Jaczofest 2014, ein Brückenschlag von Spandau nach Charlottenburg-Wilmersdorf

Schildhornwettschwimmen über die Havel. Wer wird Jaczo 2014?

Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Die Milzener waren ein westslawischer Stamm in dem Gebiet der heutigen Oberlausitz. (Foto: Ralf Salecker)
Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Die Milzener waren ein westslawischer Stamm in dem Gebiet der heutigen Oberlausitz. (Foto: Ralf Salecker)

Die Ruhe am Jaczoturm und entlang der Jaczoschlucht zur Havel wird in diesem Jahr wieder durch ein kleines sehenswertes Fest am 22. Juni von 11 bis 16 Uhr durchbrochen. Das Jaczo-Fest, 2011 erstmalig veranstaltet,  hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Jaczo-Sage (oder auch Schildhornsage) ins Bewusstsein der Spandauer und Charlottenburger zu rücken. Mit dem Schildhornwettschwimmen, 750 Meter über die Havel, soll daran erinnert werden.

Eine Fährverbindung wird es diesmal nicht geben. Fährverbindungen gab es zwischen den beiden Orten zwischen 1920 und 1940. Damals wurde noch mühselig gerudert, um ans andere Ufer zu gelangen.

Jaczo von Köpenick flieht über die Havel

Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Relief: Der fliehende Slawenfürst Jaczo von Köpenick. (Foto: Ralf Salecker)
Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Relief: Der fliehende Slawenfürst Jaczo von Köpenick. (Foto: Ralf Salecker)

Einst flüchtete der Slavenfürst Jacza oder auch Jaczo von Köpenick vor seinen Feinden durch die heute Jaczoschlucht in Richtung Havel. Kurz zuvor hatte er die Burg Brandenburg an den Askanier Albrecht dem Bären (Albrecht von Ballenstedt) verloren. Um sein Leben zu retten stürzte sich der gerüstete Jaczo von Köpenick samt Pferd und Rüstung in die Havel. Von der Flucht erschöpft, drohten Ross und Reiter zu ertrinken. Der Sage nach soll Jaczo den christlichen Gott um Rettung angefleht haben.

Weil die Flucht ans andere Ufer gelang, schwor der Slavenfürst dem Christengott die Treue und hängte sein Schild symbolisch an eine Eiche. Das Schildhorndenkmal auf der Halbinsel Schildhorn, welches der Architekt Friedrich August Stüler nach Bleistiftskizzen Friedrich Wilhelms IV. von Preußen 1845 entwarf, erinnert noch heute – oder besser wieder – daran.

Der Sieg des Askanierfürsten und späteren Markgrafen von Brandenburg beim Kampf um die Vorherrschaft an Havel und Spree gilt als wichtiger Baustein für die Entstehung der Mark Brandenburg. Viele Spandauer werden das Denkmal von Albrecht dem Bären kennen, welches im Innenhof der Zitadelle steht. Es wird – hoffentlich – im nächsten Jahr Teil einer großen Skulpturenausstellung im Haus 8, dem ehemaligen Magazin..

Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Der Startschuss für das Wettschwimmen ist gerade gefallen. (Foto: Ralf Salecker)
Das Jaczo-Fest 2012 im Spandauer Ortsteil Gatow. Der Startschuss für das Wettschwimmen ist gerade gefallen. (Foto: Ralf Salecker)

Erst in jüngster Zeit konnte belegt werden, dass es sich beim Slavenfürsten Jaczo (Jaxa, Jacza) von Köpenick um den polnischen Fürsten Jaksa von Miechów handeln muss. Jacza ist eine Kurzform von Jaczemir oder Jaczewoj und bedeutet soviel wie stark oder mächtig.

Der Jaczo-Turm liegt etwas versteckt an der Gatower Straße. Lange Zeit war das Gelände nicht betretbar. Der Turm verfiel oder wurde Opfer von Vandalismus. In den letzten Jahren wurde der Weg hinunter zur Havel wiederhergestellt. Der Turm bekam seine Zinnen, die vorher jahrelang im nahen Unterholz herumlagen.

