von Kita, FIZ und Grundschule führt schon aus ganz praktischen Gründen zu einer verstärkten Zusammenarbeit. Es gibt zentrale Informationsabende für Eltern aus Kitas der Umgebung, deren Kinder zukünftig die Schule besuchen wollen. Grundschulen beantworten Fragen zum problemlosen Übergang von der Kita in die Schule. So lassen sich Vorbehalte und Ängste abbauen.

 

Spektegrünzug

Spektegrünzug (Foto: Ralf Salecker)
Spektegrünzug (Foto: Ralf Salecker)

Vom FIZ ging es dann weiter durch den Hermann-Schmidt-Weg, vorbei an den ehemaligen Räumlichkeiten der Stadtteilbibliothek in Richtung Spektegrünzug. Im Rahmen des Stadtumbaus West es zu einem Beratungsgebäude für den regionalen soziale Dienst (RSD) und den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) umgestaltet. Der Weg macht deutlich, wie wenig das Klischee des Falkenhagener Feldes als eine Betonwüste zutrifft. Viel Grün zeigt sich zwischen den Häusern.

Nachdem wir die Falkenseer Chaussee überquert haben, geht es rechter Hand von den Bahngleisen weiter zum Spektegrünzug. Dieser zieht sich vom U-Bahnhof Rathaus Spandau über Münsingerpark, Georg-Ramin-Grünzug und Spektegrünzug, vorbei am Kiesteich, über den Geschichtspark Falkensee bis zum Falkenhagener See im Havelland oder dem Spandauer Stadtforst. Unterwegs kreuzt er dabei den Mauerradweg. Vor kurzer Zeit ist er nach rund 36 jähriger Bauzeit fertiggestellt worden. Finanziert wurden die Baumaßnahmen aus Mitteln des Stadtumbau West.

 

Spektepark

Spektepark (Foto: Ralf Salecker)
Spektepark (Foto: Ralf Salecker)

Mit der Eröffnung neuer Sport- und Freizeitangebote 2014 im Spektepark verfügen die Anwohner über eine attraktive Parkanlage, die kaum mehr Wünsche offen lässt und für Nutzer aller Altersgruppen entsprechende Angebote bereithält.

Schon von weitem sichtbar ist der fast 20 m hohe Kletterturm, für dessen Nutzung und Betreuung der Alpin Club Berlin als Partner zuständig ist. Der Kletterfelsen besteht aus einem Turm, der in 8 m Höhe in einen Turm von 18,50m übergeht. Daneben gehören ein Beach-Volleyballfeld gleich neben dem Kletterturm, ein Mehrgenerationensportplatz, ein JugendHotSpot mit einer BMX- und Parcour-Anlage und ein bereits im letzten Herbst eingeweihter Kiosk in den Randbereichen des Parks zu den aktuellen Freizeitangeboten. In den nächsten Jahren ist endlich die Fertigstellung einer offiziellen Badestelle geplant.

Die Volleyballanlage besteht aus zwei Beach- und zwei Rasenvolleyball-Feldern. Sie wird künftig von der Martin-Buber-Oberschule und der B.-Traven Oberschule genutzt und steht Freizeit- und Vereinsmannschaften zur Verfügung.

Für den Mehrgenerationenplatz übernimmt der TSV Spandau 1860 e.V. die Patenschaft und wird die Fitnessgeräte für sein Vereinssportprogramm nutzen. Je nach unterschiedlicher Leistungsfähigkeit haben Menschen jeden Alters die Möglichkeit, Fitness und Sport unter freiem Himmel zu treiben. Auskunft über die richtige Anwendung geben die angebrachten Informationstafeln. Zwischen den Aktionsflächen des JugendHotSpot befinden sich Sitzgelegenheiten, Hängematten und Trampoline zum Treffen und Chillen.

