Ein ehemaliger Privatgarten an der Havel
Mit einem Bus der Linie 134, 34X, 135 oder 697 fahren wir bis zur Haltestelle Kaserne Hottengrund. Von da sind es in Fahrtrichtung wenige Schritte bis zum Lüdickeweg, in den wir links einbiegen.
Wir kommen auf einen kleinen Platz mit einem Torhaus, das den Eingang zum Landhausgarten Fränkel (im Volksmund „Fränkelscher Garten“) bildet. Der ehemalige Privatgarten des jüdischen Bankdirektors Dr. Max Fränkel und seiner Familie ist ein Kleinod und zählt zu den schönsten Gärten Berlins. Links vom Eingang liegen der ehemalige Pferdestall und das Wirtschaftsgebäude, geradezu die alte Garage und rechts davon das Wohnhaus.
Links von der alten Garage begrüßt uns der Schmuck- und Rosengarten. Gehen wir durch diesen hindurch, so kommen wir zum Alpinum, zum Gartenhaus und zu einer Teichanlage. Rechts hinter dem Wohnhaus führt ein Weg zur Havel. Wo früher das Bootshaus stand, lädt heute eine Bank zum Verweilen ein.
Der gesamte parkähnliche Garten mit seinen Gebäuden liegt in exponierter Lage auf der Krone des Steilhanges am Havelufer. Der Vorbesitzer des Grundstückes Otto Lüdicke betrieb dort eine Ziegelei.
Fränkel erwarb das Grundstück 1920. Fünf Jahre später beauftragte er den Stadtgartendirektor von Charlottenburg und Berlin Erwin Barth (1880-1933) damit, den Garten anzulegen. Barth ließ auch blühende Stadtplätze wie den Savignyplatz, Klausener Platz, Brixplatz sowie den Lietzenseepark gestalten. Die Arbeiten an Fränkels Park dauerten mehrere Jahre.
Barth ließ einen Schmuckgarten mit Mauern und Treppen aus Natursteinen anlegen. Ein Teehaus und viele blühende Stauden bereichern die Anlage. Von den mit Bäumen bestandenen weitläufigen Wiesenbereichen am Ufer der Havel hat man einen herrlichen Blick auf den Wannsee und auf die Pfaueninsel.
Mit der Emigration des Bankiers Dr. Max Fränkel im Jahre 1933 und dem Versterben von Erwin Barth im gleichen Jahr wurde der Gartenentwicklung ein jähes Ende gesetzt.
1938 eigneten sich die Nationalsozialisten das Grundstück an. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Anwesen in das Vermögen des Landes Berlin über und verwilderte.
Heute gehört der Landhausgarten dem Bezirk Spandau und ist ein begehrtes Ausflugsziel. Er ist von Mai bis Oktober nicht nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Inzwischen ist dieser lauschige Ort auch unter der Woche zu besichtigen. Das Sommercafé bietet Frühstück, selbstgebackenen Kuchen und kleine Gerichte an. Jeden Sonntag gibt es einen Marktstand, an dem im monatlichen Wechsel u.a. Töpferwerk und Schmuck angeboten werden. Außerdem können Stauden, Gehölze und Gartenaccessoirs sowie interessante Gartenbücher gekauft werden.
Unterschiedliche Veranstaltungen, Konzerte sowie wechselnde Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst sind im ehemaligen Kutscherhaus und im Café zu sehen.
Auf Anfrage werden für Gruppen Führungen durch den Garten angeboten. Anmeldung unter 0152 – 08616950 oder sommercafe@arcor.de. Wer Lust und Zeit hat, kann noch bis zur Sacrower Heilandskirche laufen, den Blick auf den Volkspark Klein-Glienicke genießen und sich mit der Fähre übersetzen lassen, um noch einen Abstecher nach Potsdam zu machen.
Öffnungszeiten des Garten Dr. Fränkel
Achtung: 2012 bleibt das Café wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der Garten ist immer dann geöffnet, wenn der Gärtner vor Ort und das Tor offen ist.
Angebote von Mai – Anfang Oktober
- Café
- Führungen
- Ausstellungen
- Lesungen
- Konzerte
Café
- Samstag, Sonntag und an Feiertagen
- von 11:00 bis 18:00 Uhr
- Freitag für Gruppen nach Vereinbarung
Garten
- Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 15:00 Uhr
- Freitag von 9:00 bis 13:00 Uhr
Adresse
- Lüdickeweg 1
- 14089 Berlin-Kladow
Verkehrsverbindung
- Bus 134, X34 und 697
- Fähre F 10 im Pendelverkehr zwischen Wannsee und Kladow
Peter Siebke