Gutspark Neukladow in Spandau

Gutspark Kladow

Ganz im Süden Spandaus liegt Kladow. Von Großstadt und Häusermeeren der Spandauer Wohnsiedlungen keine Spur, dafür Villen, lockere Bebauung und wieder viel Grün.
Das Dorf Kladow wird 1267 das erste Mal urkundlich erwähnt. 1799 erfolgt die Umwandlung des Lehnschulzengutes Kladow in ein Erbzinsgut; der Geheime Kabinettsrat Mencken bekommt es vom König geschenkt. 1920 erhält Kladow elektrisches Licht, stimmt gegen die Eingemeindung Spandaus in Groß-Berlin und 1924 wird die erste regelmäßige Buslinie nach Kladow eröffnet. Durch den Mauerbau 1961 gerät Kladow in eine abgeschiedene Lage. Seit der Wiedervereinigung ist es nicht mehr von seinem Umland abgeschnitten.


Unsere kleine Tour beginnt an der Bushaltestelle Neukladower Allee der Linie 134.
Das vor uns in einem idyllischen Landschaftspark gelegene ehemalige Gutshaus 1 ließ Ludwig Mencken im Stile der Gilly-Schule um 1800 errichten. 1887 erwarb es der Kunsthistoriker Robert Guthmann. Dessen Sohn Johannes ließ das Gebäude um 1900 umbauen. Die luxuriöse Innenausstattung gestaltete der in Berlin tätige Architekt Alfred Grenander – ein Schwede, nach dessen Entwürfen zahlreiche Bahnhöfe der Berliner U-Bahn gebaut wurden.
Der Park wurde teilweise von dem Gartenarchitekten und Staudenzüchter Karl Förster angelegt. Zusätzlich erhielt die nördliche Zufahrt des Parks zwei neoklassizistische, halbkreisförmige Torhäuser.
1928 wurde das Gut an die Stadt Berlin verkauft. Ab 1935 begann mit der Unterbringung einer Flugstaffel die militärische Nutzung des Geländes. Nach dem Krieg nutzte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die vorhandenen Gebäude.
Heute wird durch eine gemeinnützige Stiftung Gutspark Neu Kladow eine denkmalgerechte Sanierung und öffentliche kulturelle Nutzung organisiert.
Vorbei am Gutshof gelangen wir schon fast bis an das Ufer der Havel heran. Dem Imchenweg folgend kommen wir an den Imchenplatz 2, wo der dortige kleine Park – unmittelbar an der Havel gelegen – uns die Möglichkeit für eine kleine Erholungspause gibt. Dabei lassen wir den Blick über die Havel schweifen und sehen vor dem anderen Ufer der Havel gegenüber die Insel Schwanenwerder liegen.
Neben vielen Sportbooten sind einige Ausflugsschiffe und auch die Fähre, die zum S-Bahnhof Wannsee fährt, auf dem Wasser zu sehen. Der Fähranleger 3 befindet sich direkt vor unseren Augen.
Auf dem mal näher dran, dann mal wieder weiter weg vom Ufer der Havel verlaufenden Weg kommen wir zum Landhausgarten Fränkel 4 im Lüdickeweg.
Dieses kleine Gartenparadies liegt zwischen dem Fähranleger in Kladow, den wir schon hinter uns gelassen haben und dem Sacrower Schlosspark. Die Tore zum Landhausgarten Dr. Max Fränkel, einem ehemaligen Privatgarten, der jetzt dem Bezirk Spandau gehört, sind jetzt nach langer Zeit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Sommer-café im Landhausgarten lädt zum Verweilen ein. Von hier blickt man zur nahe gelegenen Pfaueninsel hinüber.
Es können neben dem Cafèbesuch auch Stauden, Gehölze und Gartenaccessoirs sowie aus einem vielfältigen Sortiment interessante Gartenbücher gekauft werden. Außerdem gibt es unterschiedliche Veranstaltungen zum Thema Garten sowie Ausstellungen und Konzerte.
Der Garten selbst ist ein Kleinod und zählt zu den schönsten Berlins. Geschaffen wurde er von 1925 bis 1933 von Erwin Barth. Als Stadtgartendirektor in Charlottenburg und Berlin ließ er so blühende Stadtplätze wie den Savignyplatz, Klausener Platz, Brixplatz und andere anlegen.
Der für den Bankdirektor Dr. Max Fränkel angelegte Garten war eine seiner letzten Arbeiten. Dieses Gartendenkmal ist ein Schmuckgarten mit Mauern und Treppen aus Natursteinen sowie Teichen. Ein Teehaus und viele blühende Stauden bereichern die Anlage.
Von hier aus kann per Bus der Rückweg nach Spandau erfolgen.
Wer noch nicht müde ist kann den Weg bis zur Sacrower Heilandskirche weiter verfolgen, sich mit der Fähre zum Volkspark Klein Glienicke übersetzen lassen, noch einen Abstecher nach Potsdam machen oder mit dem Bus zum S-Bahnhof Wannsee fahren.

Peter Siebke

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