Weil in Spandau ein Symbol für die Erinnerung an die Jaczo-Sage fehlte, kam ein bis heute unbekannter Bürger auf die Idee, einen mittelalterlich anmutenden Turm an der Jaczo-Schlucht errichten zu lassen. Wahrscheinlich ist er vor 1900 entstanden. Genauere Daten existieren leider nicht, da die Grundbuchdaten des „Seeburger Zipfels“ verschollen sind.

Viele fleißige Hände sind am Fest beteiligt

Theaterprobe der Paul-Moor–Schule (Foto: PMS)
Theaterprobe der Paul-Moor–Schule (Foto: PMS)

Veranstaltet wird das Jaczofest an der Havel vom Verein Bürger für Schildhorn e.V. (Vorsitzender: Stefan Krappweis; stefankrappweis@gmx.de) und dem Förderverein historisches Gatow im Museumsdorf Gatow e.V. (Vorsitzender: Ulrich Reinicke; info@gutshof-gatow.de).

Möglich ist das Fest mit seinen vielfältigen Programmpunkten nur durch die tatkräftige Unterstützung vieler Beteiligter. Dazu gehört die Paul-Moor–Schule, deren Schüler u.a. wieder eine Theateraufführung zur Schildhornsage und etwas zum historischen Hintergrund dieser Zeit beitragen. Schüler der Schülerfirma Woodpeckers von der Knobelsdorff-Schule schufen die Gedenktafel, welche um 11 Uhr feierlich enthüllt wird.

Mehrere Beiträge kommen von der Jugendfreizeiteinrichtung Aalemannufer aus Hakenfelde mit ihren Bogenschützen Aalemann Berlin e.V., dem Schachclub Zitadelle Spandau-Falkensee e.V. und seiner Mittelaltergruppe. Sie bieten historische Wurfspiele, Mal– und Bastelaktivitäten, Vorführung Brettchenweben, Kettenhemdanprobe und vieles mehr. Mittelalterliche Kampfkunst kann erprobt werden am Bogenschießstand der Bogenschützen Aalemann e. V. Aus dem Spreewald sind Gäste von der Slawenburg Raddusch angereist. Mit deren Hilfe können Kinder kleine Lederbeutel anfertigen.

Programmablauf beim Jaczofest 2014

Jaczoturm

11 Uhr: Einweihung der neuen Hinweistafel. Schüler berichten über den historischen Hintergrund der Sage.

Havelufer unterhalb der Jaczoschlucht (zwei Standorte)

  • 12 Uhr: Begrüßung durch die Veranstalter, Musikbeitrag, Theateraufführung der Schildhornsage
  • 13 Uhr: Start des Schildhornschwimmens, Startschuss durch Frank Bewig, Sozialstadtrat von Spandau

Alle drei Standorte

  • ab 11 Uhr stehen am Jaczo-Turm  und an beiden Orten am Havelufer unterhalb der Jaczoschlucht Stände mit Beschäftigungsaktivitäten für Kinder, sowie „Speis und Trank“

Halbinsel Schildhorn

Das Ziel des Schildhornschwimmens ist die Halbinsel Schildhorn am gegenüberliegenden Havelufer. Siegerehrung durch Carsten Engelmann, den stellvertretenden Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf

Öffentliche Verkehrsmittel

Die Anfahrt zur Jaczoschlucht sollte in jedem Fall mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen. An der Gatower Straße stehen nur sehr wenige Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Wer trotzdem mit dem PKW anfährt, bereitet sich und anderen nur unnötigen Stress. Mit dem ÖPNV ist der Veranstaltungsort bequem erreichbar. Wer mit dem Drahtesel anreisen möchte, kann dies aus Richtung Wilhelmstadt problemlos über die Scharfe Lanke oder aus Richtung Kladow immer an der Havel entlang, in Angriff nehmen.

Auf der anderen Havelseite verkehrt die Buslinie 218 im Halbstundentakt zwischen S-Bahnhof Heerstraße und Schildhorn. Mit dem Fahrrad kommt man über die Havelchaussee zum Schildhorn.

  • Bus 134, X34, Haltestellen: Zur Haveldüne und Biberburg
  • Bus 218, Haltestelle: Schildhorn (vom S-Bahnhof Heerstraße alle halbe Stunde – 10:18 bis 19:18)

Fotoimpressionen von Jaco-Fest 2012

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)