Keine S-Bahn zwischen Spandau und Olympiastadion

S-Bahn-Chaos wird noch schlimmer – Die Folgen der Privatisierung der Bahn

Niemand hätte solch eine Entwicklung für möglich gehalten. Neu Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes zwingen S-Bahnzüge zur Kontrolle. Neue mögliche Fehlerquellen an weiteren Rädern werden ab Montag die S-Bahn-Flotte auf nur noch ein Dritte der Züge von insgesamt 630 Viertelzügen ausdünnen. Betroffen sind alle Räder der Baureihe 481.

Hilfe beim Pressen neuer S-Bahn-Radscheiben hilft sogar ein Reparaturbetrieb in Cottbus aus.

Spandau wird für etwa drei Wochen keine S-Bahn-Verbindung nach Berlin haben.

Vom Osten her kommend, enden alle Züge am Ostbahnhof. Vom Westen kommend ist dann am Bahnhof Zoo Schluss. Er wird zu zum Endbahnhof. Nur der Ring soll tagsüber weiter im 1o-Minuten-Takt weiter betrieben werden. Zwischen Zoo und Ostbahnhof wird es keine S-Bahnverbindung geben.

Die fehlenden Zugverbindungen zwischen den beiden Bahnhöfen Zoologischer Garten und Ostbahnhof sollen durch verstärkt eingesetzte Regionalbahnzüge „ausgeglichen“ werden. Diese sollen etwa sieben mal die Stunde verkehren. Ferner wird es Busse im Ersatzverkehr geben.

Fahrgäste sollten sich nicht wundern, wenn die ankommenden Züge etwas anders als gewohnt ausschauen. Selbst aus Westdeutschland wurde vorübergehender Ersatz beschafft. Die fahren dann auf den normalen Bahngleisen.

Die Nor-Süd-Verbindungen von S1 und S2 fahren im Abstand von 20 Minuten. Um diese zu verstärken, fahren Züge zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz alle Viertelstunde auf den Gleisen der Fernbahn.

Alle, die rechtzeitig in den Sommerurlaub verschwinden, werden sich glücklich schätzen. Noch bis in den Dezember hinein soll dieses für die Bahn höchst blamable Chaos andauern.

Die Ursache für dieses Versagen liegt hauptsächlich im Privatisierungswahn der Bundesbahn begründet. Forderungen der Bahn in Form immer höherer Gewinnvorgaben, deren Tochter die S-Bahn ist, zwangen diese, immer mehr Geld an die Bundesbahn abzuführen. An die 125 Millionen Euro waren einmal für 2010 angepeilt. Geld was natürlich nicht mehr in Wartung (Werkstattschließung), Service und Sicherheit fließen konnte. Alte Züge wurden schnell verschrottet und können nun nicht als Ersatz herangezogen werden. Die enorme Zunahme der technischen Störungen bei der S-Bahn im letzten Jahr spricht hier Bände.

Privatisierung auf Kosten der Allgemeinheit!

Nach aktuellen Schätzungen wird das selbstverschuldete Chaos die Bahn rund 50 Millionen Euro kosten. Geld, was durch die nächste Fahrpreiserhöhung sicherlich wieder ausgeglichen werden soll.

Spandau bleibt von den Folgen nicht unverschont. Allen, die nach Berlin wollen, seien Bus und U-Bahn empfohlen. Zwischen Olympiastadion und Spandau wird keine S-Bahn mehr fahren.

Die Busse X34 und X49 halten am Scholzplatz und bieten so wenigstens einen Ersatz für  die S-Bahnstation Pichelsberg.

Die sonst nur zwischen Nauen und Spandau verkehrende Regionalbahn RB10, wird bis nach Charlottenburg verlängert – ab dem 20 Juli auch am Wochenende. Ferner können die Regionalbahn RB 14 und die Regionalexpress-Linien RE 2 und RE 4 genutzt werden. Sie verkehren im Wechsel alle 30 Minuten.

Verbindungen zum Flughafen Schönefeld werden zum Problem. Von Spandau fährt keine S-Bahn mehr zum Flughafen Schönefeld. Urlauber sollten sich rechtzeitig über alternative Verbindungen informieren. Airportshuttles in kürzeren Taktzeiten sollen ein wenig Ersatz schaffen.

Vom Zoo aus kann man sich mit RE7 und RE14 über Ostkreuz auf den Weg nach Schönefeld begeben.

Wenn es nach dem Willen des Fahrgastverbandes geht, dann soll die Bahn alte ausgemusterte Dieselloks aus dem Ruhrgebiet nach Berlin schaffen um ihren Beförderungsverpflichtungen nachzukommen.

Bundesliga-Saison und Leichtathletik-WM werden zum Testfall vom Öffentlichen Nahverkehr am Rande des Ausnahmezustandes werden. Dann darf nicht noch mehr „schiefgehen“!

Die BVG hat jetzt viele U-Bahn-Züge auf ihre maximale Länge erweitert. Auch auf Straßenbahnlinien finden sich vermehrt zusammengekoppelte Züge.

X und M-Linien der BVG fahren verstärkt.

Fahrten, die auf den Bahnhöfen Schönefeld, Erkner oder Hennigsdorf beginnen oder enden benötigen derzeit kein Anschlussticket.

Der Regional-Express RE6 zwischen Hennigsdorf und Spandau fährt wegen Bauarbeiten an der Strecke wahrscheinlich bis zum 16.August nicht. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet.

ICE halten in Berlin-Spandau

Das Chaos hat auch seine Vorteile. Mehr ICEs halten im Bahnhof Spandau. Züge der Strecke Berlin und Hamburg stoppen jetzt bis Mitte August stündlich. Das wäre doppelt so oft, wie üblich.

Notfahrplan-Informationen der S-Bahn, U-Bahn und VBB

  • www.s-bahn-berlin.de – Tel.: 030 – 29 74 33 33
  • BVG –  www-bvg.de – Tel.: 19 44 9
  • VBB – www.vbb-fahrinfo.de – Tel.: 25 41 41 41
  • VBB – www.vbbonline.de/aktuell

Die VBB-Fahrplanauskunft VBB-Fahrinfo enthält ebenfalls bereits jetzt alle ab Montag gültigen Fahrpläne der S-Bahn und der Regionalzüge auf der Stadtbahn.

About Ralf Salecker

Ralf Salecker, freier Fotograf und Journalist (www.salecker.info)