Wir müssen leider draußen bleiben!
Ich lebe seit vielen Jahren in Spandau.
Genau gesagt in der Tiefwerder Straße und ich genieße es, dass quasi gleich hinterm Haus und den „Freiheitswiesen“ das schöne Landschaftsschutzgebiet zum Spaziergang einlädt.
Ich gehe gern den schmalen Weg am „Faulen See“ entlang, oder an den Wiesen mit dem wilden Obstbaumbestand vorbei bis zu Spitze der Margareteninsel. Dort schaue ich über das Wasser, bewundere im Sommer die Seerosenteiche und die Wasservögel. Libellen und Wildbienen schwirren emsig umher. Mit heiserem Ruf fliegt ein Reiher auf.
Zurück geht’s an der Wochenendsiedlung vorbei. Dichtes Laubwerk verdeckt im Sommer den Anblick des Geländes der Bezirksgärtnerei.
So war es bis zum Herbst 2012.
Als Natur- und Artenschützerin stehe ich Renaturierungsmaßnahmen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber und so regte sich in mir auch kein Argwohn als ich im Herbst 2012 die große Hinweistafel an der Kleingartenkolonie Tiefwerder Brücke entdeckte.
Umweltentlastungsprogramm II der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.“
Das Projekt-Nr. 11045UEP II/7 versprach unter anderem „Ausbau und Entsorgung von Aufschüttungen (z.T. kontaminiert), Abflachungen von Uferböschungen, Baum- und Gehölzpflanzungen, Entwicklung von Feuchtgebieten, Flachwasserbereichen und Röhrichtzonen“ und noch vieles mehr.
Das hört sich ja wundervoll an, dachte ich und war gespannt auf das Ergebnis.
Endlich war es soweit.
Die Arbeiten am „Elsgraben“ waren abgeschlossen und nachdem ich beruflich sehr eingespannt gewesen war, freute ich mich, nun endlich mal wieder einen „Zug durchs Revier“ zu machen und die Renaturierungsmaßnahmen zu begutachten.
Gleich hinter der Kleingartenkolonie versperrten mir ein Zaun und ein Gatter den Weg, den ich eigentlich wie gewohnt einschlagen wollte.
Etwas irritiert folgte ich dem neu angelegten Weg immer am Elektrozaun entlang, in der Hoffnung dieser möge doch nun bald enden. Stattdessen musste ich den gepflasterten Weg an der Bezirksgärtnerei einschlagen, wo mich auch sofort ein PKW zum Ausweichen zwang.
Diesem Weg folgte ich geradeaus und erreichte die kleine Wochenendsiedlung. Jetzt konnte ich schon die Spitze der Margareteninsel sehen. Hier hat man eine breite, hölzerne Aussichtsplattform errichtet.
Bis hierher reicht auch der Zaun.
Ans Wasser kommt man nicht mehr.
Rundweg?
Gibt es nicht mehr.
Frustriert machte ich mich auf den Rückweg, wich an der Bezirksgärtnerei dem nächsten PKW aus und überlegte für wen oder was nun dieses wunderschöne Gebiet so großzügig umzäunt worden war.
Inzwischen habe ich mich informiert: für die Wasserbüffel
Wie bereits auf dem Gebiet der Tiefwerder Wiesen sollen sie auf der Margareteninsel grasen Zusammen mit einer Herde freundlicher Gotlandschafe und Gallowayrindern..
Ein großes Schild weist uns Menschen jetzt darauf hin: „Wir müssen leider draußen bleiben“. Nein, natürlich nicht, das habe ich eben erfunden.
Aber immerhin, es könnte dort stehen.
Ich habe nichts dagegen, dass die Margareteninsel nun von Rindviechern und Schafen bewohnt wird.
Dass ich dieses Gebiet nun nie wieder umrunden kann, werde ich verschmerzen.
Ich hätte mir Information von den Verantwortlichen gewünscht und es wäre sicher möglich gewesen, einen Rundweg anzulegen, anstelle des recht bescheiden ausgefallenen Stückchen Weg mit dem sich Spaziergänger und Naturliebhaber nun zufriedengeben müssen.
A.H.