Trotz des reichen Angebots für Freizeitaktivitäten bietet der Spektepark großzügige Grün-Bereiche für Ruhesuchende Menschen. Die Maßnahmen zur Umsetzung des neuen Nutzungskonzepts wurden gemeinsam mit den Nutzern in Workshops und Diskussionen erarbeitet und mit Mitteln des Stadtumbau West realisiert.

 

Sport- und Bildungscampus Martin-Buber-Oberschule und Grundschule im Beerwinkel

Sport- und Bildungscampus (Foto: Ralf Salecker)
Sport- und Bildungscampus (Foto: Ralf Salecker)

Weiter geht es nun über die Straße am Kiesteich in die Straße „Im Spektefeld“ zum Sport- und Bildungscampus von Martin-Buber-Oberschule und der Grundschule im Beerwinkel. Rund 1.500 Schüler lernen an beiden Schulen. Früher gab es trennende Barrieren zwischen den verschachtelten Gebäudekomplexen. Was in den 1960er Jahren noch als funktional galt, entspricht heute nicht mehr den Kriterien eines offenen Campus. Im Rahmen des Stadtumbaus wurden die Außenanlagen der beiden Schulen komplett neu gestaltet.

Der Zugangsbereich zu beiden Schulen bildet nun eine breite Allee mit vielen Bänken und Kunstwerken. In den Gestaltungsprozess wurde Schulen und Schüler intensiv mit einbezogen. Für die Jüngeren gibt es Spielbereichen, für die Älteren sorgen individuell gestaltete Rückzugsbereiche und Nischen für Ruheräume. Der große Sportplatz wird von allen genutzt.

Ergänzt wurde die Finanzierung mit Mitteln des Programms Soziale Stadt.

Mehrgenerationenhaus der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Café im Mehrgenerationenhaus (Foto: Ralf Salecker)
Café im Mehrgenerationenhaus (Foto: Ralf Salecker)

Ihren Abschluss fand die Tour in den Räumen des Mehrgenerationenhauses der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde. Im Laufe ihrer Entwicklung hat sich die Gemeinde von einem klassischen Gemeindezentrum zu einem soziokulturellen Zentrum für das Umfeld entwickelt. Anlass für die Schaffung des Mehrgenerationenhauses waren die schwach ausgebildete öffentliche und soziokulturelle Infrastruktur des westlichen Falkenhagener Feldes, wie auch die stark veränderte Alterszusammensetzung. Sehr unterschiedliche kulturelle Gruppen hatten hier inzwischen ihr Zuhause gefunden.

Um in diesem Stadtteil den Menschen aller Generationen und verschiedener Kulturen gerecht zu werden, fand eine Öffnung des Hauses als Begegnungsstätte für Menschen verschiedener Herkunft, unabhängig von Alter, Konfession, Kultur und Nationalität statt. Nachbarn sollten hier die Gelegenheit bekommen, sich auszutauschen.

Inzwischen gibt es hier ein ausschließlich von Ehrenamtlichen betriebenes Café mit breiter Fensterfront zur Sommerterrasse, ein Anbau mit Beratungs- und Mehrzweckräumen sowie eine Kita.

Erziehung, Bildung, Beratung und lebenslanges Lernen sind dabei ebenso wichtig wie Möglichkeiten zur Selbsthilfe und zu bürgerschaftlichen Engagement. Die Gemeinde will Menschen dazu ermutigen, ihren eigenen kulturellen Hintergrund wertzuschätzen, ihre Ressourcen und Begabungen zu entdecken und Begegnungen und respektvollen Austausch zu praktizieren.

Inzwischen ist der gesamte Komplex ein Gemeindezentrum im Falkenhagener Feld. Er bietet in Räumlichkeiten für Vereine, Initiativen und Gruppen an. Gemeinsame Projekte mit den Bürgern des FF und der Gemeinde, insbesondere Angebote aus den Bereichen Bildung, Kultur, Beratung und Sport, sowie eine Koordinationsstelle für das Ehrenamt im Falkenhagener Feld werden eröffnet.

Fotos vom Rundgang durch das Quartier Falkenhagener Feld 2016

 

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)