Kuhlake im Stadtforst Spandau

Kuhlake Spandau

Im Nordwesten des Bezirks Spandau befindet sich der 1600 Hektar große Spandauer Forst. Er zählt zu den eindrucksvollsten Mischwäldern Berlins und bietet sich bestens für Wanderungen an.
Ausgangspunkt ist die 145er Bus-Endhaltestelle Johannisstift an der Schönwalder Allee in Hakenfelde.
Schräg gegenüber der Haltestelle beginnt die Kuhlake – unser späteres Ziel – mit dem Kuhlakenteich. Es ist ein romantisches Gewässer, in dem exotische Rotwangenschildkröten leben.


Bevor jedoch der Ausflug beginnt, zeigen wir Interesse für das evangelische Johannisstift, das im Jahr 1858 von Johann Hinrich Wichern als Ausbildungsstätte für Diakone gegründet wurde. Das Johannisstift ist eine eigene kleine Stadt für sich: mit roten Backsteinhäusern, einer Bibliothek, einem Festsaal, einem eigenen Hotel und einer Kirche mit markantem Turm. Der gepflegte Park lädt zu einem kleinen Spaziergang ein, bevor wir uns in Richtung Kuhlake auf den Weg machen.
Aus dem Johannisstift kommend überqueren wir die Schönwalder Allee und folgen ihr nur kurz in nordwestlicher Richtung. Vorbei an der Revierförsterei Spandau tauchen wir links in den Wald ein und kommen zu einem der schönsten Wildgehege Berlins und zum kleinen Fließ Kuhlake. In den Wildgehegen leben Wildschweine sowie Dam-, Reh-, Rot- und Muffelwild. Im Frühjahr, wenn einige Tierarten Nachwuchs haben, ist es hier besonders interessant. Ein Aussichtsturm am Tiergehege erlaubt uns weite Einblicke in das vom Wild bewohnte Gebiet.
Beiderseits der Kuhlake verläuft der Wanderweg, an dem immer wieder Holzbänke zum Ausruhen stehen und auf denen man die Natur genießen und den Stimmen der zahlreichen Vögel lauschen kann. Es ist ein wahres Klangerlebnis wenn von Amsel bis Zaunkönig alle in einem Chor singen.
Auch zu sehen gibt es viel: Stockenten liegen direkt am Weg in der Sonne und lassen sich nicht stören. Während eine Ringelnatter über das Fließ gleitet – was die anwesenden Frösche aber nicht zu beeindrucken scheint – fliegen Libellen, Schmetterlinge sowie viele Insekten um uns herum und erfüllen den Luftraum der Uferregion mit Leben.
Wo der Kreuzgraben die Kuhlake quert befindet sich ein kleiner Karpfenteich. Der Kreuzgraben wurde erst 1788, die anderen zahlreichen Gräben dagegen schon von 1718 bis 1724 angelegt, um dieses Niedermoorgebiet, welches zum Havelländischen Luch gehört, zu entwässern.
Wir folgen zwischen der Schutzhütte und dem Teich weiter dem Weg an der Kuhlake entlang. Am Ende der Kuhlake erinnern ein Gedenkstein und die Reste der Kronprinzenbuche an Kronprinz Friedrich-Wilhelm, den späteren Kaiser Friedrich III., der in den 1860er Jahren die Jagd gepachtet hatte und sich am 16. April 1881 hier aktiv an der Löschung eines Waldbrandes beteiligte.
Dem Wanderweg folgend erreichen wir eine Lichtung, die uns nach Westen einen Blick über die Wiesen in den Eiskeller eröffnet. Dieses Naturschutzgebiet ist der kälteste Winkel Berlins. Deshalb wurde früher das im Winter auf dem in der Nähe liegenden Falkenhagener See geschlagene Eis dort gelagert – in einem gemauerten Bunker, dem Eiskeller.
Bis 1989 war hier die streng bewachte Grenze zur DDR. Auf dem Mauerweg gehen wir in nordöstlicher Richtung bis zum Laßzinssee, den wir nur von einem Aussichtsturm erspähen können.
Weiter auf dem Mauerweg gehend gelangen wir zum Oberjägerweg, an dem ein Kreuz  an die tragischen Ereignisse an der Grenze zur ehemaligen DDR erinnert. Dieser Weg zieht sich vom Nordosten bis zum Südwesten durch den Spandauer Forst. Bei der Wanderung an der Kuhlake entlang kreuzten wir ihn schon. Auf diesem Weg pendelte zu früheren Zeiten der Oberjäger zwischen den Höfen Potsdam und Oranienburg.
Nun wandern wir weiter auf dem Mauerweg bis zur Trasse der Osthavelländischen Eisenbahn und laufen in südöstlicher Richtung bis zum Naturschutzgebiet Teufelsbruch. Von dort weisen rote Markierungen an Bäumen den Weg zum Ausgangspunkt Johannesstift.

Peter Siebke

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